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NIEU BETHESDA

Es lohnt sich auf jeden Fall, einige Nächte in Graaff-Reinet zu verbringen. Die Umgebung erscheint zwar auf den ersten Blick recht eintönig und größere, sehenswerte Orte sind auch im weiten Umkreis nicht zu finden. Kommt man aus Richtung Aberdeen und Willowmore oder von Addo im Süden, so hat man schon eine gute Vorstellung von der Weite der Karoo bekommen. Aber der Ort hier lebt trotz seiner Grösse von seiner Ruhe, der Atmosphäre des alten Ortsbildes und allein mit Museumsbesuchen und Spaziergängen kann man mehrere Tage füllen.

Dazu kommen natürlich tägliche Rundfahrten im Wildbeobachtungsgebiet des Camdeboo Natioal Park und Spaziergänge oben am Valley of Desolation zu verschiedenen Tageszeiten mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen.

Auch eine Townshiptour ist in Graff-Reinet sicherlich persönlicher und informativer als in Kapstadt.

Und wenn es im Sommer gar zu heiß wird, dann kann man einfach nur mal am Pool liegen, in eines der vielen schönen Museen gehen oder einen Einkaufsbummel machen.

Wählt man dorthin den längeren Weg über Nebenstraßen im Süden, so passiert man das Städtchen Sommerset East, heute ein Zentrum der Mohair-Produktion. In feuchteren Lagen werde auch Zitrusfrüchte angebaut und es gibt sogar, ganz im Gegensatz zu Graaff-Reinet, ein wenig Kleinindustrie. Touristisch gesehen gibt es hier nicht viel zu sehen, interessant ist die Tatsache, das früher viel Tabak angebaut wurde. In einem der ältesten Gebäude der Stadt befindet sich ein kleines Museum mit alten Gegenständen aus Haushalten des Ortes. Interessant ist der Garten mit vielen Rosenbüschen und der Curio Shop, in dem man leckere, ausgefallene selbstgemachte Marmeladensorten kaufen kann.

Das Camdeboo Valley liegt nordwestlich der N 9 zwischen Graaff-Reinet und Aberdeen und ist 80.000 Hektar groß. Obwohl mitten in der trockenen Karoo, ist man in dem Naturschutzgebiet von imposanten Bergen umgeben. Es gibt dort überall Wasser und dadurch bedingt sogar kleine Wäldchen. Dem entsprechend viele Tiere leben hier: Adler, Kudus, Elands, Klipspringer und viele andere.

Auch ein weiter entferntes Ziel wie der Mountain Zebra National Park bei Cradock ist ein schöner, wenn auch anstrengender Tagesausflug von hier aus. Der Ort Cradock ist 140 öde Kilometer  km entfernt, wir haben 2018 dann doch lieber dort im Nationalpark gewohnt als am Nachmittag wieder zurück zu fahren.

Auf dem Weg dorthin sind wir von Graaff-Reinet auf der N 9 in nördlicher Richtung gefahren, um nach ca. 50 km links nach Nieu Bethesda abzubiegen. Den Ort hatten wir im Jahr 2004 schon einmal besucht, aber leider viel zu spät am Nachmittag, als schon alles geschlossen war. Diesmal wollten wir uns das Owl House Museum ansehen.

Für Kunstliebhaber hat der kleine Ort mit seinen ca. 1.500 Einwohnern einen legendären Ruf. Die Abzweigung von der N9 ist gut ausgeschildert, der Asphalt hört bald auf und man fährt ein Stück durch die schroffen Compassberge.

Alleine diese malerische Anfahrt ist schon die kleine Rundfahrt wert. Sie führte durch gebirgige Landschaft vorbei an sehr abgelegenen Farmen, Feldern mit Agaven und Weiden. Über Schotterpisten und weit weg von der Zivilisation erreicht man schließlich das Ziel, den kleinen Ort Nieu Bethesda.

