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LAGO MUSTERS

Rund um den Ort Sarmiento gibt es viel Wasser und daher ist die Stadt ein grüne Oase in sonst karger Steppe. Die beiden Seen Lago Musters und Lago Colhué Huapi und der Río Senguer liefern nicht nur Trinkwasser für die Städte Comodoro Rivadavia, Colonia Sarmiento, Rada Tilly und Caleta Olivia, sie auch Zentrum der Freizeitaktivitäten der Bewohner von Sarmiento. Im Fluss wird gefischt, es gibt Gewerbe- und Sportfischerei und im Lago Musters wird im Sommer gebadet.

Der Lago Musters wurde nach einem unerschrockenen, verwegenen Charakter namens George Chaworth Musters benannt, einem im Jahr im 1841 in Italien geborenen Engländer, der im Jahr 1869 zu den Falkland-Inseln reiste. Von dort startete er eine Reise, die ihn später berühmt machte. Von Punta Arenas vorbei an der Pavón Insel im Fluss Santa Cruz, wo er eine Weile in der Fabrik von Kommandant Luis Piedrabuena blieb, um auf eine Tehuelche Expedition in den Norden zu warten. Diese Expedition hatte noch niemand zuvor gewagt, man reiste gemeinsam 750 Kilometer in zehn Monaten von der Mündung des Flusses Santa Cruz bis nach Carmen de Patagones an der Mündung des Flusses Rio Negro. Musters hatte freundschaftliche Beziehungen zu den gefürchteten patagonischen Ureinwohnern, den Tehuelche. Zurück in Buenos Aires, im August 1870, veröffentlichte die Zeitung "The Standard" eine Zusammenfassung seiner Abenteuer.

Den ersten Blick auf den See hatten wir, aus Richtung Esquel kommend, von der Ruta 20, als wir uns Sarmiento näherten. Der Lago Musters ist tektonischen Ursprungs, ist also kein Gletschersee oder ein überflutetes Flusstal, sondern durch eine Absenkung des Untergrunds entstanden. Er hat nur eine durchschnittliche Tiefe von 20 Metern und daher erscheint das Wasser so schön intensiv Blau. Man hat wunderschöne Ausblicke auf den 450 km² großen See, es führt aber kein sichtbarer offizieller Weg hinunter ans Ufer. Nur zu privaten Estancias. Es gibt einen Parkplatz mit schöner Aussicht, hierher sind wir am nächsten Abend bei schönem Licht noch einmal gefahren. Hatten wir doch am Seeufer Flamingos entdeckt, Gänse und viele Enten.

Dazu noch gab es auf dem See eine Unmenge weiße Punkte. Auf den ersten Blick waren wir nicht überrascht: Es war gerade ein so starker Wind, dass sich auf dem großen See eine Dünung aufgebaut hatte, bei der die Wellen schon Schaumkronen bildeten. Beim Blick durch das Fernglas stellte sich jedoch heraus: Hier schwammen Schwarzhalsschwäne (Cygnus melancoryphus) auf dem See, sicherlich Tausende. Der ganze Lago Musters war voll davon.

Das Brutgebiet dieser Vögel reicht von der Mitte Chiles und dem Südosten Brasiliens über Patagonien bis Feuerland und zu den Falklandinseln. Schwarzhalsschwäne lieben vor allem seichte Seen und Süßwassersümpfe, aber auch Brackwasserlagunen. Dort ernähren die sich hauptsächlich von Wasserpflanzen und Algen, die aus dem seichten Wasser gründelnd heraufgeholt werden. Wirklich schade, dass wir nicht näher an die Tiere zum Fotografieren herankamen, so müssen Bilder aus der Ferne reichen.

Der Lago Musters hat einen flachen und sumpfigen Südrand, daher fühlen sich die Wasservögel hier besonders wohl. Wind und Wellen haben in diesem Sektor eine Barriere aus Sand und Geröll bis zu 3m hoch gebildet. Hier ist auch der Hauptzufluss des Sees, der Rio Senguer kommt von Süden durch den Sumpf in den See geflossen. Aber - Überraschung - genau hier fließt er auch wieder heraus! Der Rio Senguer fließt eigentlich ganz knapp am Südostende des Lago Musters vorbei in Richtung Nordosten in den Lago Colhué Huapi. Die tektonische Senke des Lago Musters ist für den Fluß nur eine Art Überlaufbecken. Je nach Wasserstand im See und der Zuflussmenge im Senguer gibt es einen Zufluss zum Lago Musters oder einen Abfluss oder eventuell sogar unterirdische Speisung des Abflusses in Richtung des Lago Colhué Huapi.




