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LEONORA + GWALIA

Leonora ist eine typische Goldminenstadt in der Wüste, 236 km nördlich von Kalgoorlie und 833 km östlich von Perth gelegen. Wie so viele der kleinen Goldgräberstädtchen in der Goldfields Region hat auch Leonora eine wechselhafte Vergangenheit. Der erste Europäer hier war John Forrest, der im Jahr 1869 auf der Suche nach dem Entdecker Ludwig Leichhardt mit seiner Expedition hier vorbeikam. Er benannte den markantesten Punkt in der Umgebung, den 420 Meter hohen Mount Leonora. 1896 begann auch hier der Goldrausch, noch im selben Jahr wurden zwei große Minen eingetragen namens Johannesburg und Sons of Gwalia. Wobei letztere die größte Goldmine außerhalb von Kalgoorlie war.

Der Ort wuchs schnell und 1898 wurde er eine Stadt. 1900 baute man eine kleine Eisenbahn (tramway), die Leonora mit Gwalia verband – die erste ihrer Art in Western Australia. Zwei Jahre später baute man den Anschluss nach Menzies, so dass man an die Hauptstrecke nach Perth angebunden war. Aber auch hier kam der langsame Niedergang der Stadt durch das Nachgeben der Goldpreise, allerdings wurde Leonora nie ganz verlassen, weil es immer noch ein wichtiges Verwaltungszentrum für die umliegenden Farmen war. 1969 wurde auch Nickel in der Region entdeckt und abgebaut. Ein neuer Aufschwung kam in den 1980ern, als der Goldpreis weltweit stieg. Die Tower Hill Mine wurde 1983 wiedereröffnet und die Harbour Lights Mine im Jahr 1985 eröffnet. Heute leben die Minenarbeiter mit ihren Familien in Leonora, der Ort besteht hauptsächlich aus einer kleinen Hauptstrasse, der Tower Street, und ist recht überschaubar. Ein typischer Outbackort, "Star of the West", wie es sich selbst bezeichnet, in dem es für Touristen nicht viel zu sehen gibt und nur die wichtigsten Versorgungseinrichtungen vorhanden sind.



Gwalia

Beinahe hätten wir Gwalia verpasst, aber ein Heft aus dem Tourist Office in Kalgoorlie beschrieb den Ort und machte uns neugierig. Was für ein Glück, sonst hätten wir eines der Highlights in der Goldfields Region nicht gesehen. Gwalia ist heute nicht mehr als ein kleiner, historischer Ableger des vier Kilometer entfernten Leonora, aber seine Geschichte ist wohl einmalig und die Reste der Vergangenheit spannend, ganz im Gegensatz zu anderen historischen Orten. Nur 40 Einwohner leben heute noch in der Geisterstadt.

Der Ort wurde im Jahr 1896 gegründet, Gwalia ist der walisische Name für Wales. Gold wurde nahe dem Mt.Leonora im Mai 1896 von Carlson, White und Glendinning entdeckt, die ihre Mine "Sons of Gwalia" nannten, zu Ehren des Walisers, der ihre Goldsuche finanzierte. Sie verkauften ihren Claim an George Hall für 5.000 Pfund, der Geld mit dem Investor Bewick, Moreing & Co. aus London brachte. Dieser sendete einen jungen Mann, der sich gleich als Manager einsetzte. Dieser erste Manager war kein geringerer als der damals 23-jährige Herbert Clark Hoover welcher später der 31. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1929 - 1933) wurde. Mehr dazu auf Into the Outback - How the Young Herbert Hoover Made His Name and Fortune in Australia.

Der kleine unscheinbare Ort hatte bald die zweitgrößte Mine der Goldfields vor seiner Tür und die tiefste ihrer Art in Australien. Er besaß das erste State Hotel und den ersten öffentlichen Swimming Pool. Der hölzerne Förderturm wurde mit Australiens größter Dampfwinde betrieben, mit 500 Metern pro Minute Fördergeschwindigkeit. Von 1897-1963 wurden hier 2.6 Millionen Unzen Gold aus dem Boden geholt.

In Gwalia lebte eine lebendige Gemeinschaft italienischer Einwanderer, die zusammen mit anderen Europäern als billige Arbeiter hierher geholt wurden, um die Lohnkosten zu senken. Von Beginn an gab es eine Art Entwicklungs-Wettbewerb zwischen Leonora und Gwalia, wobei Gwalia näher an den Minen und somit an der Arbeitsstätte lag. Die ersten Arbeiter lebten noch in Zelten, die wurden aber schnell durch einfache Holz- und Wellblechhütten mit Lehmfußboden ersetzt.

Doch die Gemeinschaft war abhängig von der Mine und als im Jahr 1920 dann 400 Männer gefeuert wurden, begann der Niedergang des Ortes. Seine Existenz war abhängig vom Goldpreis und anderen Faktoren der Außenwelt, die nicht zu beeinflussen waren. An Neujahr 1963 starb der Ort dann quasi über Nacht, denn die Sons of Gwalia Mine der Gesellschaft Berwick Moreing schloss einfach ihre Pforten. Die 1.000 Bewohner, über Nacht arbeitslos und perspektivlos, verließen den Ort fast fluchtartig. Da gleichzeitig auch der Bahnverkehr eingestellt wurde, mussten sie ihre Habseligkeiten mit Autos, Pferdekarren oder zu Fuß wegschaffen, sofern die Wetterverhältnisse dies überhaupt zuließen. Den meisten blieb nur soviel, wie sie tragen konnten, alles andere blieb einfach stehen und liegen und es gab nur noch 40 Einwohner. Am 17. Januar 1964 wurde dann auch das Gwalia Hotel geschlossen.

Heute leben hier immer noch einige Menschen und es gibt sogar ein Bed&Breakfast hier. Als der Gold- und Tantalproduzent Sons of Gwalia 2004 infolge von Überschuldung in Konkurs geriet, übernahm ein Fond 29% der Gesellschaft und brachte den Top Geologen Eduard Eshuys und eine Menge Kapital in die Region. In der Vergangenheit wurden in der Mine 5 Millionen Unzen Gold bis zu einer Maximaltiefe von 1.075 Metern gefördert, es sollen aber noch weitere große Lagerstätten vorhanden sein, die Leonoras Zukunft sichern. Auch die Touristen, die zur Gwalia Ghost Town kommen, sind eine neue Perspektive.

Und weil ich so viele Bilder in Gwalia gemacht habe und es einiges zu berichten gibt, habe ich noch eine weitere Seite darüber erstellt, auf dem einige der Gebäude beschrieben sind, die man dort besichtigen kann.


Google Map zum Thema

Leonora (oben) und Gwalia (unten) und die Minen

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