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RANAKPUR

Die Tempelanlagen von Ranakpur bilden einen der schönsten sakralen Komplexe in Indien. Die Schönheit des am Flussufer des Maghai gelegenen und von steilen hohen Bergen umgebenen Ranakpur wird von seiner Abgeschiedenheit geprägt. Wir haben hier den Haupttempel Chaumukha besucht, der besonders sehenswert ist und ein touristisches Highlight für jeden Besucher von Rajasthan.

Ranakpur besteht aus einigen Tempeln und einer Handvoll Nebengebäude, darunter einer Unterkunft für Pilger. Einen Ort sucht man hier einem Tal des Aravalli-Gebirges vergeblich. Die nächste Siedlung heisst Sadri, das touristische Udaipur ist fast 80 km entfernt und zurzeit nur über eine schwer zu befahrende Strasse zu erreichen. Mehr dazu auf der Seite Landleben. Ein wenig entfernt vom Tempel haben sich entlang der Hauptstrasse einige Hotels und Restaurants angesiedelt. Hier machen die Busse und Fahrer mit ihren Touristen gerne eine Pause, bei der saubere Toiletten und teure Mittagsbuffets angeboten werden.

Wir starteten am frühen Morgen in Devgarh und erreichten gegen Mittag pünktlich zur offiziellen Öffnung den Tempelkomplex. Denn nur zwischen 12:00 und 17:00 Uhr dürfen Fremde den Tempel betreten. Auf dem großen Parkplatz traf unserer Fahrer gleich einige Verwandte und stellte uns den Führer vor, der uns durch den Tempel begleiten sollte.

Die Tempel in Ranakpur sind Heiligtümer der Jainas, einer religiösen Gruppe, deren Angehörige in Askese und als strenge Vegetarier leben. Selbst Laien ist es verboten, einen Beruf auszuüben, der mit der Tötung von Tieren zusammenhängt. In den Tempeln gibt es kein elektrisches Licht, sondern nur kleine Öllämpchen. Denn helles Licht zieht Insekten an, die dadurch getötet werden könnten.

Pilger und Touristen dürfen generell alle Heiligtum der Jain nur ohne Schuhe betreten, Besucher dürfen auch keine kurzen Hosen tragen. Alle Gegenstände, die aus Leder oder Seide gefertigt wurden, müssen vorher abgelegt werden. Dies wird am Eingang genau kontrolliert, ebenso die Quittung für die Kameragebühr und etwas flüchtiger die Inhalte Taschen. Das Lederstück mit dem Markennamen am Hosenbund der Jeans unseres Führeres wurde auch nicht beanstandet.

Für eine Videokamera zahlt man 150 Rupien, für eine Fotokamera 50 Rupien. Es darf nur eine Kamera mit hereingenommen werden, eine Zweitkamera muss man beim Schalter hinterlegen. Das Fotografieren von "Idols" ist ebenfalls verboten. Gemeint sind damit hier die Darstellungen von Göttern, die jweils in einem - zum Teil geöffneten - Schrein aufgestellt sind. Figuren außerhalb der Schreine können fotografiert werden.



Der Haupttempel

Der Tempel von Ranakpur wurde von 1433 bis 1496 von Dharna Sah, einem sehr reichen Geschäftsmann und Minister errichtet und nach seinem Herrscher Rana Kumbha benannt. Die Form des Tempels war ihm in einem Traum erschienen, und er baute ihn in allen Einzelheiten nach. Dafür brauchte er dann nicht nur 63 Jahre, sondern auch etwa 150 Millionen Rupien. Eine unglaubliche Summe, selbst für den Reichtum des damals regierenden Königs.

