Archiv : Infos und Bilder aus 2003

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ESTANCIA CHRISTINA

Die Estancia Christina liegt in einem Nebental parallel zum See-Arm des Upsala Gletscher und wir mussten von der Eiswand aus noch eine Weile fahren um sie zu erreichen. Ein Landgang an dieser abgelegenen Bucht bietet exklusiv nur der Veranstalter der Upsala Explorer. Da alle Mitglieder der früheren Inhaberfamilie bereits verstorben sind, ist der Inhaber der Farm heute der Touroperator.

Auf Grund ihrer Lage im Nationalpark dürfen hier keine Tiere außer einigen Pferden gehalten werden, so lebt man gut vom Tourismus. Übernachtungsmöglichkeiten werden hier ebenfalls angeboten. Die Estancia ist mehr oder weniger eine kleine Siedlung aus einem knappen Dutzend Häusern. Früher lebte hier einsam die Besitzerfamilie Masters mit ihren Angestellten, heute sind es die Guides für Touristen, die Köche und die Ranger des Nationalparks.

Als wir am steingen Ufer vor der Estancia Christina anlegten stand dort schon die gesamte Landcrew und winkte zur Begrüßung. Ein englischsprachiger Guide kümmerte sich sogleich um die nicht-argentinischen Besucher und stellte sich vor. Der ganze Tag war einfach perfekt organisiert.

Der Wind pfiff erbärmlich, aber die Landschaft rundum war wunderschön. Kleine Flechten und Matten bedecken den Boden und man legt rasch einige hundert Meter zurück bis zum Haupthaus.

Dort versammelten wir uns erst einmal alle im warmen Restaurant, in dem die Tische schon für das Asado am Mittag gedeckt waren.

Doch vor dem Genuss war der Schweiß gesetzt. Wir hatten realisiert, dass die erhoffte Unimog-Tour mit Gletscherübersicht leider nicht stattfand - ein schwerer Unfall hatte für diese Art von Ausflug vor kurztem zum Erlöschen der behördlichen Genehmigung geführt. Stattdessen bot man uns vor dem Essen eine Wanderung zu einem Wasserfall an. Mehr dazu auf der Seite Spaziergang.

Historisches

Ein paar Worte zur Historie der Farm: Nachdem Percival und Jessie Masters aus England erst einmal 8 Jahre lang auf einigen anderen Estancias gearbeitet hatten um Erfahrungen zu sammeln, beschlossen sie im Jahr 1914 diesen einsamen Teil des Landes zu besiedeln, weil ihn sonst niemand haben wollte und sie aus nicht ganz geklärten Gründen möglichst weit weg von El Calafate sein wollten. Ihr Verhältnis zur dortigen Obrigkeit oder den anwesenden Großgrundbesitzern war recht angespannt.

Das junge Siedlerehepaar kam mit zwei Kindern, die beide in Argentinien geboren waren: Percival Herbert 1902 und die Tochter Christina 1904.

Allein schon der Weg über den Lago Argentino war ein gefährliches Abendteuer. Frau und Kinder samt Möbel und Eigentum reisten auf einem kleinen Dampfschiff zum zukünftigen Farmland, während Mr. Masters die Tiere zusammen mit einigen Angestellten über Land trieb.

Die ersten Jahre waren sehr hart, man hatte fast nichts und wohnte in provisorischen Hütten, das erste Jahr sogar in Zelten. Mühsam wurde das erste Haus gebaut und später auch ein Garten angelegt.

Was tun Siedler dann in so einer Wildnis? Natürlich Schafe züchten! Auf 33.000 Hektar Land tummelten sich bald 23.000 Schafe. Und sie fraßen alles kahl, in einer Region, wo die Vegetation Jahre und Jahrzehnte braucht um sich zu erholen.

Noch heute sieht man die Spuren und kann erkennen, wo einst die Weiden lagen. Umweltschutz war damals ein Fremdwort, die Natur wurde hemmungslos und/oder ignorant ausgebeutet.

Die Tochter Christina, nach der die Farm benannt wurde, war eine gute Reiterin und zog oft mit den Gauchos über Land und schlief in Zelten. Leider starb sie sehr jung mit 24 Jahren an einer Lungenentzündung, weil in dieser Gegend ein Arzt unerreichbar war.

Der Sohn Herbert wurde in Buenos Aires auf die englische Schule geschickt, kehrte aber zur Farm zurück wo er lange lebte und sich nach dem Tod des Vaters um die Mutter kümmerte. Sein Hobby war der Amateurfunk, die einzige Verbindung zur Außenwelt.

Als für ihn die Pflege der alten Mrs. Masters zu viel wurde, kam Janet aus Feuerland im März 1966 als Pflegerin auf die Farm. Einige Jahre später heiratete sie Herbert, der bis dahin mit fast 60 Jahren immer noch Junggeselle war - und Janet war auch nicht wesentlich viel jünger.

Natürlich gingen aus dieser späten Verbindung keine Kinder mehr hervor und nach Herberts Tod erbte zunächst Janet die Farm. Nach ihrem Tod fiel das Land an Argentinien zurück. Schon vorher war es Bestandteil des Nationalparks, die Masters hatten aber das Wohnrecht behalten.

Das Asado

Das Asado wurde im Restaurant serviert, ein rundum verglaster und trotzdem gemütlicher Raum mit erhöhten Holztischen und Bänken, in dessen Zentrum die Tiere langsam an ihren Kreuzspiessen brutzeln. Das traditionell gegrillte Lamm wurde dann mit verschiedenen Salaten, leckerem argentischen Wein und Brot serviert.

Jeder bekommt so viel wie er möchte, wie bei jedem Adaso bleibt am Ende allerdings auch viel Abfall auf dem Telle.

Wie hier üblich wurde das Fleisch ausschließlich ein bisschen gesalzen und für unsere Begriffe anscheinend willkürlich zerhackt - natürlich haben die Köche schon ihre spezielle Technik, mit langen Messern ganz bestimmte Schnitte anzubringen. Aber lecker ist es trotzdem.

Als Krönung gab es am Ende soagr noch ein großes Nachtischbuffet mit Mousse au Chocolat, roter Grütze, diversen Kuchen und Tiramisu.

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