Archiv : Infos und Bilder aus 2003

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ESTANCIA Menelik

Wer den sehr abgelegenen Perito Moreno Nationalpark besuchen möchte der hat keine große Wahl was die vorhandenen Unterkünfte angeht. Da man von einer Kreuzung an einem einsamen Abschnitt der Ruta 40 immerhin noch über 90 km auf einer sehr unwegsamen Abzweigung bis zum Parkeingang zurücklegen muss ist es kaum möglich den Park ohne Übernachtung zu besuchen. Dem entsprechend niedrig sind die Besucherzahlen, denn es gibt im weiten Umkreis nur 2 Estancias die Zimmer anbieten: direkt im Park die Estancia La Oriental und 22 km vor Parkeingang die Estancia Menelik. In letztere hatte uns Argentum Travel mit Vollpension eingebucht.

Der Weg in den Nationalpark ist sehr schlecht, zu allem Überfluss hatte es auch noch geregnet. Ausgefahrene 4x4-Tracks im Matsch machten ein Vorwärtskommen schwierig. Am Abend zuvor hatten wir ein deutsches Paar mit einem kleinen 4x4-Camper getroffen, die in einem matschigen Hohlweg aufgegeben hatten und umgekehrt waren. Unser Kangoo mit Michael als erfahrenem Pistenfahrer bewältigte die Strecke gut und verursachte am Zielort große Augen, denn wir waren die einzigen Gäste ohne schweren Allrad vor Ort.

Menelik liegt in einem weiten Tal an einem Fluss und nur wenige Kilometer von der Zufahrtstraße zum Nationalpark entfernt. Auffällig ist, dass es nicht die üblichen Pappeln als Windbrecher gibt, die rot-weißen Gebäude liegen vollkommen ungeschützt in der weiten Landschaft mit Blick auf die umliegenden Berge, die vom 3.106 m hohen San Lorenzo überragt werden. Dieser ist allerdings oft in Wolken.

Der Name geht zurück auf den ehemals deutschen Besitzer der Farm, dessen Bildnis noch im Esszimmer hängt. Die Familie hiess Bröder, und da der Hausherr sehr schwarze Haare und ein Bärtchen hatte und nicht so typisch deutsch aussah, nannte man ihn schon auf dem Schiff nach Argentinien seinem Ausssehen nach Menelik. Dies war der König von Abessinien (Äthiopien) und Sohn der Königin von Saba und König Salomon.

Auf der Estancia Menelik wird man sehr persönlich begrüßt und man hat immer einen Ansprechpartner für Fragen und Wünsche. Gaucho Manuel Pardo begleitet Gäste auch auf Ausritten in die Umgebung, einige Kilometer entfernt auf dem Gelände der Estancia befindet sich eine Flamingolagune.

Bis zu 10 Gäste teilen sich das Haupthaus, weitere 16 Leute, meist Backpacker, können im "Rio Belgrano Shelter" in Schlafkojen übernachten. Das Haupthaus aus dem Jahr 1920 ist gut renoviert und hatte als einzige Unterkunft in ganz Patagonien Doppelverglasungin den riesigen Fenstern - aus Deutschland importiert!

So sass man am Abend nett beisammen vor dem Kamin und hatte einen Panoramanblick auf das ständig wechselnde Wetter und die windzerzausten Schafe hinter dem Haus. Spannender als Fernsehen und in viel besserer Qualität.

Das allererste Haus der Estancia steht auch noch und ist mit allerlei Altertümchen liebevoll wie ein Museum eingerichtet, rechts auf dem Bild ist das alte Funkgerät zu sehen.

Beide Tage teilten wir das Haus nur mit einem sehr netten Paar, Kristin und John aus San Francisco. Das machte den Aufenthalt sehr geruhsam und am Abend konnten wir alle das hübsche Wohnzimmer mit der kleinen Bibliothek genießen. Hier fanden sich Bücher zum Thema Patagonien und auch alte Zeitungen, sogar in Deutsch, aus den 40er, 70er und 80er Jahren. Eine wahre Fundgrube und eine gute Beschäftigung, während draußen ein Schneesturm tobte.

