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| Lost Places |
Eine sehr schöne, aber auch anstrengende Wanderung führt von Água de Alto an der Südüste durch ein Flusstal auf steilem Weg bergab und bergauf, unbedingt gute feste Schuhe anziehen denn der Weg ist ziemlich schlecht gepflegt. Man kann das Ganze auch umgekehrt laufen, vom Wanderparkplatz weiter oben dann erst einmal bergab. Viel ausgeschildert ist hier nicht und es sind insgesamt 162 Höhenmeter zu überwunden..
Dieser 4,2 Kilometer lange Wanderweg führt durch grüne Natur, vorbei an einigen Wasserfällen und mehreren verlassenen Industriegebäuden und Kraftwerken vereint. Wer Lost Places liebt, der ist hier genau richtig. Dies ist ein sehr beliebtes Wandergebiet, man wird also wahrscheinlich auch andere Leute treffen, die hier unterwegs sind.
Wer mit dem Auto anreist, so wie wir, der hat bei beiden Möglichkeiten das Problem, müde am Ziel angekommen zu sein und wie kommt man dann wieder zurück zum Auto? Den ganzen Weg einmal gehen und dann das Gleiche noch einmal zurück, dafür war es uns zu warm an diesem Tag. Der Fluss führte Ende Mai auch nicht besonders viel Wasser, so dass sich Wasserfälle hier nicht besonders geloht haben.
Also haben wir den Weg geteilt, um wenigstens die Highlights zu sehen. Zuerst haben wir unten im Ort Água de Alto auf einem großen, unbefestigten Parkplatz neben der Brücke geparkt.
Von hier aus führt ein schmaler Weg vorbei an kleinen Häusern, durch das Flußbett und dem Fluß entlang der alten Kraftwerks-Wasserleitung. Im Ort sitzen viele Katzen, ein Duzend wartete vor einem Haus auf Futter. Es gibt auch einige Ferienunterkünfte hier, die liegen sehr idyllisch. Begeistert hat uns die Sichtung von einem besonderen Vogel, den wir seitdem nie mehr gesehen haben. Hier konnten wir sogar einen fotografieren, der Wellenastrild (Estrilda astrild) ist ein Singvogel aus der Familie der Prachtfinken.
Am Wegrand liegt das kleine Elektrizitätsmuseum Fábrica da Praia (1911–1974). Leider war hier neimand zu sehen, es gab keinerlei Öffnungszeiten oder Informationen und wir mussten daran vorbei laufen.
Weiter führt der Weg vorbei an weiteren Katzen, Wiesen mit Kühen und viel Wald mit Weihrauch- und Akazienbäumen. Immer entlang des Flusses Ribeira da Praia und parallel zur alten Wasserleitung. Auf den Steinmauern sitzen sehr viele Echsen, die beim Näherkommen schnell in den Ritzen verschwinden.
An den Cascata do Segredo und Poço dos 30 Reis kann man sich an heißen Tagen abkühlen und ein Bad nehmen. Wir haben hier die Füße gekühlt und die Frösche am Ufer beoabchtet. Das Tal hallte wieder von ihren Balzrufen und überall sprangen sie weg, wenn man sich dem Wasser näherte.
Am Poço dos 30 Reis sind wir dann umgekehrt und wieder zum Auto zurück gelaufen. Die Hoffnung, unten im Elektrizitätsmuseum jemanden anzutreffen, erfüllte sich nicht. Erst wieder zu Hause fanden wir durch Recherche heraus: Um die Fabrikanlagen in Praia zu besichtigen, muss man einen Termin mit dem Unternehmen EDA Renováveis unter eda@eda.pt - Telefon 00351 296 202 000 - vereinbaren.
Wir sind dann über die schmale Landstraße 2,2 Kilometer bis zum oberen Parkplatz gefahren. Dort liefen einige sehr hübsche Hühner und Hähne herum.
Von oben noch einmal gestartet, ist der Abstieg zur ersten Fabrik eigentlich mehr als genug, denn sie ist besonders schön. Wir sind bis zur zweiten abgestiegen und mussten dann den ganzen Weg wieder bergauf. Das war ziemlich anstrengend, aber die Ausblicke ins Tal und die makabre Schönheit verfallener Ruinen haben diesen Abschnitt zum Besten gemacht, was die Region zu bieten hat.
