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CANTER SAFARI

Um auf eigene Faust in das Hauptgebiet Dhikala des Corbett National Park zu gelangen, muss man eine Nacht in einem der fünf Camps buchen und bekommt nur dann ein Permit. So kann man mit dem eigenen Auto zum Camp fahren und unterwegs dabei nebenbei eine Safari auf eigene Faust machen, denn der Hauptweg ist gut ausgebaut. Leider haben wir das nicht gewusst, also waren wir auf eine organisierte Tour angewiesen. Die wird hier vom Forest Departement betrieben und wir hatten auf einen Jeep gegen Aufpreis gehofft. Aber es gibt nur Canter, die angeblich 15-sitzig sind. Aber 16-20 Leute inklusive Kinder quetscht man hier gerne rein in die offenen Busse.

Da unser Hotel einen Canter Drive gebucht hatte und unser Manager uns blumig von den vielen Tieren berichtete, die man dort sieht, freuten wir uns auf die Tour. Doch dabei lief einiges schief, über das ich hier gerne berichten werde.

Es begann sehr früh am Morgen, als wir um 5 Uhr geweckt wurden und wir bekamen sogar ein kleines Frühstück im Zimmer serviert. Man packte uns noch ein Lunchpacket für Mittags und unser Fahrer fuhr uns nach Ramnagar, zusammen mit einem Hotelangestellten, der die Anmeldung im Forest Departement Hauptquartier übernehmen sollte. Denn hier starten alle Canter gegen 6:00 Uhr.

Wir waren die ersten vor Ort und warteten mindestens eine halbe Stunde. Im Hotel hatte man uns gesagt, wer früh kommt kann sich die besten Plätze hinten aussuchen. Doch es dauerte eine ganze Weile, bis jemand uns sagte, welches unser Canter war und obwohl wir die ersten waren kletterte eine indische Familie schnell vor uns auf die besten Plätze. Zum Glück für uns hatten sie den falschen Canter erwischt und mussten wieder raus, Zeit für uns nach hinten zu klettern. Dann passierte lange nichts und eine Familie mit Kind aus Südindien stieg ein. Alles wirkte sehr unorganisiert und wir langweilten uns, denn erst um 6:30 starteten wir in Richtung Dhangarhi Gate. Zu fünft im riesigen Canter fuhren wir im kühlen Wind mit schlechter Federung recht zügig über die Hauptstraße und wurden an Baustellen und Schlaglöschern mächtig durchgeschüttelt. Trotz Verspätung war die Stimmung gut, denn Michael und ich hatten eine Bank für uns alleine und wir konnten an beiden Seiten fotografieren, vor uns lachten die anderen glücklich über ihre eigene Sitzbank.

Als wir endlich am Dhangarhi Gate ankamen, war es schon hell. Dort hielten wir und eine dort wartende große Gruppe Inder stürmte unser Fahrzeug. Auf unsere Sitzbank quetschten sich noch ein junges Paar mit einem kleinen Mädchen, auch die andern Bänke wurden dicht besetzt. Nur die Familie vor uns hatte Glück und blieb zu dritt in der Bank. Dann standen wir mindestens noch eine halbe Stunde am Gate herum, weil alle noch mal auf die Toilette mussten, Souvenirs kauften, Kaffe tranken oder in der Gegend herumliefen.

Bis dann alle eingestiegen waren und es endlich losging, war es schon 8:00 Uhr. Da hätten wir auch länger schlafen können und mit dem eigenen Auto direkt zum Gate fahren. Warum sich die indische Gruppe nicht ebenfalls erst zum Hauptquartier zur Anmeldung begeben musste, blieb uns ein Rätsel.


Tiger und Krokodile

Schon kurz hinter dem Haupteingang lernten wir gleich alle Nachteile einer Cantersafari kennen. Denn im Flussbett rechts, etwa 200 Meter hinter dem Eingang, sahen wir gleich zwei Tiger. Gott-sei-Dank saßen wir auf der richtigen Seite und ich konnte in den paar Sekunden wenigstens noch ein paar Bilder von einem der beiden machen. Die anderen hatten wenig Chancen, denn durch das extrem laute Gekreische - "Tiger - TIGER - TIIIIGERRR" - der versammelten Horde waren die beiden Katzen im Nu aufgeschreckt und verschwanden im Busch. Das kleine Mädchen neben uns hatte den Tiger gar nicht gesehen und war von den Eltern gar nicht zu beruhigen. Die kleine Prinzessin war entschlossen, den Rest der Fahrt zu kreischen und lautstark ihren Unmut über die Ungerechtigkeit der Welt zum Ausdruck zu bringen, was nach einigen Stunden extrem nervte. Auch ein Blick auf den Tiger in meiner Kamera konnte sie nicht beruhigen.

