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FAHRT NACH MESTIA

Abgelegen, im Norden Georgiens, liegt Swanetien. Ein Juwel der Natur und ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger. Swanetien ist die höchstgelegene, noch bewohnte Region im Kaukasusgebirge und gehört seit 1996 zum UNESCO-Welterbe, vor allem wegen den Turmhäusern und den mittelalterlichen Strukturen der Region.

Der Weg dorthin war schon immer beschwerlich, daher war Svaneti lange eine der wenig berührten Gegenden Georgiens. In der schwer zugänglichen Region scheint in vielen Wehrdörfern die Zeit stehengeblieben zu sein. Inmitten einer grandiosen, aber oft auch gnadenlosen Natur lebt das Volk der Swanen hier fast noch wie im Mittelalter.

Die abgelegenen Gebirgstäler boten viele Jahrhunderte lang Schutz vor den im Tal vorbeiziehenden Eroberern. Nicht nur die Menschen zogen sich hierher zurück, auch Ikonen und Preziosen aus vielen Epochen wurden in die schwer zugängliche Berggegend gebracht, um sie dort in den abgelegenen Bergkirchen zu verstecken und Swanetien wurde zur Schatzkammer Georgiens. Schon im 1. Jahrhundert v. Chr. beschrieb der Grieche Strabon die Swanen als unerschrockene Krieger.

Traditionen haben sich in Swanetien in einer Form und Reichhaltigkeit erhalten, die selbst im traditionsverhafteten Georgien selten zu finden ist. Isoliert durch die Abgeschiedenheit haben die Swanen bis heute eine eigene Kultur und sogar eine eigene Sprache ohne Schrift, das Svanuri, erhalten können.

Die Menschen hier gelten als unabhängig, aber auch als verschlossen, eigensinnig und stur und sie sind für ihre Trinkfestigkeit bekannt. Ähnlich wie es bei uns die Ostfriesen-Witze gibt, gibt es in Georgien Swanen-Witze. Fremde werden aber auch hier Herzlichkeit und Gastfreundschaft erfahren.

Swanetien ist in zwei Regionen unterteilt: Oberswanetien (Semo Swaneti) und Niederswanetien (Kwemo Swaneti). In Oberswanetien, entsprechend der heutigen Munizipalität Mestia und unser Reiseziel, leben heute gut 9.000 Menschen und durch bessere Straßen und Erreichbarkeit steigt jährlich die Zahl der Besucher.

Es gibt Beobachter, die die Entwicklung Swanetiens in den letzten Jahren mit Sorge betrachten und befürchten, dass die faszinierende, vielschichtige Schönheit und Atmosphäre dieser Region vom Tourismus überrumpelt wird. Wir hatten stellenweise durchaus diesen Eindruck, aber die Bewohner hier freuen sich natürlich über die wachsende Aufmerksamkeit und neue Einkommensquellen. Familien kehren aus der Ebene in die Dörfer zurück und vermieten Zimmer an Wanderer. So ist auch Swanetien wie so viele abgelegene Reionen der Welt gefangen zwischen Fortschritt und Tradition, Erhaltung des Alten und Zuwendung zum Modernen.

Immerhin, obwohl es einen kleinen Flughafen in Mestia gibt müssen die meisten Touristen eine lange und anstrengende Anreise in Kauf nehmen. Die Fahrt startet meist in Sugdidi, ein Großteil der Besucher kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Marshrutkas oder organisiert mit Bussen. Sugdidi hat knapp 45.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Region Mingrelien und Oberswanetien. Beliebt und sehr günstig ist die Anfahrt ab Tbilisi im Nachtzug nach Sugdidi (10 Stunden), um von dort mit der Marshrutka nach Mestia weiterzufahren. Die 140 Kilometer lange Straße nach Mestia wurde komplett neu gebaut, wodurch sich die Fahrtzeit von sechs auf unter vier Stunden verkürzt hat, obwohl die Fahrer unterwegs für eine kurze Pause anhalten. Sonst sieht man die schöne Landschaft nur durch verschmierte Scheiben vorbeirauschen.