Lago Colhué Huapi

Am Ankunftstag in Sarmiento fuhren wir noch ein Stück die Ruta Provincial 24 nach Norden heraus aus der Stadt, um einen Blick auf den Lago Colhué Huapi zu werfen, immerhin der ist der fünftgrößte See in Argentinien. Der Name bedeutet in der Sprache der Mapuche "Rote Inseln" und bezieht sich auf die vielen kleinen Lehm-Inseln im See.

Unser Vorhaben erwies sich als schwierig, der See ist von der Straße aus nicht mehr zu sehen und es führt kein offizieller Weg ans Ufer. Jedenfalls säumen auf den ersten Kilometern nur Zäune und Privatland und die nicht asphaltierte Ruta Provincial, einen Blick auf den See konnten wir nicht erhaschen. Wir sahen immerhin Kiebitze, Gänse, Enten mit Küken in den Pfützen und ein Gürteltier am Straßenrand. Der einzige Hiweis auf den See waren weitläufige hellbraune Schilfgürtel weit im Osten. Irgendwann gaben wir dann auf und fuhren zurück nach Sarmiento.

Der Colhué Huapi ist sehr flach, nur 2 Meter tief im Durchschnitt, die Uferlinienlänge beträgt 220 Kilometer. Das Einzugsgebiet wird mit 10.900 Quadratkilometern angegeben Er wird durch den Fluss Senguer gespeist, der seinen Ursprung in den Anden im Lago Fontana hat und zuerst den Lago Musters speist, um dann in den Colhué Huapi zu münden. Hier findet man eine sehr hohe Trübung im Wasser, eine hohe Konzentration von Schwebstoffen und durch den heftigen Wind aufgewirbeltem Grund. Trotzdem leben hier Fische wie die Trucha (Percichthys trucha) oder Ährenfische (Odontesthes microlepidotus).

Durch übermäßige Wasserentnahmen, auch für die nahe Ölindustrie, und Verdunstung sinkt der Wasserspiegel des Lago Musters schnell und somit noch schneller der des flacheren Colhué Huapi. Es fließt zwar immer noch eine Menge Wasser den Senguer hinunter, aber es ist weniger als im Colhué Huapi verdunstet. Das komplizierte hydraulische Balance-System ist an der Grenze zum Beinahe-Zusammenbruch, ein beschleunigter Prozess der Schrumpfung und Trocknung des Colhué Huapi ist absehbar. Früher gab es hier noch zeitweise Überschwemmungen, dann erreichte der Wasserspiegel genug Höhe, um in das Flussbett des Rio Chico in der südöstlichen Ecke des Colhué Huapi über zu laufen. Das geschah aber zuletzt im Jahr 1939 und seitdem ist der Rio Chico ein trockenes Flussbett voller Sanddünen und der Colhué Huapi verlandet immer weiter.




Am Strand

Bei unserem ersten Aufenthalt in Sarmiento vor 11 Jahren sind wir vom Ort aus schon einmal an einen Strand am Lago Musters gefahren. Damals war das Wetter schlecht und alles grau in grau. Den Weg zum Strand fanden wir 2014 wieder und der endete immer noch an einer Pumpstation Acueducto Lago Musters - dem örtlichen Wasserwerk. Aber diesmal hatten wir einen Sommertag im Frühling mit warmen Temperaturen, wenig Wind und blauem Himmel.

Ein paar Einwohner lagen auch schon am Kieselstrand und sonnten sich. Daher sind wir nicht zurück gefahren, sondern folgten der Strecke noch ein Stück am Ufer entlang in Richtung Süden. Hier befinden sich die offiziellen Badestrände von Sarmiento, die aus feinem Kies bestehen. Ab und zu gesäumt von Pappeln und mit einer geschützten Dünenlandschaft im Hintergrund. Mittendrin ragt ein Steg mit einem einfachen Kurbelkran ins Wasser, hier können kleine Boote vom Anhänger ins Wasser gehoben werden.

Es gibt einen Abschnit mit zwei Hochsitzen, auf denen im Sommer Rettungsschwimmer aufpassen. Im Oktober waren wir hier bis auf eine spazierende Familie und eine Gruppe Grillbegeisterte ganz alleine unterwegs und fuhren so lange nach Süden, bis Schilder darum baten, im Naturschutzgebiet nur noch zu Fuß weiter zu gehen.

Das taten wir natürlich und schreckten ein paar Gänse und ein Mara auf. Leider waren auf diesem Teil des Lago Musters keine Schwarzhalsschwäne mehr zu sehen, denn hier ist er zu tief und wird in seiner gesamten Länge durch eine etwa 19 Kilometer breite und bis zu 695 Meter hohe Landenge vom Lago Colhué Huapi im Osten getrennt.



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