| Weltreisen | Indien | Unterkunft | Site-Map | HOME |

| Lage | Zimmer | Frühstück | Essen | Fazit |

JHIRA BAGH PALACE

Außerhalb der Stadt Dhar an der Straße nach Mandu baute Anand Rao Puar der Dritte, seines Zeichens Maharaja von Dhar, in den 1860er Jahren einen Palast. Bekannt als die Jheera Bagh Palace oder Jhira Bagh wird er heute als Heritage Hotel betrieben. In den 1940er Jahren wurde hier von Gregson, Batley & King renoviert. Wunderschön schlicht in einem unprätentiösen Art-Deco und Bauhaus Stil gestaltet, ist dieses Gebäude eines der elegantesten und zukunftsweisende Beispiele der frühen modernen Architektur in Nordindien. Danach diente das schöne Gebäude lange Zeit als offizielles Gästehaus des Staates Mahya Pradesh und beherbegte wichtige Persönlichkeiten wie Lord Curzon und Pandit Jawahar Lal Nehru, den ersten Primierminister von Indien.

Wir hatten dieses Hotel entdeckt, weil es optimal liegt für einen Besuch im nahen Mandu und zum Entspannen nach einem langen Fahrtag von Bhopal einen gewissen Luxus bot. Die Webseite mit den Bildern war sehr ansprechend, denn die Hotels innerhalb vom Dorf Mandu sind eher sehr einfach.

Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: hier zahlten wir eine ganze Menge Geld für die Übernachtung, das zweit-teuerste Hotel der gesamten Reise. Hier wohnten ausschließlich Europäer, meist kleinere Gruppen. Lage Lage Lage und schöne Architektur sind aber leider nicht alles.

Wo fange ich an zu beschreiben, warum wir uns hier nicht so ganz wohlfühlten? Vor allem lag es wohl am absolut schlechten Preis-Leistungsverhältnis. Man kommt mit anderen Erwartungen in ein Hotel, wenn es sehr teuer ist. Wenn dann so vieles nicht stimmt wie hier, dann ist man eher geneigt zu meckern als in preiswerten Unterkünften in die man ohne hohe Erwartungen kommt. So wie es uns in diesem Urlaub im Hotel Ambar in Burhanpur passierte in dem wir uns für ein Zehntel des Preises wohler gefühlt haben, auch weil wir dort echte Gastfreundschaft erlebten.

Positiv hier: Die absolut wunderbar ausgeführten Malerarbeiten im ganzen Haus, mit indirektem Licht unter den Decken und schöner Marmorboden. Das schnelle W-Lan im Bereich des Speisesaals und die hübsche Empfangshalle. Hier wird der Gast von der Hausherrin mit einem Punkt auf der Stirn und einem Kranz aus Blüten begrüsst.

Negativ: Es gibt abseits vom Computer keinerlei Beschäftigungsmöglichkeiten im Hotel. Der Pool war mal schön, wie gerne wären wir hier bei der Hitze eine Runde geschwommen nach der anstrengenden Tour durch Mandu. Aber er war scheinbar seit Jahren nur halb mit Wasser gefüllt und komplett veralgt und versifft, im Gebäude nebenan werden Schäferhunde gehalten. Es gibt hier eine "Organic Farm" die Milchprodukte und Gemüse für das Hotel liefert und wir lästerten, im Pool würde sicher gerade etwas gezüchtet...

Kleine Spaziergänge sind auf dem Gelände möglich, dabei trifft man auf Pfaue und hinter dem Haus lohnt sich ein Blick in die Garage in der einige Oldtimer stehen, unter anderem auch ein historischer Bus. Es gibt auf dem Gelände eine tiefe Zisterne und einen kleinen Tempel. Die Kutsche im Eingangsbereich, der grün veralgte Teich im Innenhof, die Bänke mit abgeplatzter Farbe die überall stehen: Man darf nicht genau hinsehen. Top sind die Saris der Dame des Hauses, die mit professioneller Teflon-Freundlichkeit agierte an der jegliche Kritik abprallte.

In unserem Zimmer haben wir uns auch nicht sehr wohl gefühlt, siehe unten. Das Abendessen war Duchschnitt, siehe unten. Das Frühstück noch darunter, siehe unten. Der Service war bemüht und freundlich, die Stimmung zwischen Chefin und Angestellten eher frostig. Der Chef des Hauses ließ sich auch mal blicken, sprach aber ausschließlich mit einem englischen Ehepaar die wohl ihre Ausflüge über das Hotel gebucht hatten. Bleibt noch zu erwähnen, dass es hier keine Morgenzeitung auf Zimmer gab, wie in allen anderen indischen Hotels der Region üblich.