Lage

Die Estancia Menelik erreicht man nur über die Ruta 40, von der Abzweigung an einer groß ausgeschilderten Kreuzung an einem Knick der Straße bis Menelik sind es 64 Kilometer, deren letzte Hälfte es in sich hat. Hier wird der allgemein steinge Untergrund Patagoniens im relativen Windschatten der Anden von einem fruchtbaren dunklen Erdreich abgelöst. Durch Winderosion hat sich die Straße streckenweise in einen Hohlweg verwandelt.

Besonders nach Regenfällen ist die Straße teilweise sehr schlammig und tief ausgefahren, und auch bei Trockenheit kommt man nur langsam und vorsichtig vorran. Auf der Grasnarbe oberhalb des Hohlwegs hat sich für ganz üble Regenfässe mittlerweile ein zweiter Track etabliert, der aber auch ganz schön holprig ist. Nach einigen Kilometern Adventure-Track erreicht man eine Brücke, jenseits davon ist der Untergrund wieder fester, dafür gibt es einige große tiefe Pfützen, die vorsichtig auf dem Umweg über den Seitenstreifen umfahren werden müssen.

Der nächste Ort in dem auch die Einkäufe erledigt werden müssen ist Gobernador Gregores in 200 Kilometer Erntfernung. Für diese Strecke braucht ein Geländewagen knapp 4 Stunden. Für uns erst einmal erstaunlich ist es in dem engen einspurigen Hohlweg noch nie zu Gegenverkehr gekommen: Claro, am Morgen fahren Gäste ab und das Personal einkaufen, am Abend kommen die Gäste an und das Personal kehrt aus der großen Stadt zurück.

Die Stadt Perito Moreno im Norden ist 300 km entfernt, El Chaltén im Süden 432  km und El Calafate mit internationalem Flughafen 465 km.

So kann man schon behaupten Menelik läge irgendwo im Nirgendwo. Zum Eingang vom Nationalpark Perito Moreno und der Rangerstation sind es ab Menelik nochmals gut 20 Kilometer, innerhalb des Parks kommen dann auch noch schnell etliche Kilometer hinzu.

Da kann man sich freuen, daß auf Menelik auch Benzin und Diesel erhältlich sind. Von der Ladefläche seines Jeep pumpt Manuel aus großen Plastikfässern den wichtigen Sprit, auf jeden Fall genug, das man es bis zur nächsten Tankstelle in Bajo Caracoles, 162 km entfernt, schaffen kann. Angesichts der mühseligen Beschaffung in dieser Weltgegend waren die Preise erstaunlich günstig, wir haben nicht mehr bezahlt als an der Ruta 3 oder in Trelew.

Zimmer

In Menelik haben die Gäste wie schon erwähnt ein eigenes Haus. Es gibt 4 Zimmer mit eigenem Bad, eine Küche, ein Esszimmer und einen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Kamin.

Ein Zimmer hat ein Doppelbett und liegt direkt neben dem Esszimmer. Die anderen haben zwei bezwiehungsweise vier Betten und sind über einen Flur zu erreichen, an dem neben dem Eingang auch die Küche liegt.

Wir hatten das Vozeigezimmer Shoam (ist auch auf Prospekten und auf der Webseite abgebildet) mit dem Doppelbett, was den Vorteil hatte, das im Esszimmer nebenan geheizt war und so noch ein wenig zusätzliche Wärme in unser Zimmer drang. Das wir vier nach einigen Tagen Pause wieder die ersten Bewohner waren haben wir am Anfang trotz Heizung in jedem Raum und Kaminfeuer doch etwas gefroren bis es einmal gut durchgeheizt war.

Das Bett ist sehr bequem und das Zimmer hübsch und geschmackvoll eingerichtet. Es bietet ausreichend Platz und hat so wie das ganze Haus ebenfalls Doppelglasfenster mit Ausblick auf die Weide.

Das weißen Bad war wirkte dagegen recht ungemütlich und kalt, da es hier keine eigene Heizung gab und die Decke weiter heruntergezogen war. Die Dusche allerdings war heiß und angenehm, in der Küche standen 3 Gasboiler mit jeweils mindestens 100 l heißem Wasser.

Auf Anfrage hatten wir nicht nur am Abend, sondern auch am Morgen für eine Stunde Strom vom Generator. So konnte man nach dem Aufstehen in Ruhe duschen, rasieren und Haare föhnen. Ansonsten gab es eine generelle Doppelverkabelung für 12-Volt Batteriestrom mit eigenen Schaltern.

