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Auf keiner anderen Azoreninsel kann man als Besucher besser in die Jahrhunderte alte Tradition des Weinanbaus auf den Azoren eintauchen. Der Weinbau auf Pico ist ein einzigartiges Beispiel für menschliche Anpassung an eine extreme Naturumgebung. Das Zusammenspiel aus Lava, Wind, Meer und Wein macht diese Methode einzigartig. Und das nicht nur kulturell, sondern auch qualitativ und geschmacklich. Die traditionsreiche Weinbaumethode wurde sogar als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Wer einen Wein von Pico probiert, der schmeckt Vulkangestein und Salzluft.
Die Preise für Weine von der Insel beginnen etwa bei 10 Euro und über 60 Euro pro Flasche kann man hier auch ausgeben. Die Hauptrebsorte ist Verdelho, daneben werden auch auch Arinto und Terrantez angebaut. Weißen Trauben werden traditionell zu einem likörartigen Wein, ähnlich dem Madeira oder Port, verarbeitet. Der soll sehr intensiv und mineralisch sein, wir haben ihn leider nicht probiert. Solche Weine wurden im 18. und 19. Jahrhundert bis nach Nordamerika, Russland und sogar an europäische Königshöfe exportiert. Das beste Geschäft machten allerdings die Händler in Horta auf der Nachbarinsel Faial, da Pico keinen Hafen für Hochseeschiffe hatte.
Die Reben werden hauptsächlich im Norden und Westen der Insel in kleinen, rechteckigen Parzellen angepflanzt, die von Trockenmauern aus schwarzem Lavagestein umgeben sind wie ein riesiger Irrgärten. Viele dieser Mauern sind schon Jahrhunderte alt, wurden teilweise im 15. und 16. Jahrhundert von den ersten Siedlern gebaut, eingewanderten Bauern aus Nordportugal und Flandern, die auf die Idee kamen, den nährstoffreichen, aber kargen Vulkanboden für den Weinanbau zu nutzen. Sie prägen die Landschaft der Insel maßgeblich.
Diese ca. 1 Meter hohen Mauern werden "Currais" genannt und sie haben zwei Hauptfunktionen: zum Einen Windschutz gegen die starken atlantischen Winde, und zum anderen speichert das dunkle Lavagestein tagsüber Wärme und gibt sie nachts an die Reben ab, was das Mikroklima verbessert.
Auch der Boden im Inneren der Rechtecke besteht aus porösem vulkanischem Basalt, der gut entwässert und sehr mineralstoffreich ist. So wachsen die Reben hier auf der sehr dünnen Erde, die zwischen den Felsen liegt, ein karger, aber nährstoffreicher Lebensraum.
Aufgrund des unwegsamen Geländes und der sehr kleinen Parzellen ist fast die gesamte Arbeit hier Handarbeit, vom Rebschnitt bis zur Ernte. In der Landschaft um Criação Velha und Santa Luzia sieht man heute noch sehrt viele alte, kleine Parzellen, die leer sind oder überwuchert von Unkraut. Sie zeugen vom ehemals großen Umfang des Weinbaus auf Pico. An der Lavaküste finden sich noch tief eingeprägte Spuren von Ochsenkarren oder künstliche Schneisen, über die man Weinfässer ans Meer zum Verladen brachte.
Im späten 19. Jahrhundert wurde auch Pico, wie viele andere Weinregionen in Europa, von zwei Katastrophen getroffen: Oidium oder Mehltau kam um 1850, was die Reben massiv schwächte. Die Reblaus traf Pico dann ebenfalls, vermutlich in den 1870er-Jahren. Diese beiden Krankheiten zerstörten fast die gesamte Weinwirtschaft und viele Rebstöcke wurden ausgerissen oder starben ab. Danach wurden viele der Parzellen nicht wieder neu bepflanzt, vor allem, weil der Wiederaufbau mühsam und teuer ist. Dort, wo weiter Weinbau betrieben wurde, kamen Weinreben durch Rebenzüchtungen aus den USA zum Einsatz, die zwar gegen das Ungeziefer resistent sind, aber hier nur mäßig gute Weine erzeugten. Erst ab den 1980er Jahren wurden mit Fördergeldern wieder Edelweine gepflanzt und die Amerikareben ersetzt.
Bis heute gibt es Bestrebungen, diese alten Flächen wiederzubeleben. Unterstützung kommt dabei seit 2004 durch das UNESCO-Weltkulturerbe-Programm und von lokalen Winzern und Initiativen. So erlebt erlebt Pico seit einigen Jahren wieder eine Weinbau-Renaissance, bei der alte Techniken bewahrt und neue Qualitätsweine erzeugt werden. Der zunehmende Tourismus und damit die Nachfrage nach lokalen Erzeugnissen trägt sicher auch dazu bei.
