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AUSSICHT MIT PANNE

Hier berichte ich über unser größtes, wenn auch unfreiwilliges Abendteuer in der kaukasischen Bergwelt. Am Morgen hatten wir die wunderbar gelegene Kirche Gergetis Sameba unterhalb des Kasbek und oberhalb von Stepanzminda besucht. Das war schon das erste Offroad Abenteuer des Tages, nach dem wir uns erst mal beim Frühstück im Rooms Hotel stärkten. So gerüstet waren wir dann bereit für weitere Fahrten, am Nachmittag wollten wir das Truso Valley besuchen. Die Strecke hatten wir auf Google Maps schon gefunden und markiert, einige Reiseberichte darüber gelesen.

Die Fahrt begann in Stepanzminda und führte vorbei an kulturellen Bauwerken, Kirchen, Wachtürmen und traditionellen Dörfern. Das eindrucksvolle und abwechslungsreiche Gebirgspanorama entlang des Flusses Tergi, der hier dem breiten Gletschertal folgt ist schon von der Georgischen Heerstraße, der viel befahrenen Fernstrecke, beeindruckend.

In Richtung Süden fuhren wir etwa 20 km zurück, durch Dorfer wie Arsha, Garbani und Sioni mit seiner hübschen Basilika. Den Fluss immer auf der rechten Seite, am Straßenrand gelb gestrichene Gasleitungen und Kühe. Auch auf der anderen Flussseite liegen malerische Dörfer, so wie das von Grasterrassen umgebene und besonders fotogene Kanobi oben auf dem ersten Foto.

Bei Almasiani kommt der Fluss in einer Kurve aus einem Seitental, kurz vor der gläsernen Polizeistation biegt man dorthin ab. Das ist am Anfang wenig einladend, denn hier befindet sich am Fluss eine Kiesgrube, in der gearbeitet wird. Lastwagen fahren mit Steinen hin- und her und es staubt gewaltig.

Dahinter ist die Landschaft dann zunehmend grandios. Der Ausblick auf die Berge, der klare Fluss, die milde Luft, die Stille, das Traumwetter mit wolkenlosem blauen Himmel - all das begeisterte uns sehr.

Man kommt an einem alten Dorf namens Nogkau vorbei, das aber nicht mehr bewohnt und verfallen ist. Am nächsten Tag, als wir noch einmal hier vorbei kamen, trafen sich hier gerade einige Männer die ihre Kühe verkauften, am Wegrand standen einige kleinere Transporter. Kurz dahinter bogen wir dann nach links ab. Unser Navi zeigte viele Serpentinen, die über einen Pass führen und dahinter liegt das dann Truso Valley, unser Ziel.

Die Straße schraubt sich schmal und holprig den Berg hoch, sie ist aber trotz des groben Steinuntergrundes ziemlich gut zu befahren. Die Ausblicke waren gigantisch von hier oben, wir machten viele Fotos und beobachteten die Greifvögel, die hier ihre Kreise zogen. Grüne Berge auf der einen Seite, ein Blick ins Seitental mit dem schneebedeckten Gipfel des Kasbek auf der anderen Seite. Hier hatte man alle paar Meter einen Grund zum Anhalten, immer in der Hoffnung, einen der seltenen Bartgeier zu sehen, die hier noch leben.




Die Panne

Fast oben angekommen, immer noch mit wunderschönen Ausblicken auf das Tal, passierte es dann. Zweimal ging der Wagen auf ebener Strecke aus, in der nächsten scharfen Serpentinenkurve hatte unser Nissan Pathfinder dann keinen Saft mehr. Noch ein, zwei Mal ein Startversuch und ein paar Meter weiter in einen neuen Anlauf - dann passierte technisch nichts mehr. Mitten auf der hier einspurigen Strecke stehend konnten wir auch nicht zurückrollen, denn für die enge Kurve hätten wir wieder einschlagen müssen, und an der Seite waren Felsen. Zum Glück war direkt hinter uns in der Serpentine ein Dutzend Meter weit Platz. Also rollten wir das Auto nur geradeaus zurück bis auf diesen Absatz, denn Wenden war unmöglich. Dazu mussten wir ein paar große Felsbrocken zur Seite rollen, die aber aus relativ leichtem Gestein bestanden und sich bewegen ließen. Unten auf den Bildern zu erkennen.

