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BALINESISCHE RELIGION

In Indonesien herrscht Religionsfreiheit. 86,9 % der Indonesier bekennen sich zum sunnitischen Islam. Nur 1,9 % der Bevölkerung sind Hindus, aber in Bali sind es über 90 %.

Offiziell heißt die Religion der Balinesen Agama Hindu Dharma. Sie prägt das alltägliche Leben, sowie Kunst und Kultur, entscheidend. Verglichen mit der gleichnamigen Glaubensrichtung in Indien weist der Hinduismus in Bali große Unterschiede auf.

Als indische Brahmanen ab dem 10. Jahrhundert die hinduistischen Götter nach Bali brachten, gab es bereits eine hochentwickelte Kultur. Die Balinesen übernahmen nicht einfach die neue Religion, sondern integrierten sie in ihre eigenen Traditionen. Die neuen Einflüsse verdrängten nicht den bestehenden Glauben, sondern verschmolzen mit ihm. Der Glaube an die Kräfte der Natur, an die Beseeltheit der Umwelt und die Verehrung der Ahnen blieb erhalten und hat sich zusammen mit den hinduistischen Einflüssen zur komplexen, aber harmonischen hindu-balinesischen Religion entwickelt.

Glaubensinhalte

Nach balinesischer Vorstellung herrscht im Universum Ordnung. Die Welt ist zweigeteilt, was in der Gegenüberstellung von Himmel und Erde, Sonne und Mond, Tag und Nacht, Götter und Dämonen, Leben und Tod, Hell und Dunkel, Rein und Unrein, Gut und Böse usw. zum Ausdruck kommt. Es ist erforderlich, beiden konträren Kräften zu gleichen Teilen Beachtung zu schenken und sowohl Göttern als auch Dämonen zu huldigen. Man versucht nicht, negative Kräfte zu beseitigen, sondern sie in Bahnen zu lenken. Harmonie kann nur durch die Ausgeglichenheit der Kräfte erzielt werden.

Der Gegensatz zwischen Berg und Meer spielt eine wichtige Rolle im balinesischen Weltverständnis. Berge sind göttlich und heilig. Auf den Bergen wohnen die Götter und die Geister der Ahnen. Der höchste Berg Balis, der heilige Gunung Agung, ist das Zentrum des Universums.

Das Meer ist hingegen der Lebensraum der Dämonen und bösen Geister. Die Menschen leben in der dazwischenliegenden Welt, die sie nur von den Göttern geliehen haben. Ist das nicht ein sehr schöner Glaube? Man kann überall auf Bali, im Alltag der Balinesen, auf die Auswirkungen dieses Glaubens treffen.

So steht ein Bett immer mit dem Kopfende an der zum Berg gerichteten Wand, die Füße liegen in die andere Richtung. Auch beim Baden im Meer trifft man Balinesen selten...

Opfergaben

Balinesen müsen stark dem Überirdischen huldigen und das Unterirdische besänftigen. Aus diesem Grund findet man beispielsweise an besonders gefährdeten Stellen, wie Straßenkreuzungen oder Brücken, Opfergaben aus einem Bananenblatt mit Blumenblüten und Reiskörnern. Manchmal auch mit Zigaretten, Früchten oder süßen Leckerbisssen bestückt. Sie werden mehrmals täglich dargebracht. Mit diesen Opfergaben will man vor allem die mächtigen Dämonen besänftigen. Eine bequeme Nahrungsquelle für Vögel, Insekten und Ratten sind die kleinen Leckerbissen im Opferschälchen.

Vor allem auf den Gehwegen sollte man vorsichtig gehen, fast alle Ladenbesitzer haben kleine Opfergaben vor ihrem Geschäft. Da man nicht drauftreten sollte, muss man immer gucken, wohin man geht.

