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SANCHI

Von Bhophal aus, wo wir zwei Nächte im schönen Hotel Jehan Numa Retreat übernachteten, machten wir einen Ausflug ins je nach Route 55 bis 65 Kilometer entfernte Sanchi. Die heilige Stätte ist über gut asphaltierte Straßen mit dem Auto einfach zu erreichten, sie liegt in den den nördlichen Ausläufern des Vindhya-Gebirges und erhebt sich inmitten der Dekkhan-Hochebene.

Unterwegs machten wir einen kurzen Stopp am Wendekreis des Krebses, dem nödlichen Wendekreis. Er verläuft in Indien durch die Bundestaaten Bundesstaaten Gujarat, Rajasthan, Madhya Pradesh, Chhattisgarh, Jharkhand, West Bengal, Tripura und Mizoram. Nachdem wir im Kruger National Park in Südafrika schon öfters am südlichen Wendekreis des Steinbocks gestanden hatten, muste hier natürlich auch ein Foto gemacht werden. Die beiden Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 Kilometern, der Gürtel dazwischen wird als die Tropen bezeichnet.

Sanchi ist heute weltweit bekannt für seine Stupas, Klöster, Tempel und Säulen, die alle aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 12. Jahrhundert n. Chr. stammen. Hoch auf einem ca. 100 Meter hohen Hügel gelegen überblickt man von hier aus die umliegende Ebene. Schon von weitem sichtbar ist dieser älteste und besterhaltenste buddhistische Stupa-Komplex Indiens.

Die ganze Anlage geht auf den Herrscher Ashoka (268 - 232 v. Chr) zurück, dem 3. König der Maurya-Dynastie. Nach anfänglich blutigen Feldzügen änderte Ashoka seine Ansichten, wurde Buddhist und bemühte sich, dem buddhistischen Dharma zum Sieg zu verhelfen. Zum ersten Mal wurde Indien von einem Herrscher regiert, der seine Politik auf eine hochentwickeltes Sittengesetz gründete. Auf einer Vielzahl an Gravuren auf Felswänden und Steinsäulen rief er seine Untertanen zur Gewaltlosigkeit, Dankbarkeit und Toleranz auf - einige dieser Säulen standen auch in Sanchi.

Zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. war Sanchi eines der Hauptzentren der buddhistischen Kultur und des Klosterwesens in Indien. Der Verfall Sanchis begann dann im 13. Jahrhundert. Schon im 12. Jahrhundert verdrängten Hinduismus und Islam den Buddhismus fast vollständig aus Indien, die buddhistischen Bauwerke wurden von der Bevölkerung kaum mehr beachtet. Von Büschen und Bäumen überwuchert verfielen sie weitgehend, einheimische Bauern benutzten Material als Baustoff für ihre Häuser.

Im Jahr 1818 kam ein britischer Kolonialoffizier namens General Taylor in die Region und entdeckte die die völlig von der Vegetation überwachsenen Monumente. Als deren Lage bekannt wurde plünderten Amateur-Archäologen und Schatzsucher die Stätten und richteten so weitere Schäden an. Ein Kaptain Johnson, seinerzeit englischer Gesandter in Bhopal, öffnete 1822 auf der Suche nach Schätzen den grossen Stupa. Damit sorgte er für den weiteren Zerfall des Bauwerks, welches im Gegensatz zu vielen kleinen Stupas völlig massiv ausgeführt war und keine Reliquien aus dem Leben Bhuddas enthielt.

Erst ab dem Jahr 1881 konnte hier mit professionellen Restaurierungsarbeiten begonnen werden. Zwischen 1912 und 1919 erfolgten unter der Leitung des Archäologen Sir John Marshall Wiederaufbau und Restaurierungsmaßnahmen, durch welche die Bauwerke in den heutigen Zustand gebracht wurden.

Neben dem damaligen Wohnhaus Marshalls umweit der Ausgrabungsstätte steht heute ein Museum der Archaeological Survey of India, das man sich unbedingt ansehen sollte. Zu den bemerkenswerten Antiquitäten, die hier ausgestellt werden, gehört das Löwenkapitell der zerbrochenen Ashoka-Säule und von den frühen Mönchen benutzte Metallobjekte, welche bei Ausgrabungen in Sanchi gefunden wurden. Sehr schön präsentiert werden hier bei den Ausgrabungen angefertigte Fotos und Zeichnungen der Stätte zu Beginn des 20. Jahrhundersts. Auch das Wohnhaus und der umliegende Garten sind sehenswert, unten auf den Bilder zu sehen. Es liegt ein Stück außerhalb des Ausgrabungsgeländes, eine Besichtigung ist aber in der Eintrittskarte von dort enthalten. Im Inneren darf man nicht fotografieren.