Gegründet wurde die Stadt im Jahr 1875 und durch den Prediger Andrew Murray nach der biblischen Zisterne Bethesda benannt. Beherrschend im Ortsbild ist die weiße Kirche. Die Straßen innerorts sind breit, staubig und ungeteert. Zahlreiche Künstler haben sich in Nieu Bethesda niedergelassen und zeigen einige Arbeiten auch außerhalb ihrer Ateliers. Viele große Bäume beschatten Straßen und Gärten, und angesichts der trockenen Halbwüste ringsumher ist der Ort wirklich eine wunderschöne grüne Oase. Wir konnten die Begeisterung vieler Südafrikaner für diesen abgelegenen Ort durchaus verstehen.





Im Owl House

Es kommen mittlerweile doch viele Besucher hierher, aber die meisten wollen zum Owl House. Es gibt ein paar kleine Läden und Teestuben an der Hauptstraße und zur Hauptsaison ist es hier sicherlich voll. Langsam fuhren wir durch die Straßen, auf der Suche nach dem ausgeschilderten Owl House.

Als wir dort ankamen sassen Verkäufer mit Skulpturen an der Straße und gleich kamen Kinder mit kleinen Handarbeiten auf uns zu.

Eigentlich würde das weltabgeschiedene Dorf heute niemanden besonders interessieren, wenn nicht die Bildkünstlerin Helen Martins (1898-1976) einmal dort gelebt hätte, zusammen mit Koos Malgas. Martins war eine Weiße und Malgas ein Coloured, eher unüblich zu ihrer Zeit.

Die Owl House Foundation, gegründet im Jahr 1996, managed die Sehenswürdigkeit. Ihr ehemaliges Wohnhaus ist seit 1992 ein Museum und zu besichtigen, von Montag bis Samstag von 9:00 Uhr – 16:45 Uhr. Am Eingang gibt es erst einmal einen Film zu sehen und man kann im Souvenir Shop örtliche Köstlichkeiten und jede Menge Zeug mit Eulen kaufen. Die Auswahl ist groß.

In Haus und Garten zu sehen sind, wen wundert es, ein paar Eulenskulpturen. Dazu noch ganz viele andere Figuren, Fabelwesen, Kamele, eine Krippe und Pfaue aus Beton und Glas.

Helen nannte den Platz "Camel Yard". Flaschen wurden zu Pyramiden aufgetürmt und auch viel kaputtes Glas verbaut. Ungefähr 300 Skulpturen wurden so im Laufe der Zeit erschaffen.

Eine Mischung aus Kunst, Kitsch und religiös angehauchten Motiven. Helen Martins beging Selbstmord, weil sie ihr Augenlicht verlor. Sie starb am 08. August 1976 im Alter von 78 Jahren.

Im Inneren des Hauses finden sich jede Menge Alltagsgegenstände aus vergangener Zeit, dazu Kitsch und Krempel. Die Wände sind mit Farbe bemalt, der feine Glassplitter beigemischt wurden, bei Kerzenlicht soll das wohl glitzern und schimmern. Tagsüber ohne Beleuchtung wirken die bunt bemalten Wände und Decken eher duster. Wir haben uns hier inmitten religiöser Kitschbilder und anderen privaten Dingen nicht besonders wohl gefühlt und waren recht schnell wieder draussen.

In einem Film namens "Die Straße nach Mekka" nach dem gleichnamigen Theaterstück von Athol Fugard, der ebenfalls einige Monate im Jahr in Nieu-Bethesda lebt, ist das Werk der eigenwilligen Künstlerin wohl ein Thema. Und weil scheinbar so viele Menschen diese Werke kennen, ist in Nieu-Bethesda rund um ihr ehemaliges Wohnhaus eine ganze Menge los.

Im Restaurant mit Shop schräg gegenüber haben wir dann noch eine Kleinigkeit gegessen und wurden gleich deutschsprachig begrüsst. Auf der Terrasse waren wir die einzigen Gäste und kraulten die hauseigenen Katzen. Ich hatte Scones mit Kaffee und Miochael kleine Tapas mit eingelegten Agavenblüten, selbst gebackenes Brot und Butter.







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Nieu Bethesda

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