Dann ging nichts mehr, selbst die Fenster ließen sich nicht mehr schließen. Wir hatten die Batterie im Verdacht. Was tun?

Nach einer Weile Warten entdeckten wir fünf Fahrzeuge, die hintereinander unten ins Tal fuhren. Also nur eine Frage der Zeit, dass die bei uns oben vorbei kamen. Wir fotografierten Schmetterlinge, Insekten, Blüten und genossen die Ruhe. Doch alles Warten nutzte nichts, kein Auto kam den Berg hoch. Wo waren die denn abgeblieben? Weiter im Tal war auf der Karte im Smartphone nur ein winziges Dorf eingezeichnet und dahinter nur noch die Wanderwege durch die Truso Gorge.

Was wir wenigstens hier oben hatten war Handy Empfang. Und zufällig ein Papier unseres Autovermieters im Fotorucksack.

Dazu muss ich kurz ausholen: Wir hatten den Preis für ein Fahrzeug ein halbes Jahr zuvor bei Geo Car Rentals angefragt. Dort teilte man uns mit, frühestens 3 Monate vorab könnten wir ein Auto reservieren. Um diese Zeit schreib ich noch einmal an die gleiche Mailadresse und buchte den Nissan. Aus dem Internet hatte ich vorab einen Kontrakt ausgedruckt, um die Bedingungen zu studieren. Der befand sich in unserem Fotorucksack, die aktuellen Mietpapiere in meiner Handtasche im Hotel.

Wie in vielen anderen Schwellenländern auch kommt der Ausbau des Mobilfunknetzes deutlich vor dem Straßenbau und wo man mit dem Auto hin kommt, ist das Netz schon längst da. Michael telefonierte also vom Berg aus mit dem Büro in Tbilisi, dessen Nummer auf dem Ausdruck stand. Man notierte unseren Namen und das Kennzeichen und versprach, Hilfe mit neuer Batterie zu schicken. Treffpunkt im Hotel in Stepanzminda. Es war 14:00 Uhr und da mussten wir ja erst einmal hin.

Da die Fenster noch offen standen war uns schnell klar: Alles Persönliche mussten wir mitnehmen, uns zu Fuß auf den Weg zur Hauptstraße machen und dort auf eine Mitfahrgelegenheit ins ca. 20 Kilometer entfernte Stepanzminda hoffen. Die Sonne brannte vom Himmel und wir liefen los: Mit einem ca. 8 Kilo schweren Fotorucksack mit 2 Kameras, 3 Ojektiven und dem Laptop, mit Stativ, unseren dickeren Jacken, Wasserflaschen und einigen Kleinigkeiten in Plastiktüten, die sonst noch so im Auto rumflogen. Zwei Stunden haben wir gebraucht um wieder runter zum Talboden zu kommen. Die Fahrt dort hinauf lohnt sich auf jeden Fall, denn die Ausblicke sind gigantisch. Wer mit Auto in der Region unterwegs ist sollte die Auffahrt nicht scheuen. Leider konnten wir es bergab schwer bepackt nicht mehr so sehr genießen.