Opfergaben, die bei Tempelfesten dargebracht werden sind weitaus prächtiger. Sie sind zu riesigen Türmen aufeinandergeschichtet, angerichtet in silbernen Schalen, wie auf meinem Bild, oder sie werden in kunstvoll geflochtenen Körben dargebracht. Da Balinesen praktische Leute sind, werden die Früchte nach der Zeremonie wieder mit nach Hause genommen und von der Familie verzehrt. Die Geisterwelt hatte im Tempel ja Gelegenheit, dem Opfer den ihr zustehenden Anteil an inneren Werten zu entnehmen.

Dämonen

Der Gegenpol zu den Göttern wird durch ein Heer von Dämonen, bösen Geistern, Hexen und Ungeheuern verkörpert, die mit langen Reißzähnen, Glotzaugen und Krallen dargestellt werden. Man findet überall bildliche Darstellungen, ob im Hotelgarten oder im Tempel.

Darunter zum Beispiel die Hexenfürstin Rangda mit ihren Gehilfinnen, und Leyak, die ihre Macht in der Nacht entfalten und Tod und Verderben über die Menschen bringen können. Rangda ist die schlimmste aller Hexen. Um ihr böses Gemüt zu besänftigen, bedenkt man sie täglich mit Opfern.

Touristen kennen sie meist vom Barong-Tanz in Batubulan. Der Barong ist ein guter Geist. Barong-Masken aus Holz mit langen Haaren kann man überall auf Bali kaufen, ein dekoratives Schmuckstück für die Wand. Und somit immer ein guter Geist im Haus...

Tempel

Bali ist von einer enorm großen Anzahl von Tempeln, den Puri, regelrecht übersäht. Nicht umsonst hat Bali den Beinamen "Insel der 1000 Tempel" bekommen, was natürlich viel zu wenig ist.

Die wichtigsten sind die Staats- oder Reichstempel wie Pura Besakih, die die höchste Verehrung genießen und der Allgemeinheit dienen. Daneben gibt es die für bestimmte Gruppierungen oder Zwecke vorbehaltenen Bezirks-, Sippen- und Familientempel, sowie Tempel, die sich im Besitz wichtiger Organisationen wie Großunternehmen, Gewerkschaften oder Schulen befinden. Zahlreiche Tempel gibt es auch an den heiligen Orten zum Beispiel Berge oder Quellen, oder auch in den Reisfeldern und im Schatten der heiligen Banyan-Bäume. Auf die wohl größte Anzahl summieren sich die jeweils drei unterschiedlichen Dorftempel.

Offizielle Angaben nennen rund 20.000 registrierte sakrale Bauten auf Bali, was einer Dichte von vier heiligen Schreinen pro Quadratkilometer entspricht. Da sind aber die Familientempel in jedem balinesischen Haus noch nicht enthalten. Balinesische Tempel sind keine Relikte einer vergangenen Epoche, auch wenn sie oft alt, bemoost und verwittert aussehen, sondern vielmehr lebendige Stätten der Verehrung und des Gebets.

Verbrennungen

Die Verbrennung nach dem Tod ist eine der wichtigsten balinesischen Zeremonien, die Vollendung der heiligen Pflichten, die das ganze Leben jedes Balinesen bestimmen. Es handelt sich dabei nicht um eine traurige Zeremonie, sondern um ein freudiges, farbenprächtiges Ereignis. Das ganze Dorf feiert, wenn ein reicher Balinese in aufwendiger Zeremonie verbrannt wird. Touristenführer der ganzen Umgebung karren interessierte Ausländer heran, die dann stundenlang das Geschehen verfolgen können.

Die körperliche Hülle wird durch die Verbrennung des Leichnams vollständig vernichtet, um die Seele für den Aufstieg in den Himmel zu befreien. Wo sich die Familie keine Prunkzeremonie leisten kann, wartet der Tote eventuell mehrere Monate oder Jahre unter der Erde, bevor er zu einer preiswerteren Sammelverbrennung wieder ausgebuddelt wird. Für das europäische Verständnis geht es viel zu laut und lustig zu, dies sind nur äußerliche Anzeichen von konzentrierter Arbeit: Viele Aktivitäten und Rituale dienen dazu, die Seele so zu verwirren, dass sie nicht mehr zum toten Körper zurückfindet und damit wirklich frei für eine Wiedergeburt ist.

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