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FREILICHTMUSEUM LINDLAR

Das schöne Freilichtmuseum des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) im Lingenbachtal bei Lindlar ist etwas kleiner als das in Kommern, dem ich einige Einzelseiten mehr gewidmet habe. Trotzdem ist es ebenfalls einen Besuch wert, denn hier kann man schön zwischen alten Bauernhäusern und Gärten spazieren gehen. Das Museum wurde im Jahr 1998 eröffnet und zählt zu den jüngsten und inhaltlich modernsten Einrichtungen dieses Museumstyps in Deutschland. Liegt der Schwerpunkt in Kommern mehr auf dem Bäuerlichen Leben, so wird in Lindlar auch ein Stück ländliche Industriegeschichte gezeigt.

Wir waren schon mal 2015 vor Ort, allerdings fand gerade eine Veranstaltung statt und es war sehr voll. Daher hatten wir uns vorgenommen, unbedingt noch einmal in Ruhe hierher zu kommen. Die meisten Bilder auf dieser Seite stammen von einem Besuch im Sommer 2020, zu Corona Zeiten. Da waren einige der Häuser leider geschlossen und man konnte nur von außen rein gucken. Dafür war der Eintritt reduziert und es gab wenige Besucher und man konnte die Anlage richtig genießen.

Auf einem Gelände von rund 30 Hektar Fläche wird der ländliche Alltag im Bergischen Land in den letzten Jahrhunderten dokumentiert. Nach dem Motto "Global denken - lokal handeln" möchte das Freilichtmuseum Lindlar die Alltagskompetenzen der modernen Menschen stärken. Besucher sollen hier nicht nur kulturhistorisch über das Bergische Land informiert werden, sondern auch ihre eigene Position im Sinne einer globalen Welt selbstkritisch zu reflektieren.

Auf dem Gelände in Lindlar gibt es vier Gebäudegruppen mit ca. 30 Gebäuden aus unterschiedlichen Zeiten. Und es wird weiter gebaut und erweitert. Rund 800 Meter lang wird die Feldbahnstrecke sein, die zukünftig die Museumserweiterungsfläche mit 600 mm Spurweite erschließen wird. Das Museum besitzt drei kleine Dieselloks und mehrere Kipploren, zur Zeit sind etwa 600 Meter Schienen verlegt.

Das Hofgut "Zum Eigen" ist die älteste Baugruppe im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Die fünf Gebäude dieser großen Hofanlage stammen aus unterschiedlichen Orten und hatten verschiedene Funktionen: Wohnstallhaus, Zehntscheune, Backhaus, Speicher und Scheune. Thematisiert wird hier die Zeit der Subsistenzwirtschaft um 1800 bis zur Revolution von 1848/1849.

Die noch im Ausbau befindliche Baugruppe "Oberlingenbach" widmet sich der Phase nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 bis 1910, als Eisenbahn und städtischer Lebensstil allmählich die Dörfer hier im Bergischen Land erreichten. Neben der ertragsarmen Landwirtschaft fanden die Menschen nun neue Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten. Bandweberhaus, Sägegatter, Gaststätte Römer und weitere Gebäude zeugen von dieser Entwicklung.

Der Weiler Steinscheid, unmittelbar hinter dem Museumseingangsgebäude gelegen, zeigt das ländliche Leben in der Zeit um 1960. Die Besiedlung Steinscheids begann aber bereits um 1200. Der Weiler erfuhr viele Veränderungen, der Hof Peters und Haus Helpenstein konnten an Ort und Stelle erhalten werden. Hier befindet sich auch die Schmiede mit angrenzender Stellmacherei.

Eine weitere Gebäudegruppe ist am Mühlenberg entstanden, die die besonderen Gegebenheiten des südlichen Bergischen Landes zeigt. Sie behandelt thematisch das Leben und Arbeiten in der Region, die lokale Grauwacke-Industrie und die Entwicklung von Wald und Klima.

Das Museumsgelände wurde konsequent in den Zustand zwischen 1850 und 1900 zurück versetzt. Alte Wege wurden wieder angelegt, Gärten eingerichtet und Ackerparzellen wieder auf die Größe gebracht, die durch die Realerbteilung im 19. Jahrhundert oft nur noch sehr schmal war. Garten-Paten können hier Gemüse und Obst anbauen. Die Kenntnisse über den Gartenbau wurden früher über Generationen weitergegeben, meistens von der Mutter zur Tochter. Die Frauen bauten Kräuter, Gemüse und Blumen an, während oft die Männer die kraftaufwendigen Arbeiten wie das Umgraben der Felder übernahmen.

Die Gärten ziehen natürlich auch Tiere an. Neben den hier vom Museum gehaltenen Haustieren sieht man viele Greifvögel am Himmel. Überall sind Mauselöcher und die blühenden Gärten werden von zahlreiche Schmetterlingen und Insekten besucht. Natürlich legt man hier Wert auf ein breites Spektrum regionaler und gefährdeter Nutztierrassen und so kann man Rotes Höhenvieh, Bentheimer Landschweine, Weiße Deutsche Edelziegen, Diepholzer Gänse und Bergische Kräher bewundern. Es gibt eine eigene Imkerei, von der aus die Bienen zur Bestäubung ausfliegen.








