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| Lunch in Maia |
Nur wenige wissen, dass auch in Europa Tee angebaut wird. In den Unterkünften hatten wir schon Teebeutel mit Grüntee von Chá Gorreana gesehen, Europas ältester und derzeit einziger durchgehend produzierender Teeplantage. Natürlich wollten wir sie auch einmal besuchen.
Beim ersten Aufenthalt auf São Miguel sind wir einmal daran vorbei gefahren, am Ende des Urlaubs haben wir es dann endlich geschafft, dort auch anzuhalten. Seit 1883 wird hier Tee angebaut und dabei laut Webseite die ursprünglichen östlichen Traditionen und die überlieferten Eigenschaften die seit fünf Familiengenerationen weitergegeben.
Die Produktion begann im 19. Jahrhundert, als die rückläufige Orangenernte durch andere Anbaupflanzen ersetzt werden musste. Auf Initiative der Sociedade Promotora da Agricultura Micaelense und ihres Gründungspartners José do Canto begann man mit dem Anbau von Tabak, Ananas, Süßkartoffeln zur Alkoholproduktion und Zuckerrüben für Zucker und Tee. Die ersten Teesamen kamen im frühen 19. Jahrhundert aus Brasilien. Bereits 1848 wurde auf den Grundstücken mehrerer Familien in São Miguel Tee angebaut, doch es fehlte das nötige Wissen für eine effiziente Produktion.
Die Agrargemeinschft stellte einen chinesischen Teemeister mit Assistenten ein, die Ihr Wissen weitergaben. Durch verschiedene Ereignisse im 20. Jahrhundert, wie Auswanderung und Änderungen der Arbeitsgesetze nach der Revolution vom 25. April, gelang es am Ende nur der Teefabrik Gorreana, seit 1883 eine kontinuierliche Produktion aufrechtzuerhalten.
Heute werden hier jährlich etwa 40 Tonnen Tee produziert, der auf 37 Hektar Plantagenfläche wächst. Er zeichnet sich durch sein zartes Aroma aus. Ausserdem ist es Biotee, denn die Pfanzen werden nicht mit Chemikalien behandelt, da es in der Region keine Krankheiten oder Schädlinge gibt. Man erntet hier ca. 33–40 Tonnen Tee pro Jahr.
Da die Pflanzen sind unterschiedlich alt sind weist der Tee hier unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Jedes Blatt ergibt einen Tee mit unterschiedlichem Geschmack und Aroma. Beim schwarzen Tee ist das erste Blatt "Orange Pekoe", ein aromatischer und leichter Tee. Das zweite Blatt ergibt "Pekoe" mit intensivem Aroma. Das dritte Blatt ergibt "Broken Leaf", ein leichtes Aroma und einen niedrigen Theingehalt.
Die Gorreana-Teefabrik ist an jedem Tag der Woche für Besucher geöffnet. Wir wollten eigentlich in den Teefeldern spazieren gehen, aber das Wetter war durchwachsen und der Besucheransturm groß. Viele Parkplätze gibt es hier auch hinter dem Haus, einige Gruppen waren zwischen den Teepflanzen unterwegs. Wir überquerten die Hauptstraße in Richtung Teefelder und begaben uns auf die Weege zwischen die Pflanzen. Dem Augenschein nach ernteten die Pflücker gerade ein paar Blätter, die auf Decken aufgehäuft waren, machten aber aktuell Pause und hatten am Wegrand eine Kasse aufgestellt.
Hier lernten wir schnell, dass die oben beschriebenen Feinheiten für schwarzen Tee offensichtlich für Grüntee nicht gelten. Hier pflücken nicht zarte, kundige Frauenhände Blättchen für Blättchen einer bestimmten Qualität, wie wir naiv angenommen hatten. Nein, hier tragen zwei Männer eine Art 150 cm breite Heckenschere mit Griffen an den Enden und einem lärmenden Zweitaktmotor, mit dem einfach vom Tee-Beet die obersten 5 cm abgemäht werden, inklusive Stiele und Stengel. Das war doch ziemlich ernüchternd.
