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MANDAWA

Der Ort Mandawa mit seinen ca. 25.000 Einwohnern liegt in der Region Shekawati, die für ihre vielen, prächtig bemalten Havelis bekannt ist. Besonders Mandawa hat davon auch einige zu bieten und wird oft noch als Geheimtipp gehandelt. Doch der nette Ort ist schon lange kein Geheimnis mehr, besonders seit es alleine für über 70 Gäste gleichzeitig möglich ist, im einzigartigen Palasthotel Castle Mandawa zu übernachten. Die grosse Zimmerzahl zieht vor allem Gruppenreisende an und die zentrale Lage zwischen Delhi, Bikaner und Jaipur macht den Ort zu einem guten ersten und letzten Zwischenstopp auf Rundreisen. Dazu kommen noch einige neuere kleinere Hotels im Ort.

So hat sich Mandawa heute zu einem der Zentren des Tourismus in Shekhawati entwickelt, mit allen Vor- und Nachteilen. Vorteile für die Wirtschaft und für die Leute im Ort, die auch durch die Nachfrage verstärkt an der Erhaltung der historischen Gebäude arbeiten. Nachteile für die Ursprünglichkeit und das Preisgefüge. Mandawa ist der einzige Ort in Rajasthan, wo man mir für das Foto von einem Esel Geld abknöpfen wollte. Viele reiche Ausländer, die meist nur einen Tag bleiben und gerade in Indien angekommen sind, versauen aus Unwissenheit die Preise. Wer sich allerdings für die Wandmalereien des Shekhawati interessiert, der kommt an Mandawa kaum vorbei.

Ausser dem Castle Mandawa gibt es auch noch ein paar kleinere Hotels im Ort, die teilweise in schönen alten Havelis entstanden sind. Auch hier findet man Wandgemälde und vielleicht auch ein wenig mehr Ruhe als im Castle. Wir durften uns im hübschen Singasan Haveli aus dem 18. Jahrhundert ein wenig umschauen, in einige Zimmer gucken und bekamen auf Anfrage auch ein Prospekt. Das nächste Mal würden wir uns hier die Suite nehmen, das Hotel hat 4 Suiten und 20 Zimmer.

Gegründet wurde der Ort Mandawa im Jahre 1765, als Sardul Singh durch den Bau eines Forts und einer Stadtmauer dem Dorf die notwendige Sicherheit für die Entwicklung zur Handelsniederlassung gab. Der Ort ist von einer flachen Landschaft umgeben. Durch Mandawa verlief früher die alte Seidenstraße, damals mussten die Händler sich und ihre Familien vor räuberischen Übergriffen schützen. So belagerten im Jahr 1828 der Thakur von Jaipur und der Thakur von Sikar den Ort, aber geschützt durch das Fort und die Mauer konnte dieser Angriff abgewehrt werden. Mandawa war einst reich, doch die Händlerfamilien wohnen heute fast alle in den großen Städten und gehen dort ihren Business nach, die alten Familienpaläste verfallen langsam und werden teilweise nur noch von Wächtern bewohnt. Durch den Tourismus wandelte man einige zu Hotels um oder gewährt gegen Eintrittsgeld den Zutritt.



Rundgang

Wenn man heute durch Mandawa geht, kann man dies durchaus auf eigene Faust machen. Wir haben uns aber einen örtlichen Führer genommen, denn er war schon im Reisepreis inklusive. Das war auch gerade für Mandawa nicht verkehrt, denn so kommt man einige der bemalten Havelis auch herein und er kann Bettler und Händler abwehren, die zu aufdringlich werden. Zu zweit machten wir und also mit unserem Führer am Morgen auf den Weg durch den Ort. Beim Spaziergang durch die ungepflasterten Gassen wähnt man sich teilweise im Mittelalter, und wenn sich die geschichtlichen Kenntnisse unseres Führers größenteils in 5 immer wieder wiederholten Sätzen erschöpften, so haben wir das großzügig überhört.

Die meisten bemalten Havelis findet man entlang der von Ost nach West verlaufenden Hauptstraße, an deren Ende sich ein prächtiges Tor befindet und sie stammen überwiegend aus dem frühen 19. Jahrhundert. Der dekorative Torbau des Sonthiya Gate entstand zwar erst im Jahr 1930, fügt sich aber gut in die Umgebung ein. Direkt gegenüber liegt das Ramesh-Warlal-Haveli, reich mit Jagdszenen bemalt. Ein paar Mal um die Ecke und man steht vor einem weiteren bemalten Haus, dem Balkishran Sriram Saraf Haveli. An dieser Fassade erkennt man noch das verblichene Bild eines Schiffs. Einmal um die Ecke gehen und man findet eine Eisenbahn und einige erotische Darstellungen. Die Künstler haben hier ihrer Fantasie freien Lauf gelassen.

Natürlich wurden wir von unserem Führer auch zu einem Laden gebracht, der eine Menge interessanter alter Dinge im Angebot hatte. Es machte zwar Spaß hier zu stöbern, aber man kann ja leider nicht alles kaufen und so kam kein Geschäft zu Stande. Aber der Besuch hatte sich alleine wegen der prächtigen Innenaustattung des Gebäudes gelohnt, natürlich befanden sich auch Malerein an der äusseren Wand. Ein Haveli war gerade von einem reichen Mann aufgekauft worden und sollte, was sonst, in ein Hotel umgewandelt werden. Daher war man hier gerade mit Renovierungsarbeiten beschäftigt, die Innenausstattung des Empfangsraums war besonders prächtig und auf dem Boden lagen noch uralte Schriftstücke einfach so im Dreck herum. Ohne Führer wären wir gar nicht hereingekommen.

Das Hanuman Prasad Goenka Haveli entstand im Jahr 1900 und rund um die Fenster reitet Shiva auf seinem Bullen Nandi und Vishnu auf einem Elefanten. Von außen gleichen die meisten Havelis Trutzburgen und die gemalten Bilder sind teilweise verwittert und verblichen. Es stimmt schon ein wenig traurig, dass alles so verfällt weil das Geld oder das Interesse für die Erhaltung fehlt. Einige erotische Bildnisse wurden von prüden Zeitgenossen einfach übertüncht, so wie am schönen Gulab Rai Wadia Haveli im Süden der Stadt, andere werden gedankenlos mit Plakaten und Wahlwerbung überklebt.

Gerade in Mandawa findet man viele Darstellungen, die von den üblichen Verzierungen und Mustern der Handelshäuser abweichen und teilweise auch recht lustig sind, weil die Künstler die gemalten Motive wahrscheinlich nie gesehen haben. So wie den Engländer auf einem recht seltsamen Fahrrad. Unser Guide zeigte uns auch Bilder von Gandhi und Nehru, eine Darstellung von Venedig und natürlich zahlreiche traditionelle Tierdarstellungen und Götterbilder. Auch der technische Fortschritt in Form von Autos und Eisenbahnen fand Einzug in die Malerei an den Häusern, auch wenn sich noch die wenigsten Händler so etwas leisten konnten. Das sitzen dann Männer mit Hut drin.

Der Ort besitzt insgesamt 92 mit Mustern und Bildern verzierte Kaufmannshäuser, die man natürlich auf einem ca. 2-stündigen Rundgang gar nicht alle sehen kann. Beeindruckend ist auch der im Jahr 1850 erbaute Harlakha Brunnen, ein Baori, der heute aber nicht mehr in Gebrauch ist. In der Nachbarschaft befinden sich einige Chatris.



Video zum Thema

Mandawa

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