Für unseren Fahrer war auf dem Gelände auch kein Platz, er schlief im Auto am Tor. Er erzählte nach einem Spaziergang in die Stadt, die Einheimischen hielten es für einen "bad place".


Lage

Außerhalb der Stadt Dhar, an der Straße nach Mandu gelegen und somit ein sehr guter Ausgangspunkt um das nahe Mandu zu besuchen. Es sind gut 30 Kilometer bis dahin, die allerdings auf sehr schlechter Strasse zurückgelegt werden müssen. Löcher überall, dazu viel Verkehr mit uralten, überfüllten Klapperbussen und Mopeds. Die berühmten Bagh Caves sind 90 Kilometer entfernt, und folgende Pilgerorte sind nach längerer Fahrt von hier ebenfalls erreichbar: Maheshwar 70 Kilometer, Omkareshwar 130 Kilometer und Ujjain 120 Kilometer.

Im 60 Kilometer entfernten Indore befinden sich der nächste Flughafen und der nächste Bahnhof.



Zimmer

Das Hotel hat 15 individuell eingerichtete Zimmer auf zwei Etagen die alle Namen haben: Meditation Room, Victorian Suite, Art Deco Room, Country Room oder Maharani Suite. Davon sind 11 Deluxe Rooms ohne Veranda, es gibt 2 Deluxe Suiten und eine Super Deluxe Suite jeweils mit Veranda. Allen gemeinsam ist eine schöne Deckenhöhe von 5,50 Metern, ein angeschlossenes Bad und eine Klimaanlage. Da die einfachen Zimmer alle Betten haben die unten mit einem Fußende aus Holz begrenzt sind hatten wir eine Suite gebucht. Hier sah man auf den Fotos, das die Betten unten keine Begrenzung haben - schön für meinen langen Michael. Der Mehrpreis war also einkalkuliert, teuer genug was es ja eh.

Unsere Suite war beim Betreten riesig und beeindruckte erst einmal auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick, als wir alleine waren, entdeckte man dann immer mehr Mängel. Zuerst betritt man ein riesiges Wohnzimmer mit historischem Möbiliar: Sofa und Tisch und einen schönen alten Schreibtisch, dazu ein einzelner Relax-Schaukelsessel und ein offener Kamin für kalte Tage. Beeindruckend die breite Holztüre. Dort haben wir uns aber nie aufgehalten, denn es gab weder Lesestoff noch einen Fernseher.

Danach folgte ein grosser Raum mit einem beeindruckenden Bett auf einer Empore mit darüber drappiertem Stoff. Bei näherer Betrachtung war das Bett sehr hoch (eine Österreicherin verglich es mit einem OP-Tisch) und steinhart. Der Vorhang aus Netz, den man rundum ziehen konnte war genial, oben in der Decke war dafür eine Gardinenschine eingelassen. Wenn das Teil nicht ein ganzes Stück zu kurz gewesen wäre um es komplett zu schließen, so kamen leider alle Mücken bequem zum Bett.

Dahinter folgte dann das Bad, ebenfalls geräumig mit undurchsichtigem Fenster zum Flur. Schwarze Waschkeramik ist Geschmacksache, aber die Härte war die Badewanne. Sie war nicht historisch, sondern einfach nur alt und abgenutzt. Und bei genauerer Betrachtung staunten wir sehr, denn es gab weder einen Zufluss noch einen Abfluss. Das Ding stand hier nur zur Deko rum.

Richtig sauer wurde ich dann bei genauerer Betrachtung des Bettes. Die breite Zudecke war gar nicht bezogen und es gab gelbe Felcken oben am Rand. Iiihhh... Wir haben dann den Service gerufen, es war der Dame des Hauses sichtlich peinlich. Ich verlangte noch eine Unterlage, um es wenigstens von Bretthart in Hart zu verwandeln und wir bekamen auch frisch bezogene neue Decken. Hätte in diesem Haus eigentlich selbstverständlich vor Bezug des Zimmers sein müssen.

Es gab auf der riesigen überdachten umlaufenden Veranda einen Tisch mit zwei Holzstühlen, die zu unbequem waren um längere Zeit draussen zu sitzen. Und der Zugang zum Garten war mit einem Netz verhüllt, um die Tauben draussen zu halten wodurch wir dann aber im Inneren gehalten wurden.

Die erste Nacht war das Nachbarzimmer nicht besetzt und wir schliefen friedlich bei bodentiefen offenem Fenster mit Fliegengitter davor. Am zweiten Abend schreckten wir hoch. Vor dem Haus war gerade ein Jet gestartet. Nein, es war nur die Klimaanlage aus dem Nebenraum, die aussen hing und auf der überdachten und hallenden Veranda einen Höllenlärm erzeugte. Wenn sie sich ausschaltete atmeten wir erleichtert auf: Himmlische Ruhe. Leider liessen die Nachbarn das Ding die ganze Nacht lang laufen...


