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ABORIGINES

Das Wort Aborigine (Aborigine (Subst.), Aborigines (Plural); aboriginal (Adj.)) ist die Bezeichnung der australischen Ureinwohner durch die Weißen. Es ist ein Kunstwort und wird abgeleitet von ab origine (lat.) = Ureinwohner / ursprünglich. Als "politically uncorrect" gilt die Kurz-Bezeichnung "Abo". Die dem Deutschen lautmalerisch näher liegende Schreibweise Aboriginie und Aboriginies (Plural) wird nur in einem geringen Anteil (ca. 1%) der von mir gefundenen Publikationen verwendet.

Die Ureinwohner selbst bezeichnen sich sehr unterschiedlich, abhängig von der Region in der sie leben: Murri im Osten, Wonghi im Westen, Nanga im Süden, Yolngu im Norden oder Koori im Südosten bzw. Nyungar im Südwesten. Die Bedeutungen sind aber jeweils auch vergleichbar mit "Menschen" oder "Volk". Über 50.000 Jahre hinweg hat sich diese Kultur im Einklang mit der Natur erhalten und vertieft und dabei hat keine auffällige technische Weiterentwicklung stattgefunden, da es in ihrem Lebensraum dafür keine Notwendigkeit gab.

Die Natur gab ihnen alles, was sie zum Leben brauchten. Über 1.000 Generationen von aboriginal people Überlebten in einem dürren und trockenen Land, welches in diesem Zeitraum noch viel dürrer und trockener wurde. Die erste Generation von Weißen überlebe hier nur, weil Lebensmittel eingeführt wurden. Zahlreiche Weiße gingen in den Wüsten Australiens im vollen Bewußtsein ihrer Überlegenheit elend an Hunger und Durst zugrunde, genau dort, wo die Ureinwohner über Zehntausende von Jahren einen für sie ausreichenden Lebensunterhalt fanden.

Die Lebensweise der Aboriginal people war einfach optimal spezialisiert und den sehr ungünstigen und extremen Lebensbedingungen angepasst. Als Nomaden ohne Reit- ode Tragtiere mussten sie ihren Besitz vollständig selbst tragen können. Daher wurde alles auf das notwendigste reduziert. Aborigines hatten kaum Jagdwerkzeug oder Waffen. Sie trugen keine Kleidung und bauten keine Häuser, bis auf einige Pfahlbauten im tropischen Norden, wo aber bei besserem Nahrungsangebot weniger gewandert werden musste. Bei der Nahrungsbeschaffung war das von den Frauen Gesammelte meist von größerer Bedeutung, weil es dabei eine gleich bleibendere Versorgung gab als bei den selteneren Jagderfolgen der Männer.

Die Weißen

Die zivilisatorische Arroganz der ersten Weißen in Australien lies es nicht zu, die Ureinwohner als Menschen zu sehen. Aus Unverständnis, Angst und Dünkel machte man sie zu "Affen", wenn auch eine besonders geschickte Affenart. Da sie sich im Gegensatz zu den afrikanischen Schwarzen nicht versklaven ließen arbeitete man im 19. Jahrhundert an ihrer systematischen Vertreibung und Ausrottung.

Ab ca. 1849 wurden die Kinder gewaltsam von den Eltern getrennt, um sie in die weißen Schulen und in Kleidung zu stecken. Dort wurde ihnen dann die weiße Geschichte, die weiße Religion und die weiße Kultur gelehrt. Kinderraub zum vorgeblichen "Wohle" der Eingeborenen wurde sogar politisch als Fortschritt verkauft.

Aber seit vielen Generationen gaben in diesem Volk die älteren den jüngeren das uralte Wissen mündlich in Form von Geschichten und Legenden mit auf den Weg. Durch die barbarische Trennung von Kindern und Eltern wurde dies unterbunden und so wurde die Kultur in einem verhältnismäßig kurzem Zeitraum sehr effektiv entwurzelt oder ganz vernichtet.

Zur Zeit des ersten Kontaktes mit den Europäern lebten auf dem Kontinent vermutlich 300.000 bis 400.000 Eingeborenen, wohl alle als Jäger und Sammler. Sie bildeten 700 verschiedene Stämme mit über 200 verschiedenen Sprachen. Heute sind es nur noch ca. 50 sprachen, die von Gruppen gesprochen werden, denen mindestens 100 Ureinwohner angehören. Weniger als 20 Sprachen werden Gruppen mit mehr als 500 Aborigines verwendet.

