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| Lebendige Küste |
Über den Vulkanausbruch habe ich ja schon auf der Seite Ponta dos Capelinhos berichtet. Nachdem wir durch die verschiedenen Asche- und Sandschichten spaziert waren und den Leuchtturm Farol da Ponta dos Capelinhos erkundet hatten, fuhren wir vom großen Parkplatz ein kleines Stück die Straße weiter in Richtung Meeresküste. Zwischen dem Vulkan und der ehemaligen Küste liegt eine Ebene voller Asche.
Hier befindet sich der ehemalige Hafen Porto do Campido. Man kann oberhalb parken und trifft hier meist Angler oder Speerfischer an, die mit Neoprenanzug und Harpune im Meer ihr Abendessen holen. Busse halten hier nur ein paar Minuten, dann sind die wieder weg.
Der Ausbruch des Vulkans dauerte mehrere Monate und obwohl niemand dabei starb, fielen die Ernten aus. Außerdem war das Land danach mehrere Jahre lang nicht mehr fruchtbar, was eine schwere Wirtschaftskrise auslöste. Viele Häuser auf Faial wurden vollständig mit Asche bedeckt, was dazu führte, dass sie unter der Last zusammen brachen.
Die Bewohner verließen daher hier nicht nur ihre zerstörten Häuser und landwirtschaftlichen Flächen, bis zu 35% der Bevölkerung wanderte danach nach Amerika aus. Die USA boten den Bewohnern von Faial Hilfe und erleichterte die Einwanderung dieser Menschen. Der sogenannte "Azorean Refugee Act" war ein US-amerikanisches Gesetz von 1958, das speziell als Reaktion auf den Vulkanausbruch am Capelinhos auf Faial erlassen wurde.
Das Gesetz erlaubte rund 1.500 Menschen aus den Azoren, in die USA auszuwandern, um dort ein neues Leben zu beginnen. Es war damit eines der ersten US-Gesetze, das auf eine Naturkatastrophe in Übersee reagierte und eine gezielte humanitäre Aufnahme ermöglichte. Viele der Betroffenen siedelten sich in Neuengland-Staaten an, besonders in Massachusetts und Rhode Island, wo es bis heute große azoreanische Gemeinden gibt.
Ein schönes Wandgemälde auf einem Bootsschuppen links in Richtung Hafen hat diese Auswanderung zum Thema. Vor dem Ausbruch befand sich hier einer der wichtigen Fischeranlegeplätze der Region. Die Küste ist von natürlichen Lavaformationen geprägt, die eine Art Basaltplattform ins Meer hinaus bilden, an der kleine Boote festmachen konnten.
Heute ist Porto do Comprido ein ruhiger Ort, beliebt bei Spaziergängern und als Ausgangspunkt, um die vulkanische Küste zu erkunden. Auf den Plattformen kommt man gut ins Meer, daher ist das hier auch ein beliebter Badeplatz. Zwei Frauen kamen zum Schwimmen, uns hat es hier nicht ins Wasser gezogen. Zum einen war es uns dafür zu frisch, zum anderen trieben hier in der Nachbarbucht nur einige Meter entfernt mehere Portugiesische Galeeren (Physalia physalis).
Diese blau-violetten Blasen, vom Wind getrieben auf der Wasseroberfläche, sind recht fotogen. Auf den ersten Blick wirken sie wie eine schimmernde, zartviolette Qualle, doch es ist in Wahrheit eine Kolonie aus spezialisierten Einzelwesen, die zusammen wie ein Organismus agieren. Die langen Tentakel von diesem Staatsquallentier können mit ihren Nesselzellen schmerzhafte, brennende Verletzungen verursachen. Selbst angespült an Land sind die noch gefährlich.
Bei recht ruhiger See kann man hier im Hafen noch die Strukturen der alten Basaltfelsen sehen, teils mit Meeresbecken, die wie kleine Naturpools wirken und rundum von fadenförmigen Grünalgen umgeben sind. Im Wasser erscheinen sie leuchtend grün durch das Chlorophyll. Wenn sie trockenfallen, sterben oder inaktiv werden, zerfallen die Chloroplasten. Übrig bleibt hauptsächlich die farblose Zellulosewand, was die Alge dann blassgelb bis weiß aussehen lässt, so ergibt sich an der Wasserkante eine fotogene weiß-grüne Linie.
In den kleinen Becken schwimmen scheue klein Fische, die sich bei Annäherung sofort verstecken. Krabben sitzen in verschiedenen Größen und Farben auf den Felsen.
Hier konnten wir auch schön Küstenseeschwalben (Sterna paradisaea) bei der Jagd auf die kleinen Fische beobachten. Sie kreisen elegant über der Küste und stürzen sich manchmal wie Eisvögel ins Wasser, um die Fische zu fangen. Oft stoßen sie schrille Rufe aus, besonders wenn sie Nistplätze verteidigen, denn sie sind sehr territorial. Man sollte nie zu den Nestern gehen, denn Seeschwalben sind streng geschützt und ihre Nester liegen oft einfach am Boden in der offenen Lavafläche.
Wir waren zwei Mal hier am Hafen mit der Kamera unterwegs, um die kleinen Lebewesen rundum zu fotografieren. Beim zweiten Besuch fuhren wir danach entlang der Küste in Richtung Varadouro.
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