Die sehr holperige Fahrt führte durch Wald und dann am Ramganga River entlang. Um es kurz zu machen: das alte, klapprige Gefährt ohne nennenswerte Federung raste den Umständen entsprechend durch die Landschaft und alle Tiere waren verschwunden. Viel sahen wir nicht, ein paar scheue Rehlein, ein paar Pfaue und an einem schönen Aussichtspunkt hoch über dem Fluss hatten wir Ausblick auf Krokodile tief unter uns. Überhall, wo wir hielten, wurde die Begeisterung der Gruppe so laut, dass alle Tiere panisch flohen. Zweimal konnten wir aussteigen und die Krokodile im Fluss beim Sonnenbad auf einer Sandbank beobachten. Neben den Sumpfkrokodilen lagen auch die auch die seltenen, langschnäuzigen Gaviale. Dieser einzige heute lebende Vertreter seiner Art, der Gangesgavial (Gavialis gangeticus), lebt ausschließlich in den Flüssen des nördlichen indischen Subkontinents. Dies war der Höhepunkt der Safari - da sich Krokodile in ihrem Phlegma durch plappernde Horden zum Glück nicht irritieren lassen. Dann wurden wir weiter ein wenig durchgeschüttelt, bis wir das Camp Dhikala erreichten.

Die Unterkunft ist wunderschön gelegen am Rande des breiten Patli Dun-Tals, welches hier vom Ramganga-Fluss in zahlreichen Kanälen durchzogen wird. Dhikala bietet einen schönen Panoramablick auf die umliegenden Grasebenen, mit dem Höhenzug des Kanda im Hintergrund. Hier sahen wir auch unsere ersten und einzigen Elefanten, die wiederum laute Begeisterungsschreie auslösten, obwohl sie angekettet waren. Es handelte sich nicht um wilde Exemplare, sondern um die Reitelefanten des Camps.



Dhikala

Als der Canter endlich im Camp stoppte, strecken wir erschöpft unsere durchgerüttelte Knochen. Dann mussten natürlich alle auf Toilette und wir durften die dreckigsten Klos aller drei Indienreisen bestaunen. Selbst die Inder unserer Reisegruppe kamen schaudernd und kopfschütelnd wieder raus. Unmöglich, denn hier kommen täglich mindestens zwei vollbesetzte Canter an. Auch das Camp machte keinen sehr gepflegten Eindruck. Wir zogen uns in ein abgelegenes Gebäude zurück, in dem alte Korbstühle für die Ausgestaltung abendlicher Barbequeues vor sich hinrotteten. Hier wollten wir in Ruhe unser Lunchpacket verspeisen, kamen aber kaum dazu etwas zu essen. Eine Affenhorde war sehr aufdringlich und die Tiere witterten das Essen. Die Situation wurde richtig brenzlig, als sie sich auch mit Steinen und Gebrüll kaum vertreiben ließen flohen wir in Richtung Lodge. Die Aussicht auf die Ebene war hier teilweise von Drähten und Zäunen versperrt und das Ambiente erinnert eher an ein Militärlager als an Urlaub - auch wenn die Umzäunung wegen der Elefanten und Tiger angemessen ist.

Auch auf der Rückfahrt machte der Canter mächtig Krach, unser Rücken musste einige Schläge aushalten und ein Pfau oder Rehe am Wegrand waren schon eine Sensation und wurden gebührend fotografiert. Während der Fahrt war dies gar nicht möglich, denn die Vibrationen und die Schaukelei waren so heftig, dass wir die Kamera nicht ruhig halten konnten. Und wenn der Canter hält, dann springen alle auf und man hat immer einen Kopf oder Arm vor dem Motiv. Wenn dieses nicht schon längst auf Grund des Lärms geflohen ist...

Die indische Gruppe stieg am Gate wieder aus, uns erwartete noch die windige und extrem unbequeme Rückfahrt zum Hauptquartier, wo unser Fahrer wartete. Und unterwegs sahen wir ihn: unseren ersten, wilden Corbett-Elefanten. Direkt am Straßenrand, in der Nähe einer Siedlung. Er guckte kurz auf den Verkehr, stellte sich für ein Foto in Pose und verschwand im Wald, auf dem ersten Bild ist er zu sehen. Auch die indische Familie vor uns war begeistert, obwohl sie aus Südindien stammte wo es sicherlich auch wilde Elefanten gibt.

Als wir dann endlich im Hotel ankamen waren wir vollkommen erledigt, alle Knochen taten weh, die versprochenen Tierhorden hatten wir nicht gesehen aber dafür wenigstens zwei Tiger. Was die Augen des Hotelpersonals aufleuchten ließ, denn so ein Glück haben wohl nur wenige Besucher. Trotzdem haben wir uns an diesem Tag geschworen: nie wieder eine Fahrt in einem Canter!




Google Map zum Thema

Dhikala Camp

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