In der Farbik konnten wir durch Fenster ein paar Maschinen sehen, dort wurde aber gerade nicht gearbeitet. Es gibt noch historische britische Maschinen der 1840er Jahre sowie modernere Öfen und Siebsysteme. Zwei große Walzmaschinen zerkleinern die Blätter, dann folgen Trocknung und Sortierung. Auch eine Bar und ein Restaurant gibt es hier. Das meiste war im Souvenir Shop los, wo man überteuerte Azoren Souvenirs und natürlich Tee kaufen kann. Den bekommt man aber auch überall im Supermarkt. Hier ist jedenfalls der Besuch der Plantage, der Fabrik und des Museums kostenlos, inklusive Teeprobe in der Café-Bar auf der Panoramaterrasse.
Natürlich will hier jeder hin, denn es ist ja auch durchaus etwas Besonderes, daher war es recht voll. Wir entschwanden spätestens, als vorne an der Straße ein Reisebus hielt.
Ausserdem hatten wir kurz zuvor eine Reise nach Sri Lanka für das Folgejahr gebucht und spontan beschlossen, uns dann lieber dort die gesamte Teeproduktion anzusehen.
Fährt man an der Teefabrik vorbei über eine schmale Landstraße, oder über den Hintereingang hinaus, dann erreicht man den hübschen Ort Maia. Ein ruhiges Küstendorf auf einem alten Lavastrom mit üppiger Natur rundum und weit weg von den Touristenmassen der Teeplantage.
Hier fanden wir einen Parkplatz am Straßenrand, nachdem wir ein paar Mal durch die engen Gassen gekurvt sind. Am Wegrand stehen Mauer an Mauer kleine Häuser, die man zum Teil auch mieten kann.
Nach Angaben azoreanischer Historiker leitet Maia seinen Namen von Inês da Maia ab, einer Adeligen, die sich Ende des 15.Jahhunderts hier nieder ließ. Die Pfarrei ist eine der ältesten in der Gemeinde Ribeira Grande, die Kirche stammt aus dem späten 15. Jahrhundert und hatte 1522 bereits ihren dritten Pfarrer. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Maia zu einer blühenden Gemeinde.
Die dem Heiligen Geist geweihte Pfarrkirche aus dem Jahr 1812 ging aus einer Kapelle aus dem 16. Jahrhundert hervor, die im 17. und 18. Jahrhundert dann erweitert wurde. Heute ist sie rundum mit LEDs in Schmuckmotiven bestückt und sieht in der Nacht sicher sehr schön aus. Das haben wir leider nicht gesehen.
Denn wir waren am Mittag hier und hatten Hunger. Nach Besichtigung der Kirche fanden wir einen schönen Platz im Restaurant O Estrela, das direkt am kleinen Hafen liegt, der nur aus einer Bootsrampe besteht, nicht einmal eine Schutzmauer gegen die Brandung gibt es hier. Auf der Terrasse bestellten wir dann Limpets als Vorspeise und Michael hatte Hähnchenbrust. Ich hatte Thunfisch, der zwar lecker war, aber nicht mehr medium rare wie bestellt. Dazu tranken wir weißen Sangria und Cola.
Die junge Bedienug war sehr nett, sprach sehr gut Englisch und die Location war traumhaft mit Blick aufs Meer. Wir konnten beobachten, wie jemand unten an der Wasserkante vorbeikam, um angeschwemmten Müll vom Strand aufsammelte.
Ein beliebtes Ausflugsziel in Maia sind die natürlichen Pools aus Lavagestein. Aber auch schöne Strände gibt es in der Nähe. Die auf São Miguel wohl am besten zum Relaxen geeigneten Strände sind die Strände von Ribeira Quente im Süden der Insel und die Praia da Viola hier im Norden. Vorsichtig sollte man beim Baden hier sein, wenn der Wind aus Norden größere Wellen auflaufen lässt, da der Strand unbewacht ist und sich im Wasser an einigen Stellen große Steine befinden.
Ein Wanderweg führt dort hin. Von Maia aus führt er 5 km an der Küste entlang zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie alte Steinmühlen, einen schönen Wasserfall, den Strand von Viola und Tabakkulturen.
Wir sind nur ein Stück entlang gegangen, dann wieder zurück zum Auto, weil dicke Regenwolken am Horizont auftauchten.
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