Unterwegs

Gut 30 Kilometer nordöstlich von Sugdidi kamen wir bei Dschwari, aus Tskaltubo kommend, auf die Hauptstraße nach Mestia. Kurz vor dem Eintritt des Flusses Enguri in die Kolchische Tiefebene liegt der Enguri-Staudamm mit dem größten Wasserkraftwerk im Kaukasus. Es produziert jährlich rund 4,5 Milliarden Kilowattstunden, das sind rund 40 % der georgischen Stromproduktion.

Hier befindet sich auch mit 750 Metern Breite und 271,5 Metern Höhe die höchste Bogenstaumauer der Erde, leider konnten wir keinen Blick darauf werfen, weil die Zufahrt wegen Bauarbeiten gesperrt war. Wahrscheinlich auch, weil sie auf oder nahe der Grenze zu Abchasien liegt. Georgien und Abchasien betreiben das Kraftwerk gemeinsam. 1988 wurde die Anlage nach 20-jähriger Bauzeit eingeweiht.

Das dahinter liegende Jvari Enguri Reservoir fasst 1,1 Milliarden Kubikmeter Wasser und hat eine Oberfläche von 13,13 Quadratkilometern. Die Straße führt viele Kilometer dicht daran vorbei, das Wasser ist wunderbar Türkis und von dunklen Wäldern umgeben. Leider ist es kaum möglich ein Foto zu machen, ohne irgendwelche Stromleitungen im Bild zu haben.

Von hier aus sind es noch 95 Kilometer bis nach Mestia. Die Schlucht ist hier eng, die Felswände rücken zusammen. In einem Straßentunnel wurde gearbeitet, auf der Hinfahrt war es ein Sonntag und wir sahen keine Arbeiter. Auf der Rückfahrt fuhr man im Dunkeln an den Männern vorbei, die im Schein von Scheinwerfern ohne weitere Sicherung hier arbeiteten. Es war ziemlich unheimlich, aber wenn Lastwagen mit schwerer Ladung hier durchkommen, dann sollten wir mit unserem Nissan keine Probleme haben. Wenn man das Jvari Enguri Reservoir hinter sich gelassen hat wird das Tal weiter.

Die nächsten Kilometer schlängelt sich die Straße mit vielen Kurven und Kehren immer am Fluss Enguri entlang. Unterwegs stehen vereinzelt ein paar Häuser, ein Restaurant sahen wir am Straßenrand. Sonst nur Wald und bewaldete, steile Berge. Ab und zu mal eine Kuh auf der Straße. Die Strecke ist landschaftlich extrem reizvoll. Die Straße schlängelt sich von nahezu Meeresniveau die Berge hinauf, bis sie schließlich in Mestia rund 1.500 Höhenmeter erreicht. Kurz vorher kann man in den Dörfern die ersten Wehrtüme entdecken. Auf den Weiden grasen Kühe und Pferde, am Straßenrand stehen Wegkreuze.

Wir sind vorher bei Becho ins das Tal in Richtung Mazeri abgebogen, da wir die ersten Tage in Swanetien im Grand Hotel Ushba verbracht haben. Eine weitere Nacht dann in Ushguli und noch eine im Becho Haus als Zwischenstation auf dem Weg ans Meer nach Batumi.

Die Straße nach Mestia ist mit einem normalen Auto zu befahren, wer allerdings noch höher in den Kaukasus möchte, der ist auf ein geländegängiges Allradfahrzeug und gutes Wetter angewiesen. Bei Regen braucht man länger, Nebenstrecken werden dann zur Rutschpartie. Im Winter, der hier mehr als ein halbes Jahr dauert, ist Mestia oft gar nicht zu erreichen und Lawinen sind eine ständige Gefahr.






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Weg nach Mestia

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