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Kloster Heisterbach

Als Kind war ich mit meinen Eltern oft im Siebengebirge unterwegs, aber irgendwann stellte ich fest das Michael das Kloster Heisterbach gar nicht kannte. Hatten wir es in den über 20 gemeinsamen Jahren wirklich nicht einmal dorthin geschafft?

An einem Frühlingstag im Coronajahr 2021 sind wir dann spontan dort hingefahren und hatten Glück, auf dem Parkplatz an der L 268 am Kloster sofort einen freien Platz zu ergattern. So konnten wir uns zuerst einmal die schöne Anlage ansehen.

Das Kloster Heisterbach wurde einst als Zisterzienser-Abtei gegründet und befindet sich heute auf dem Stadtgebiet von Königswinter, zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott im Tal des Heisterbachs. Heister wurde ein junger Buchenstamm genannt, daher stammt der Name.

Der Grundstein der Klosteranlage wurde um 1211 gelegt, zuerst hieß das Kloster "Maria im Peterstal in Heisterbach". Später wurde es nur noch Kloster Heisterbach genannt, dieser Name steht auch über dem Eingangstor auf einem Wappen durch das man die Anlage betritt.

Am 18. Oktober 1237 wurde der Neubau der Abteikirche mit einer Länge von 88 Metern und einer Breite von 44 Metern geweiht. An Größe wurde sie nur vom Kölner Dom übertroffen, im Jahr 1327 war dann die komplette Klosteranlage fertiggestellt. Die Steine für den Bau brachen die Mönche am nahegelegenen Stenzelberg.

Vieles von dem, was wir heute über die Zeit von 1180 bis 1240 wissen, verdanken wir Caesarius, dem bekanntesten Mönch aus Heisterbach, der hier von 1199 bis 1240 lebte. Er berichtete auch von einer großen Hungersnot im Jahr 1197, als 1.500 Menschen an der Klosterpforte gespeist wurden. Der Truchessische Krieg 1583-88 verheerte das Rheinland, auch Kloster Heisterbach wurde gebrandschatzt. 1750 entstand das barocke Torhaus. Wenn die Heisterbacher Äbte unterwegs waren, konnten sie im Heisterbacher Hof am Rheinufer in Königswinter wohnen.

Mit der Säkularisation wurde die Abtei Heisterbach 1803 aufgehoben. Die bergische Landesregierung bot kurz darauf das Kloster vergeblich zum Verkauf an. 1809 wurde es zum Abbruch an einen französischen Unternehmer verkauft. Die Steine wurden dann zum Bau des Nordkanals zwischen Venlo und Neuss und später zum Bau der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz verwendet. Erst 1818 wurden weitere Sprengungen durch eine Verfügung des preußischen Oberpräsidenten unterbunden, so dass wenigstens die Chorruine erhalten werden konnte.

Graf Wilhelm Ernst zur Lippe-Biesterfeld erwarb 1820 das Gelände und ließ einen englischen Landschaftsgarten anlegen, wobei auch die Chorruine einbezogen wurde. Sein Mausoleum nach dem Vorbild einer neugotischen Waldkapelle befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Dann entdeckten die Romantiker Heisterbach, Maler wählten die Chorruine und die verfallenen Gemäuer als Motiv für ihre Gemälde und später war es auch für Ansichtskarten sehr beliebt.

1918 erwarben dann die Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus das Gebiet von den Grafen zur Lippe und brachten das klösterliche Leben zurück. Die bisherigen Bewohner wurden ausgewiesen und oben auf der Ebene im heutigen Ort Heisterbacherrott neu angesiedelt. 2008 hat die Provinzleitung der Cellitinnen die Schließung des nur noch 13-köpfigen Konvents in Heisterbach beantragt.





Rundgang

1993 pachtete der Verein "Bausteine für das Leben e.V." ein ehemaliges Altenheim auf dem Klostergelände und baute es zu einem Hilfs- und Informationszentrum für Schwangere und alleinerziehende Frauen in Notlagen um. Haus Heisterbach nahm seine Tätigkeit 1995 auf.

Heute lädt die Stiftung Abtei Heisterbach alle Besucher herzlich willkommen und lädt ein, die ehemalige Zisterzienserabtei im europäischen Naturpark Siebengebirge zu besuchen. Das Gelände und die Klosterruine sind tagsüber frei zugänglich. Es gibt eine Ausstellung und es werden Führungen und Konzerte angeboten. Die Klosterstube mit schöner Sonnenterrasse und Blick auf die Zehntscheune und das Lapidarium bietet rustikale Küche.

Bei unserem Besuch im April 2021 war leider wegen Corona alles geschlossen, man kann sich aber die "Heisterbach-App" herunterladen und sich so GPS-gesteuert durch die Klosterlandschaft "intra muros" (innerhalb der Klostermauern) oder auch "extra muros" (im Heisterbacher Tal und in der weiteren Umgebung) führen lassen.

So ist es richtig schön hier spazieren zu gehen, zwischen den restaurierten Gebäuden und Gartenanlagen und den zahlreichen Hinweistafeln zu historischen Ereignissen. Viele Bänke laden zum Innehalten ein. Im Garten wachsen seltenen Pflanzen, es gibt den verfallenen Fiedhof der Lohnpächter und den gepflegten der Celitinnen. Drei miteinander verbundene Wasserbecken mit Gänsen werden von einem Mosaik-Kreuzweg umrundet, der zur Herz-Jesu Kapelle führt.

Um das Kloster Heisterbach ranken sich viele Legenden, die vom Mönch von Heisterbach ist weit über die Grenzen des Siebengebirges hinaus bekannt.






Am Weilberg

Seit über 7000 Jahren verändert und gestaltet der Mensch die Naturlandschaft rund um das Kloster und wandelte sie in eine Kulturlandschaft um. Eine Landschaft mit langer Geschichte, die man auf vielen Wanderwegen erkunden kann. Hier ist ein Link zu den schönsten Touren.

So sind wir vom Kloster zum nahen Steinbruch am 247 m hohen Weilberg gelaufen, hier brachen die Mönche Basalt. Verwendt wurden auch Steine aus dem vulkanischen Gestein Latit für den Bau am südöstlich gelegenen, 287 Meter hohen Stenzelberg im Siebengebirge.

Das Gestein von hier wurde unter anderem für die Propsteikirche in Oberpleis, die Nikolauskapelle in Heisterbacherrott und das Bonner Münster genutzt. Zu den weiteren in Stenzelberger Latit errichteten Gebäuden gehört der Heisterbacher Hof in Königswinter. Der Steinbruchbetrieb endete 1931. Heut hat sich hier eine besondere Flora und Fauna eines Trockenbiotops ausgebreitet.

Es gibt am ehemaligen Basaltsteinbruch Weilberg zwei Aussichtplattformen mit einem schönen Blick auf die Steilwände und einen Rundweg um den Steinbruck. Geologisch Interessierte können hier verschiedene Gesteinsschichten erkennen, die einen Einblick in den Gesteinsaufbau des ehemaligen Vulkans Siebengebirge ermöglichen. Der Weilberg liegt im mittleren Teil des Naturschutzgebiets Siebengebirge.

Im Wald sahen wir an diesem Frühlingstag viele Rötelmäuse und am Steinbruch ganz kurz einen Greifvogel, den wir aber leider nicht fotografieren konnten. Am KLoster stand ein Eiswagen, so gönnten wir uns zum Abschluss der Wanderung noch ein leckeres Eis, obwohl es dazu am späten Nachmittag eigentlich schon ein wenig zu kühl war.




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