Man beginnt den Weg auf dem Parkplatz des Parque Escutista dos Lagos, hier münden die umliegenden Bäche in eine Art Fangbecken für Geröll, Sand und Treibgut. Dann geht man in südlicher Richtung durch das Tor neben der dort verlaufenden offenen Wasserleitung und erreicht zuerst ein 1906 erbautes Wasserreservoir. Dieses Speicherbecken versorgte einst die Fábrica da Cidade in den Jahren 1904 bis 1974.
Das Reservoir auf einer Höhe von 190 m versorgt derzeit noch das im Jahr 1990 erbaute Mini-Wasserkraftwerk von Ribeira da Praia, dafür wurde es erweitert und fasst heute 5000 m³ Wasser.
Steil bergab geht es nach dem Reservoir über Treppen hinunter zur Fábrica da Cidade, zwei Gebäuderuinen, die direkt neben dem Fluss liegen. Dieses Kraftwerk ging bereits 1904 in Betrieb und wurde bis 1974 zur Stromerzeugung genutzt. Seitdem ist alles vermoost, verrostet, verrottet und muffelt feucht. Aber für Fotografen ist es ein toller Platz, die Dächer sind längst eingestürzt und Pflanzen wachsen auf den Mauern. Die Wasserleitung vor Reservoir teilt sich hier auf drei Franzis-Turbinen aus Kriens in der Schweiz mit je ca. 150 PS Leistung auf, an die mit einer ehemals flexilen Kupplung drei Generatoren von ca. 100 kVA angeschlossen waren. Mit Handrädern und Getriebeumlenkungen konnte der Wasserzulauf geregelt und die Strömung in der Turbine verstellt werden. Im Nebenraum stand der Transformator und die Schalter für den Anschluss an die Stromleitungen.
Die Erzeugung und Verteilung von Strom durch Wasserkraft war die für die Industrialisierung der Insel Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von großer historischer Bedeutung. Die Wahl des Ribeira da Praia war kein Zufall, er mündet am Strand Praia dos Trinta Reis in Água do Alto ins Meer mündet. Er entspringt auf ca. 950 m Höhe am Pico da Barrosa und entwässert ein großes Gebiet einschließlich Teilen des Naturschutzgebietes um die Lagoa do Fogo. Somit liefert er eine besonders große Wassermenge und vom Reservoir aus gibt es einen großen Höhenunterschied, der genutzt werden konnte. Über zwischengelagerte Staubecken hatte jedes Kraftwerk eine Höhendifferenz von 25 bis 35 Metern zur Verfügung.
Nachdem wir im alten Gemäuer ausgiebig grün bewachsene Wände und verrottete Technik fotografiert hatten, beschlossen wir dann doch noch weiter zu gehen. Der Weg wurde immer steiler, die Aussichte ins grüne Tal belohnten dafür. Nach einem weitern steilen Abstieg über Treppen erreicht man die Ruinen der Fábrica da Vila, die von 1899/1900 bis 1972 in Betrieb war und somit das älteste der vier Kraftwerke war. Dort steht noch ein Haus und die Reste von zwei Schweizer Turbinen und Generatoren mit 50 bis 60 kVA. Diese Anlage ist vom Design her sehr schön und liegt von einer Seite her völlig offen sichtbar. Von den ursprünglich 5 Kraftwerken sind heute noch 2 im Betrieb und eines ist das oben erwähnte Museum. Dort stehen drei Franzis-Turbinen von Voith aus Deutschland aus dem Jahre 1934 mit ca. 184 PS und drei Generatoren mit vermutlich 150 kVA.
Bis zur Cascata do Segredo sind wir dann nicht mehr gegangen, der Wasserfall liegt unter der Brücke der Schnellstraße. Wir mussten ja steil wieder bergauf, zurück zum Auto. Dabei kamen wir ganz schön ins Schwitzen, bei Regen möchte ich diesen Weg nicht gehen.
Wahrscheinlaich waren wir mit den zwei Ansätzen sogar etwas mehr gelaufen, als wenn wir direkt nach oben durchgegeangen wären und dann auf der Straße auf festem Untergrund wieder zurück zum Ort gekommen wären. Na ja, hinterher ist man immer schlauer.
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