Zum Erkunden des 3.716 Quadratmeter großen Gebäudes braucht man schon einige Zeit. Der Tempel ist auf einer erhöhten Plattform erbaut und eines der fünf wichtigsten Heiligtümer der Jain-Gemeinschaft. Eindrucksvoll, wenn man sich ihm nähert und die breite Treppe hinaufsteigt. Unten lässt man die Schuhe zurück, Touristen auf der rechten Seite und Inder auf der linken. Wegen der Hanglage ist der gesamte Tempel terrassiert. Entlang der Innenwände befinden sich 86 Schreine für untergeordnete Gottheiten. Im zentralen Schrein befindet sich ein vielgesichtiges Marmorkultbild, das man ebenfalls nicht fotografieren darf. Alles ist totz des hohen Alters sehr gut erhalten und wirkt wie frisch restauriert.

Die Türschwellen mit ihren Dämonen abweisenden Geistern sind halbrund und sollen die Seele von negativen Eigenschaften reinigen. Man tritt über die Mitte ein und über die Seite wieder hinaus. Während man nach den Kontrollen am Eingang im Inneren umherstreift, kommt irgendwann ein in gelb gekleideter Mann mit Bart auf jeden Besucher zu, begrüßt die Neuankömmlinge und stellt sich als Oberpriester vor. Flink wird man mit einem Punkt auf der Stirn gesegnet und Sekunden danach hat man eine Opferschale unter der Nase, auf der sich schon einige größere Geldscheine als Anreiz befinden. Gut, wenn man hier ein wenig Kleingeld in der Tasche hat.

Die meisten Besucher kommen in Gruppen oder haben einen eignen Guide. Der Tempel der vier Gesichter ist Adinatha Rishabdeva, dem ersten Erleuchteten, gewidmet. Seine Statue im Inneren wird mit Blüten geschmückt oder mit einem wertvollem Silberpanzer.


Marmor

Der dreistöckige Tempel ist aus Marmor und eine Besonderheit sind die über 1.444 Säulen, die alle unterschiedlich sind. Die meisten sind sehr kunstvoll verziert, mit detailgetreuen Tieren, Menschen, Blumen, Dämonen und Ornamenten. Eine unglaubliche Arbeit. Unser Guide zeigte uns auch die einzige schiefe Säule. Sie wurde extra so eingebaut, um darauf hinzuweisen, daß nicht vom Menschen gemachtes perfekt ist, sondern nur Gott selbst. Hinter einer Holztüre konnten wir ein exaktes Modell des Tempels sehen, welches aber erst nach Fertigstellung des Originals gebaut wurde. Ebenso interessant ist die virtuelle Darstellung aller Jain-Tempel in Indien in zwei großen Kreisen. Einmal für die Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost und West, die gegenüberliegende Marmorplatte zeigt die dazwischen liegenden Richtungen. Da die wenigsten Gläubigen genug Geld haben, um alle Tempel einmal zu besuchen, können sie hier virtuell verreisen und an allen heiligen Stätten beten. Dafür berühren die die Darstellung.

Neben den schon erwähnten Säulen gibt es im Tempel 29 Hallen in denen sich einige imposante Dinge unter 80 Kuppeln befinden. Wie die beiden großen Glocken in der Haupthalle kurz hinter dem Eingang. Sie wiegen 108 Kilogramm und ihr Klang ist im gesamten Komplex zu hören. Die Tempel sind insgesamt so angelegt, dass möglichst viel Licht in die Innenräume gelangt, die hell und freundlich wirken. Dies soll den Gläubigen helfen, Erleuchtung und Klarheit zu finden.

In diesem Tempel haben die Statuen eindrucksvolle, silbrig glänzende Augen. Besonders deutlich ist dies bei der Darstellung von Kali mit seinem Reginschirm aus Kobras. Ein weiteres, viel fotografiertes Highlight ist ein riesiger Marmorelefant in einer der Hallen. Sehr beeindruckend ist die Kuppeldecke der Haupthalle, die in verschwenderischer Fülle die sechzehn Göttinnen der Weisheit zeigt.

Innerhalb des gesamten Tempelkomplexes von Ranakpur gibt es noch einige kleinere Anlagen im näheren Umkreis des Haupttempels. Beispielsweise einen Neminath und Parasnath geweihten Tempel aus dem 15. Jahrhundert und einen Sonnentempel zu Ehren des Sonnengottes Surya.


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