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DHAR

Eine echte Touristenattraktion ist der Ort Dhar mit seinen ca. 75.000 Einwohnern sicherlich nicht. Aber da wir schon mal in der Nähe waren und Zeit hatten haben wir einen Abstecher dorthin gemacht. Am Morgen starteten wir in unserem Hotel Jhira Bagh Palace, wo uns nach dem Frühbstück nichts mehr hielt. Und da wir an diesem Tag nicht sehr weit bis zum nächsten Ziel, Maheswar, fahren mussten steuerten wir zuerst Dhar an.

Die kleine Stadt liegt in der Malwa Region im Westen des Bundesstaates Madhya Pradesh, nur 71 Kilometer von Maheshwar und 35 Kilometer von Mandu entfernt. Hier befindet sich der Verwaltungssitz des gleichnamigen Bezirks. Die Stadt liegt 64 Kilometer westlich des modernen Indore und 277 Meter über dem Meeresspiegel.

Die Umgebung ist malerisch mit vielen Bäumen und über einem Dutzend Seen. Aber die Straßen rundum sind ziemlich übel, voller Schlaglöcher, langsamer Bauernfahrzeuge und überfüllten, alten Bussen. Der Ort selbst besitzt neben seiner alten Stadtmauer einige interessante Gebäude und eine auf einem Hügel über der Stadt gelegene Festung. Die ältesten Teile von Dhar sind die massiven Erdwälle, die am besten auf den westlichen und südlichen Seiten der Stadt erhalten geblieben sind. Diese wurden wahrscheinlich Anfang des neunten Jahrhundert aufgeschüttet und zeigen, dass die Stadt einst kreisförmig konzipiert und von einer Reihe Stauseen und Wassergräben umgeben war. Das Layout mit kreisförmigen Wällen war in Nordindien einzigartig und eigentlich ein wichtiges Erbe, leider wurden viel Material von Ziegelmachern abgebaut und als Baumaterial für neuere Gebäude genutzt.

Später war Dhar die Hauptstadt des legendären Raja Bhoj, ein legendärer Herrscher: Krieger, Staatsmann, Visionär und Gelehrter, der von 1010 bis 1055 regierte. Dieser König gründete eine Universität in Dhar, heute Bhoj-Shala genannt und baute einen Tempel für die Göttin des Lernens, Saraswati.

Als Ala ud-Din Khalji im Jahr 1297 den den Thron von Delhi bestieg begann sich der islamische Einfluss auszubreiten. Auch in Dhar stammen viele Denkmäler sowie die Struktur dieser Festung aus dieser Zeit. Das Dhar Fort ist sicher die führende Attraktion des Ortes, die bald 700 Jahre alte Festung liegt oberhalb der Innenstadt auf einem rechteckigen Hügel und wurde von Muhammad Salman Khan Tughluq im Jahr 1344 nach Christus erbaut. Die Mauern sind aus rotem Stein.

Sehenswert ist das Grab von Scheich Changal und die LAT Masjid oder "Pillar Moschee" im Süden der Stadt. Hier gab es einst wie in Delhi eine 13,2 m hohe quasi rostfreie Eisensäule aus dem 11. Jahrhundert, die aber umfiel und zerbrach. Drei Teile davon sind außerhaöb der Moschee ausgestellt. Der alte Stadtpalast des Pawar Clans, ein Zweig der Marathen, wird heute als Schule genutzt.

Im Laufe seiner Geschichte erlebte das Fort einiges, so besetzten in der Revolte von 1857 die Freiheuitskämpfer für Indien das Gebäude und hielten es für 4 Monate von Juli bis Oktober. Britische Truppen unter General Stewart bombardierten das Fort 6 Tage lang um eine Bresche in die Mauern zu schlagen. Doch als sie eindringen konnten, waren die Freiheitskämpfer verschwunden und das Fort verlassen.






Kharbhuja Mahal

Dieses einst umkämpfte Fort war unser Ziel und unser Fahrer war noch nie zuvor dort, fand aber auf Anhieb die Auffahrt und fuhr uns über den kurvigen Zugang direkt hinauf in den Innenhof der Festung. Der Haupteingang wurde im Westen gebaut und millimetergenau fuhren wir zwischen den beiden ersten Toren hindurch.

Der Rundgang ist eigentlich wenig aufregend, auch wenn es dort oben noch einige Gebäude zu besichtigen gibt. Die mehr profane Bebauung auf dem vom Palast abgewandten Seite der Festung im Süden und Osten war aktuell auchbewohnt, dort haben wir uns nicht umgesehen.

Im Inneren des Forts gibt es eine tiefe Zisterne und den Palast des Maharadschas von Dhar oberhalb der nordwestlichen Aussenmauer namens Kharbuja Mahal. Zusammen mit dem einst sicher beeindruckenden Sheesh Mahal daneben sind das beiden wichtigsten Gebäude innerhalb dieser Festung.

Das Kharbuja Mahal wurde im 16. Jahrhundert n. Christus erbaut, der Name kommt von der Bezeichnung einer Netzmelone, vielleicht, weil der Palast im Grundriss der Fortanlage auf einem sehr großen halbkreisförmigen Bastion angelegt wurde. Von hier hat man einen schönen Blick über die Stadt und auf den Munj Sagar Lake. Im Palastbereich gibt es ein Freilichtmuseum mit einer kleinen Sammlung von Tempelfragmente, leider war der Palst selbst abgeschlossen. Ein paar Besucher waren hier unterwegs, die sich natürlich erst einmal alle mit uns fotografieren lassen wollten.

Leider ist hier oben im Fort alles ziemlich verfallen und stark vernachlässigt. Die Ruinen werden wohl gerne als Treffpunkt von Jugendlichen für Partys genutzt, denn überall liegen Flaschen und Müll herum, nichts wird hier weggeräumt. Bäume und Büsch wuchern in den Mauern und sprengen sogar die dicken Außenmauern, die einige Lücken aufweisen.

Wir waren stets vorsichtig unterwegs, um keiner im trockenen Gras versteckten Schlange zu begegnen. Dabei gab es hier eher farbenfrohe Schmetterlinge, die über das Grün taumelten und Scharen von Halsbandsittichen, die hier brüteten und Kreise über das Fort flogen. Wilde Bienen bauten Nester an den Lehmwänden des Sheesh Mahal. In den zugänglichen Räumen haben Rabauken ihre eher geschmacklosen Graffitis und Liebesbotschaften hinterlassen, in die Wände geritzt oder gemalt. Man hörte aber an einigen dunklen Stellen auch das Fiepen von Fledermäusen.

Irgendwie hat aber alles den morbiden Charme des Verfalls, aber es tat ganz gut, sich ein wenig die Beine zu verteten und von oben auf den Ort zu schauen. Zum Fotografieren gab es genug Motive und wir haben den kleinen Ausflug genossen.






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