Seit dem Jahr 1989 wird die gesamte archäologische Stätte von Sanchi von der UNESCO auf der Liste des Weltkulturerbes geführt. Der Eintritt kostet für Ausländer 250 Rupien pro Person und man sollte mindestens 2 Stunden Zeit für eine Besichtigung einplanen.

Das berühmteste dieser Monumente innerhalb der Anlage ist der Sanchi Stupa 1, ihr habe ich eine eigene Seite gewidmet.






Rundgang

Auf dem weitläufigen Gelände rund um den grossen Stupa Nr. 1 und den daneben liegenden Stupa Nr. 3 gibt es einige interessante Dinge zu sehen. Insgesamt sind es 50 durchnummerierte Bauten bzw. Strukturen, einst sollen es Tausende gewesen sein. Man kann auf eigene Faust das Gelände gut erkunden, alles ist durchnummeriert und gut ausgeschildert. Am Eingang kann man auch gedruckte Dokumentationen kaufen. Seit einigen Jahren besuchen auch wieder buddhistische Pilger aus ganz Asien Sanchi. Wegen seiner relativen Abgeschiedenheit ist der Stupenhügel ein stiller und beschaulicher Ort geblieben und wird gerne als Ort zur Meditation genutzt. Wir haben hier Reisegruppen aus Indien, Japan und Sri Lanka getroffen - Einzelreisende eher weniger.

Es gibt rund um die Stupas einiges zu erkunden, so zum Beispiel den Gupta Tempel (Nr.17). Er wurde von Sir John Marshall als eines der am vernünftigsten gestalteten Bauwerke der indischen Architektur gelobt. Trotz seiner geringen Größe war er ein Vorbote für sämtliche Prinzipien, die die Konstruktion eines indischen Tempels im frühen Mittelalter beeinflussten.

Überall sieht man Säulen oder deren Überreste herumliegen. Sehenswert ist Säule 10. Sie wurde von Ashoka errichtet und steht nahe dem Südtor beim großen Stupa. Leider blieb nur der untere Teil dieser sehr gut proportionierten und ausgearbeiteten Säule stehen, aber das sehr schöne Kapitel kann man im oben erwähnten Museum sehen - die oberen Teile werden in einem Pavillon direkt neben dem Stupa ausgestellt.

Die Säulen 25 und 35, beide aus dem 5. Jahrhundert n. Chr., erreichen nicht die Feinheit der Ashoka-Säule. Die Säule 35 steht dicht beim Nordtor, ist aber ebenfalls zerfallen. Auch dieses Kapitell befeindet sich im Museum.

Neben Stupas findet man die Überreste verschiedener Steintempel, die jedoch größtenteils nur noch als Ruinen erhalten sind und in denen ebenfalls Buddha verehrt wurde. So zum Beispiel Tempel 17 der im griechischen Stil errichtet wurde. Ebenso die Flachdachkonstruktion bei Tempel Nr. 6, die schuf man durch aufliegende Steinplatten. Wie diese Stilrichtung in Indien Fuß fassen konnte, ist noch nicht geklärt, vielleicht brachten Arbeiter aus Baktrien die neuen Ideen mit ins Land. Südöstlich davon steht der große Tempel 40. Einige Teile dieses Gebäudes stammen aus der Zeit von Ashoka.

Die ältesten Klöster in diesem Komplex waren nur Holzbauten und sind längst verschwunden. Die Klöster Nummer 45 und 47 stehen auf der höheren, östlichen Ecke des Hügels. Sie stammen aus einer späteren Bauphase und zeigen strenge hinduistische Elemente, ein Zeichen für die Übergangsperiode vom Buddhismus zum Hinduismus.

Nach einem Rundgang bei sengender Sonne soll auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen, dazu gibt es auf dem Gelände einen Kiosk mit Sitzgelegenheiten im Schatten. Dazu Toiletten und kostenloses Trinkwasser. Es gibt sogar einen kleinen Teich, an dem sich ein Taubenschwarm mit vielen weißen Vögeln zum baden und Trinken traf. Daneben ein Streichelgehege mit Kaninchen für die Kinder. Eine Flasche kalte Pepsi wirkte nach dem anstrengenden Rundgang sehr belebend und wir machten hier eine kleine Pause. Am Nachmittag stand noch die Besichtigung der Moschee Darul Uloom Taj-ul-Masajid in Bhopal auf unserem Programm.

Neben der archäologischen Stätte von Sarnath sowie den Höhlentempeln von Bhaja, Karli, Ajanta und Ellora gehört Sanchi zweifellos zu den großartigsten buddhistischen Sehenswürdigkeiten Indiens.






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