Spätsommer

Wir haben hier an einem sonnigen Samstag im September einen halben Tag verbracht und uns alles angesehen. In einem Bereich wurde an neuen Häusern gebaut, es lohnt sich also durchaus noch einmal hierher zu kommen.

Da ja Wochenenende war, gab es auch einige Vorführungen, die Arbeitswelt von damals wird so wieder lebendig. Der Schmied war vor Ort und zeigte seine Kunst in der historischen Schmiede aus Lindlar-Linde. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1880 und wurde in ganzen Teilen in das Museum versetzt. die Schmiede ist voll betriebsfähig.

In der Seilerei wurden nicht nur Waren wie Schnüre und Taue hergestellt, sondern auch Erzeugnisse wie Hängematten, Strickleitern, Tau- und Netzwerke. Für die Landwirtschaft stellte der Seiler hauptsächlich Kälberstricke, Garbenbänder, Zugstränge, Heuseile, Leitseile und Wäscheleinen her. Die verschiedenen Arbeitsschritte in der Seilerei beruhen darauf, einzelne Pflanzenfasern zu dicken Fäden zu verspinnen und diese wiederum auf der Seilerbahn weiter zu Seilen unterschiedlicher Dicke - je nach Anzahl der Fäden - zu verdrehen. Dabei diente die mit enier Kurbel, einem Planetengetriebe und vier rotierenden Aufhängungen ausgestattete Seilerspindel zunächst als Spinrad und der Seiler bewegte sich beim Spinnen rückwärts gehend vom diesem Spinnrad weg - bis zu 60 Meter weit. Dabei wurde eine Bündel Hanf- oder Flachsfasern in seiner Seilerschürze die Fasern passend nachgeschoben und zum Faden gesponnen. Die bei unserem Besuch die Technik erläuternde Seilzieherin animierte ein Kind, ihr beim Seilziehen zu helfen. Die Vorführung war sehr interessant und kurzweilig, das Mädchen ging dann stolz mit einem selbst gezogenen Hanfseil nach Hause.

Und in einer weiteren Baugruppe wurde Wolle versponnen und man konnt mit Hilfe eines Waschbretts Wäsche waschen wie in alten Zeiten. Im Backhaus und ei der Bandweberei, deren Webstuhl für 24 Hut- oder Zierbünder parallel bis in die 1970er in Betrieb war, war an unserem Besuchstag leider nichts los.

Nirgendwo herrschte Gedränge, die Besucher verteilten sich auf der Anlage und man konnte mit gemütlich mit den Arbeitern ein Schwätzchen halten. Nicht die schlechteste Zeit für einen Besuch, dazu noch strahender Sonnenschein.

Leider hatte ohne Vorankündigung auf der Webseite das Museumsrestaurant "Lingenbacher Hof" geschlossen. Wir hatten vor Abfahrt schon auf die Speisekarte geschaut und uns überlegt, was wir zu Mittag essen wollten. Enttäuscht erfuhren wir dann vor Ort, dass es nur am Eingang einen kleinen Kiosk gibt und auch der Museumsshop war geöffnet.

Neben der Gaststätte befindet sich die alte Gaststätte Römer aus Wuppertal-Sandfeld. Die ehemals bekannte Fuhrmannskneipe kam 1997 mit dem gesamten historischen Inventar hierher. Es ist das letzte im Rheinland noch original erhaltene Wirtshaus aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. In dem Gebäude sind auch standesamtliche Trauungen möglich.

Direkt gegenüber befindet sich das Sägegatter, 1928 in Dormagen-Hackenbroich aufgestellt und dort bis 1978 betrieben. Der Wiederaufbau im LVR-Freilichtmuseum Lindlar erfolgte 1999. Der nicht mehr vorhandene Holzschuppen wurde mit Hilfe von Fotos und Zeitzeugen rekonstruiert. Der Antrieb des Gatters erfolgte von Anfang an über einen 6,5 PS-Elektromotor. Das Sägegatter ist voll funktionstüchtig, es wird bei Großveranstaltungen mit Hilfe eines Dampflokomobils angetrieben. Das ist eine auf Eisenrädern bewegliche mittelgroße Dampfmaschine, die vor der Einführung von Diesel- und Elektromotoren als modernes Antriebsaggregat für vielerlei Landmaschinen diente.

Der Kiosk aus Wermelskirchen am Eingang des Museums wurde im bergischen Heimatstil erbaut, Generationen von Kindern erhielten dort für ihr Taschengeld Pfennigkram wie Wundertüten, Lakritz und Lutscher. Heute kann man hier Spielsachen und Süßigkeiten von früher, fairen Kaffee, erfrischende Getränke und Eis kaufen.

Der Hunger wurde nach Mittag aber immer grösser und wir beschlossen dann den Besuch zu beenden. Nicht weit entfernt befindet sich im Ortsteil Lindlar-Voßbruch das Restaurant Tenne.

Hier konnten wir uns einen Platz im wunderschönen Biergarten aussuchen, die Speisekarte bot gute Hausmannkost und die Betreiberfamilie bedient die Gäste sehr nett. Michael entschied sich für Hacksteak mit Bratkartoffeln und Ei, dazu trank er eine Rabarberschorle. Ich hatte einen leckeren Speckpfannekuchen mit alkoholfreiem Weizenbier, unten auf den letzten Fotos sind die beiden Gerichte zu sehen. Eine sehr gute Wahl als Abschluss unseres Besuchs im Oberbergischen Lindlar.








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