Auf dem Fahrweg unten überholten uns einige Minibusse, konnten uns aber nicht mitnehmen, da sie mit Touristen voll besetzt waren. Wieder wunderten wir uns, wo die wohl her kamen. Inzwischen war es etwas bewölkt, was für uns angenahm war, weil nicht mehr so heiß. Dafür kam ein heftiger Wind auf, der uns von der Staubstrasse eben diesen Staub entgegen schleuderte. Am Kieswerk hatten wir dann Glück und zwei Russen in einem alten Ford Escort nahmen uns als Anhalter mit nach Kazbegi. Am Marktplatz angekommen fing es dort prompt an zu regnen und wir wurden auf dem steilen Weg hoch zum Hotel auch noch pitschnass. Kann man mehr Pech haben an einem Tag? Man kann...





Die Rettung

Im Zimmer angekommen war ich fix und fertig, wusste noch nicht, dass ich gerade einen schlimmen Durchfall ausbrütete der mich in den nächsten Tagen noch quälen sollte. Und Michael hatte noch einiges vor.

Die Helfer aus Tbilisi kamen eine halbe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit im Hotel an und fuhren gemeinsam mit Michael zum liegen gebliebenen Auto. Die letzten 5 Kilometer den Pass hinauf wurden die beiden immer nervöser und fuhren mit ihrem dicken Toyota 4-Runner wie auf Eiern. Dann hatten wir endlich unseren defekten Nissan erreicht.

Erstmal wurde mit einem Starthilfekabel der Wagen wieder angelassen. Das ging auf Anhieb. Dann sollte Michael dem anderen Wagen folgen. Das ging aber nur ein paar hundert Meter weit - dann ging die Kiste wieder aus. Jetzt war aber noch genug Saft auf der Batterie für ein paar Startversuche, und überhitzt konnte der Wagen auch nicht mehr sein. Damit war klar: Der Sprit war alle!

Die Erklärung dazu findet Ihr auf der Seite: Autofahren in Georgien - Unser Leihwagen.

So fuhren alle zum nächsten kleinen Laden in Stepanzminda, kauften ein paar 6-Liter-Wasserkanister, füllten diese mit Benzin und fuhren dann noch einmal zurück zum Auto auf den Berg. Eine einfache Plastikflasche wurde zum Trichter, das Benzin eingefüllt und schon lief der Wagen wieder. Nach einigen Minuten Beratung und Horchen, wie sich die Drehzahl beim Anlegen des Starthilfekabels veränderte, beschlossen die zwei Mechaniker, dass sie doch lieber auch noch die neue Batterie einbauen würden. Anscheinend konnten sie hören, wie hoch der Innenwiderstand und somit die Qualität der alte Batterie war.

Um 23:00 Uhr kam Michael dann mit den beiden Helfern endlich wieder im Hotel an. Von dort telefonierte man noch einmal mit der Autovermietung und jetzt kommt der Hammer: Es war gar nicht ihr Auto. Wir hatten bei jemand anderem gemietet, die Firma wurde 3 Monate vorher verkauft und umfirmiert. Das war uns aber nicht bewusst gewesen und der Besitzer lachte sich darüber kaputt, dass er das Kenzeichen aus alter Gewohnheit als sein eigenes angenommen hatte.

So zahlten wir erst einmal 385 Lari für Batterie, Hilfe und Benzin. Die bekamen wir am Ende in Tbilisi von unserem richtigen Vermieter sogar wieder erstattet - alles mit etwas viel Gerede und Hin und Her, aber ohne Quittung. Georgier sind nicht nur hilfsbereit, sondern auch unkompliziert und findig, wenn es um schnelle Lösungen geht. Wo anders wäre das so einfach möglich gewesen?

Zu guter Letzt: Am nächsten Tag entdeckten wir dann, warum unten im Tal soviele Taxibusse unterwegs waren, und warum bei uns auf dem Berg niemand vorbei gekommen ist: Es gibt einen neuen Weg ins Truso Valley, durch die Schlucht. Unsere Serpentinenstraße wurde gar nicht mehr befahren. Danke Google Maps (siehe unten)! Danke alte Reiseberichte!




Google Map zum Thema

Falsche Route (neuer Weg rechts vom "Terek")

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