Frühstück

Das Frühstück wird im zentralen Speisesaal serviert. Wir hatten extra am Abend nach Ankunft die Chefin gefragt ab wann es Frühstück geben würde. Die Auskunft war 8:00 Uhr, aber es ginge auch ab 7:30 Uhr. Wir wollten der grossen Hitze in Mandu ausweichen und so früh wie möglich starten und sagten, wir würden gerne um 7:30 Uhr frühstücken und bestellten unseren Fahrer dann für 8:00 Uhr.

Als wir pünktlich erschienen war aber noch niemand zu sehen. Wir warteten eine halbe Stunde, da erschien dann das Personal gerade und fing langsam an einzudecken. Mittlerweile war es schon 8:00 Uhr als die ersten Töpfe auf den Buffetisch in den Speisesaal getragen wurden. Um 8:20 Uhr baute dann der Koch seinen Eierstand auf. Wir hatten vorab gefragt, ob wir indisches Frühstück haben konnten, ein Masala Dhosa hätte uns gereicht. Wir namen einfach an, sowas hätten sie selbst gefrühstückt und vielleicht noch etwas davon übrig. Da keine Antwort vom Personal kam dachten wir, es wäre in Vorbeitung. Und warteten, und warteten.... Weit gefehlt, wir erfuhren dann am Abend das man Sonderdinge wie indisches Frühstück hier am Abend vorher bestellen muss.

Bis wir dann endlich unseren Kaffee hatten und etwas zu Essen war es schon so spät, dass wir erst gegen 9:00 Uhr los kamen. Das hat uns sehr geärgert, da wären wir besser ohne Frühstück gleich um 7:30 Uhr losgefahren, da hätten wir auch nicht viel verpasst.

Am nächsten Morgen bekamen wir dann doch ein Masala Dhosa und es gab die übliche Frühstücksauswahl für Europäer vom Mini-Buffet: Toast, Eier nach Wahl, einfache Marmelade, Saft, Joghurt und Honig.


Essen

Nach unserer Ankunft am Nachmittag bestellten wir uns Kaffee und ein paar Pankoras gegen den Hunger ins Zimmer. Das wurde mit einer süssen Leckerei serviert und war sehr lecker.

Auch am Abend isst man im zentralen Speisesaal, der ganz gemütlich mit indirekter Beleuchtung eingerichtet ist. Es gibt hier ein kleines Buffet mit sechs verschiedenen Gerichten. Es wird vorab eine Suppe am Tisch serviert, die ganz lecker war. Und am Ende gibt es noch eine servierten Nachspeise.

Offensichtlich waren die anderen Reisenden begeistert, denn viele Gewürze waren hier leider nicht im Essen. Alles auf die europäischen Gaumen abgestimmt, für uns leider viel zu schlaff. Dabei hatte uns die Hausherrin extra vorab gefragt ob wir es scharf mögen. Wir bekamen immer mehr den Eindruck die Konversation wurde hier ohne echtes Interesse am Gast abgewickelt. Als wir auf Nachfrage ehrlich sagten das Essen wäre für unseren Geschmack zu schlaff, deutete sie auf Gläser mit selbstgemachten sauren Pickels die auf dem Tisch standen, damit sollten wir nachwürzen. Sie waren leider ungenießbar für uns, gut das wir erst ein bisschen probiert haben und davon nicht gleich was ins Essen gemischt hatten.

Jedenfalls hatten wir in ganz Indien noch nie ein Palak Paneer das exakt so schmeckte wie aufgetauter Iglo Rahmspinat aus der Packung mit Käsewürfeln drin. Die Kartoffeln mit Spinat waren ganz lecker, am Fleisch haben wir uns gar nicht bedient und rein vegetarisch gegessen. Zu viele Knochen und Knorpel sind nicht unser Ding. Das Essen war jedenfalls, gemessen an anderen Hotels, sättigend und teilweise ganz lecker aber unterm Strich eher Durchschnitt. Dazu tranken wir jeweils Kingfisher Bier, das Dinner kostete pro Person 750 Rupies und war nicht im Übernachtungspreis enthalten.



Fazit

Sehr schöne Architektur, aber viel zu teuer und mit einigen Schwächen.

Im November 2015 waren wir für 2 Nächte hier.

Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die Webseite vom Hotel Jhira Bagh Palace.

Google Map zum Thema

Jhira Bagh Palace

| Weltreisen | Indien | Unterkunft | Site-Map | HOME |

| Datenschutz | Impressum |