Frühstück

Das Frühstück auf Menelik war ein typisch patagonisches, sprich es gab Marmelade, Brot, Butter, Kaffee, Orangensaft aus Pulver und Kuchen.

Man hat sich Mühe gegeben und servierte den Gästen 2 verschiedene Brotsorten, leider waren alle beide etwas hart und erfreuten sich in versammelter Runde keiner großen Beliebtheit. So wich man auf den Kuchen aus, der sehr lecker war.

Essen

Menelik war nur mit Vollpension zu buchen, das heißt es gibt am Mittag für Ausflüge eine Lunchbox aus Pappe. Darin befand sich zum Beispiel ein Salat, ein Ei (das hätten wir auch gerne zum Frühstück gehabt), Plastikbesteck, Brötchen und Obst. Zur Lunchbox ist ein Softdrink kostenlos.

Im Aufenthaltsraum stehen einige Flaschen mit Alkohol, meist argeninischen Ursprungs, an denen man sich kostenlos bedienen kann. Softdrinks liegen im Kühlschrank, Wein und Bier kann man sich ebenfalls nehmen und die Menge auf einem Zettel notieren. Am Ende des Aufenhalts wird dann zu zivilen Preisen abgerechnet.

Die Weinauswahl ist nicht besonders groß und die Sorten recht einfach, der teuerste kostete 18 Pesos und war trinkbar. Das Essen wird an einem großen Tisch im Esszimmer serviert, da wir nur zu viert waren hatten wir viel Platz.

Als Vorspeise servierte das sehr nette und bemühte Personal am ersten Tag Emplanadas, Pizzastücke gab es am zweiten Tag, die als kleine Portionen in Servietten eingewickelt waren. Dieses "Fingerfood" wurde uns im Wohnzimmer serviert, während wir noch am Kamin sassen und wurde leider viel zu schnell kalt.

Am Tisch sitzend kam dann die Hauptspeise. Am ersten Tag gefüllte Gemüsecrepe, die ebenfalls fast kalt waren. Anscheinend wurden die Speisen nicht in der Küche vor Ort zubereitet, sondern in einem anderen Haus. So hatte man Probleme, das Essen nach dem Tragen durch die Kälte in der Küche unseres Hauses wieder heiß zu bekommen, und auf dem Weg zum Tisch kühlte es wieder viel zu schnell ab.

Am zweiten Tag gab es Rindfleisch, das zwar geschmacklich sehr gut war, an dem man zwar viel wegschnippeln musste, um das genießbare zwischen trocken und fettig herauszufinden. Dazu eine Schüssel geriebener Möhren mit Kirschtomaten und eine Schüssel mit geriebenem Rotkohl. Dazu eine Dose Olivenöl und ein Kännchen mit Essig. Rohkostsalat auf argentinisch - ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Der Nachtisch war lecker - Pfirsich oder ähnliches aus der Dose, auf Wunsch mit Dulche de Leche - und machte satt.

Insgesamt war das Essen kein großes Highlight, wobei man zwar immer die Schwierigkeit beim Beschaffen und Zubereiten berücksichtigen muss, aber solchen Widrigkeiten sollte man sich als Gastwirt anpassen können. Auf dem Umfragebogen zur Gästezufriedenheit war dies auch der einzige Punkt, wo wir eine schlechte Note vergeben haben.

Die beiden Amerikaner waren auch nicht sehr begeistert und stocherten noch skeptischer als wir zwei auf ihren Tellern herum. Sie waren aber noch eine Nacht länger auf Menelik, diesmal zusammen mit 5 Argentiniern, und schwärmten uns bei einem späteren Treffen an einer Tankstelle dann vom letzten Essen vor: Richtig heiße (!) Zwiebelsuppe und leckeres Fleisch soll es nach unserer Abreise gegeben haben...

Fazit

Menelik ist trotz gelegentlichen Fröstelns eine gemütliche Wohlfühlunterkunft in der großartigen rauhen Landschaft weit ab von jeder Zivilisation. Der Service ist herzlich und aufmerksam und die Raümlichkeiten sind großzügig und originell, wir würden jederzeit wieder hier wohnen.

Im November 2003 waren wir für 2 Nächte hier.

Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die sehr schöne Webseite von Cielospatagonicos auf englisch mit Infos über Menelik. Dort findet man auch die aktuellen Preise.

Google Map zum Thema

Menelik von oben...

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