Von der Kolonialmacht wurde Australien juristisch als Terra Nullius (Niemandsland) definiert - so konnte man sich ohne Gewissensbisse am Land bereichern. 1836 wurde den nomadisierenden Aborigines die Fähigkeit zur organisierten Landnutzung abgesprochen und die Landrechte der Ureinwohner für nichtig erklärt.

Aborigines haben nun Recht auf Rückforderung von ureigenem Land. Voraussetzung: Nachweis einer jahrhundertelangen, konstant andauernden, Beziehung zum Land. Ureinwohnerstämme meldeten Ansprüche auf fast 40% der Fläche des Kontinents an. Dies zielt nicht auf eine Vertreibung der bisherigen Nutzer ab, allerdings sollen den Aborigines Rechte zur Durchführung religiöser Handlungen, der Jagd auf Wildtiere und Wegerechte eingeräumt werden.

Dann im Jahr 1998 schränkt das Wik-Gesetz die Forderungen der Ureinwohner wieder ein: Landrechts-Ansprüche können nicht für Gebiete geltend gemacht werden, die vom Staat an Farmer oder Bergbaugesellschaften verpachtet sind. Lediglich finanzielle Entschädigung kann verlangt werden. Finanziert werden sollen diese aus Steuermitteln - es wird in Zukunft mit Kosten in Milliarden-Höhe gerechnet.

Situation heute

Wer sich heute in bestimmten Regionen Australiens aufhält, sieht wie 2 Kulturen aufeinanderprallen, in Sydney ebenso wie im Outback. Die Lebensumstände vieler heutiger Aborigines sind wohlwollend betrachtet erheblich verbesserungsbedürftig. Die meisten Nachkommen der allerersten menschlichen Einwanderer leben in ärmlichen Randsiedlungen der fünf großen Städte oder in heruntergekommenen einsamen Outbackstädchen und haben nur über ein sehr geringes Einkommen, wenn überhaupt. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist 20 Jahre geringer als die der Neuzeit-Australier, unter anderem zurückzuführen auf eine Kindersterblichkeit, die unter den Aborigines drei mal so hoch ist wie bei der übrigen Bevölkerung.

Durch die radikale Entwurzelung dieses Volkes durch die weißen Neuankömmlinge in den früheren Jahrzenten wurden die Menschen praktisch heimatlos. Wo sie früher frei umherwandern konnten, gab es nun Besitz und Zäune. Sie konnten ihre alte Kultur nicht mehr frei nach ihren uralten Traditionen leben und die neue Kultur wollte sie auch nicht haben. Auch Arbeitswillige bekommen selten einen Job, weil sich eine regelmäßige Arbeit einfach nicht mit den übergeordneten zeitlichen Zwängen der Stammestradition in Einklang bringen läßt. So bleibt heute für viele nur der Suff und das Warten auf Geld vom Sozialamt.

Besonders tragisch sind die Folgen des Alkoholkonsums, denn die Spirituosen verschlingen einen großen Teil des ohnehin spärlichen Einkommens. Ausserdem vertragen die Aborigines Alkohol überhaupt nicht und werden sehr schnell betrunken, eine Folge davon sind ständige Reibereien mit der Polizei und Gewalttätigkeiten. Manche Oubackstädte, wie zum Beispiel Bourke, sind für abendliche Krawalle und Schlägereien berüchtigt. Wer aufmerksam die abendlichen Nachrichten verfolgt findet immer wieder ähnliche Berichte von Krawall und von an Chemikalien schnüffelnden Jugendlichen und Kindern. Eine große Zahl von Aborigines landet im Gefängnis, sie bekommen Leberzirrhose oder sterben an tödlichen Vergiftungen mit Methyalkohol.

Es gibt zahlreiche Initiativen, die versuchen, die alte Kultur neu zu beleben, denn bis heute kommt ein Großteil der Eingeborenen nicht wirklich in die Gesellschaft der Weißen hinein. Das Hauptproblem ist der Identitätsverlust und die Perspektivelosigkeit. Obwohl inzwischen wieder relativ große Gebiete ausschließlich den Aborigines gehören (Weiße dürfen nur mit schriftlicher Erlaubnis hinein), gibt das den auch keine Perspektive. Sie können nicht mehr leben wie ihre Vorfahren, weil es an überlieferten Methoden des Überlebens im Busch und an Stammeszusammenhalt fehlt. Viele Dinge wie Legenden, Fähigkeiten und Sprachen sind leider für immer verloren.

Weiterführende Links zum Thema gibt es bei About.com

Video zum Thema

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