Wir haben die Weinregion mehrmals besucht, zu den schwarzen Lavamauern stehen einige rote Akzente - Tore, Zäune, Fensterläden, dazu alte Windmühlen - in schönem Kontrast. Durch die Lavastein-Landschaft führen mehrere schöne Spazier- und Wanderwege. Leider war es nicht immer so sonnig zum Fotografieren wie gewünscht und aus der Luft sieht man die eckigen Strukturen natürlich noch viel beser.
Grau ist die auf Pico vorherrschende Farbe. Grau sind die Weingärten und die so genannten "Maroiços", aufgetürmte Hügel aus Vulkangestein. Grau sind auch die Mauern entlang der Wege und die Grenzmauern der Grundstücke. Da fallen Farbkleckse um so mehr auf, so wird alles überwachsen von grünen Pflanzen. Windmühlen sind auf Pico ein charmantes und historisch bedeutsames Element der Kulturlandschaft. Sie fallen besonders durch ihre markante knallrote Farbe und ihre traditionelle Bauweise auf, ein echter Blickfang in der kargen Vulkanlandschaft. Die meisten davon stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und wurden hauptsächlich zur Mehlproduktion genutzt, vor allem zur Verarbeitung von Mais und Weizen, die in begrenztem Umfang auf der Insel angebaut wurden. Wie bei holländischen Mühlen ist der obere Mühlenkopf mit dem Getriebe drehbar, damit sich das Flügelrad optimal in den Wind ausrichten lässt.
Ihre Lage auf Hügeln oder Anhöhen nutzte die beständige Atlantikbrise aus – ein kluges Beispiel für angepasste Insellandwirtschaft. Die charakteristische rote Farbe der Mühlen stammt aus einer Mischung aus Kalk und rotem Pigment, die traditionell verwendet wurde, um das Holz zu schützen und die Gebäude besser sichtbar zu machen. In der vulkanisch dunklen Landschaft bot die Farbe Orientierung.
Viele Windmühlen wurden restauriert. Einige als Museumsobjekte, andere als private Ferienhäuser oder Aussichtspunkte. Dort kann man auf die Plattform hoch steigen und hat so zumindest einen kleinen Überblick über die Rebflächen. Die bekannteste ist sicher die Moinho Do Frade etwas südlich von Madalena, am schönsten fanden wir die Moinho do Monte im kleinen Ort Monte, auch wenn sie direkt an der Staße liegt. Sie ist frisch Rot gestrichen und hier kann man auch ins restaurierte Innere schauen.
Das Museu do Vinho befindet sich in Madalena 9950-364 in der Rua do Carmo und gehört zum regionalen Pico-Museum. Es wurde 1999 im ehemaligen Karmelitinnenkloster aus dem 17./18. Jahrhundert eingerichtet und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Allerdings wird sehr oft mit Bildern von einem roten Holzsteg geworben, der zu einem knallroten offenen Pavillion führt, gerne auch aus der Luft. Das sieht toll aus, aber wenn man davor steht wird man enttäuscht, denn ganz so Rot ist das Teil wohl schon länger nicht mehr. Die alten Bilder stammen aus einer Zeit, als das Teil noch frisch rot gestrichen war.
Die Anlage umfasst die alte Konvent-Gebäude, traditionelle Produktions-Räume und es gibt auch eine historische Rebfläche direkt vor Ort. Auch Hilfmittel des Weinanbaus von Destillierapparaten bis zu Fässern und Pressen werden hier ausgestellt. Das Museum liegt am Rand der Weinlandschaft vom UNESCO-Welterbe "Paisagem da Cultura da Vinha da Ilha do Pico", was den Besuch besonders authentisch macht.
Mehr noch als alle Weinbau Elemente wird man hier von den wunderschönen Drachenbäumen beeindruckt. Im Innenhof stehen mehrere Drachenbäume (Dracaena draco) mit einem geschätzten Alter von 500–1000 Jahren. Solch eine Ansammlung ist weltweit selten und wir haben es sehr genossen dort auf Bänken unter den uralten Zweigen zu sitzen - auch wenn der größte und älteste Baum vor einigen Jahren abgestorben und zusammengebrochen ist.
In der Museumskellerei kann man auch Weinproben buchen. Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Sonntag zwischen 10:00–17:30 Uhr. Der Eintritt kostet 2,00 Euro pro Person, Parken kann man davor oder die Straße entlang kostenlos.
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