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PORZELLANIKON 1

Von unserer Ferienwohnung Fichtelblick im benachbarten Schönwald fuhren wir nach dem Frühstück zum bekanntesten Museum der Region. Drei km nördlich der Stadt Selb befindet sich das Porzellaikon Museum oder die Porzellanwelt Selb, ein Museum, in der 1969 stillgelegten ehemaligen historischen Rosenthal-Fabrik Selb-Plößberg.

Es ist ein wichtiger Punkt auf der der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Im Jahr 2014 wurde das Porzellanikon verstaatlicht, der ehemalige Bildungs- und Wissenschaftsminister in Bayern Dr. Ludwig Spaenle hat es im Rahmen einer Feierstunde offiziell in die Trägerschaft des Freistaats Bayern übernommen.

Der Besucher kann sich hier über die Herstellungsgeschichte von Porzellan in den letzten drei Jahrhunderten informieren und wir können einen Besuch nur empfehlen. Hervorragende Führungen, dazu nettes Personal und sehr sehenswerte Exponate findt man hier.

Der Komplex hier in Selb-Plößberg ist zusammen mit einem weiteren Standort in Hohenberg an der Eger, den wir aber nicht besucht haben, das größte Spezialmuseum für Porzellan in ganz Europa. Mit mächtigen Schloten und einem sehr verschachtelten Gebäudeensemble wirkt die Anlage wie ein Labyrinth.

Die Ausstellung ist aber keine reine trockene Information, sondern hier werden die Inhalte auch unterstützt durch sehr interessante stündliche Vorführungen an den noch existierenden ehemaligen Arbeitsplätzen mit original Maschinen in den Bereichen Trommelmühlen und Dampfmaschine, Eindrehen von Bechern sowie Gießen von Hohlgeschirr. Es gibt auch Videogroßprojektionen und man kann einige Medien nutzen, wenn man noch tiefer in die Materie einsteigen will.

Am Ende des Rundgangs, für den wir über 3 Stunden gebraucht haben, sind auch fertige Produkte im ebenfalls dort befindlichen Rosenthal-Museum zu sehen. Die 125 Jahre Unternehmensgeschichte werden hier eindrucksvoll in Design und Kunst präsentiert. Der Technischen Keramik ist seit 2005 ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Seit dem Jahr 2014 gibt es eine neue Präsentation zur Sozialgeschichte der Porzelliner, wie die Arbeiter in diesem Industriezweig genannt wurden.

Das verschachtelte Museum liegt verkehrsgünstig an der A93 Ausfahrt Selb Nord und besteht aus sieben Häusern, in denen sehr unterschiedliche Ausstellungen auf auf 8.000m² Fläche untergebracht sind. Haus Null ist der Eingangsbereich mit Shop, vor dem wir auch auf einer der 135 kostenlosen Stellflächen parkten. Hier stellt das Museum auch eine E-Bike-Ladestation mit 4 Steckdosen und zwei "TYP2" Steckdosen für E-Autos zur Verfügung. Geögffnet ist täglich von 10:00-17:00 Uhr und der Eintritt ist mit 5,00 Euro pro Person sehr günstig. Sonntags ist Museumstag und man kommt dann für nur 1,00 Euro rein.







Haus 1

Schon die Häsuer 1 und 3 sind eine Attraktion: hier ist die Porzellanherstellung das Thema. Im ehemaligen Brennhaus der Porzellanfabrik wird die Geschichte des Unternehmens Rosenthal und seiner Produkte erzählt.

Neben der Weißfertigung kann in Haus 1 die Technische Keramik, die Massemühle und Dampfmaschine erkundet werden. Ein begehbarer Brennofen ist ebenfalls Teil der Ausstellung, der erste von vielen hier im Museum.

Wir hatten Glück und waren pünktlich zur Vorführung der Maschinen hier. Was für ein Lärm, wenn die Gerätschaften vorgeführt wurden, unten im eigenen Video zu sehen. Die vorgereinigten Rohstoffe wurden hier in der Massemühle bearbeitet und zur gebrauchsfähigen Porzellanmasse gemischt. Den notwenigen Feinheitsgrad erreichte man durch Zerstampfen in Pochwerken und Zerreiben auf Walzen, Haarsiebe filterten die groben Teile dann heraus.

Im richtigen Mischverhältnis wurden dabei Kaolin, Quartz und Feldspat unter Zugabe von Wasser zusammengebracht, dieses Verhältnis war lange Zeit ein gut gehütetes Geheimnis. Danach schöpfte man das Wasser wieder ab und fertige Brei wurde im angeschlossenen feuchten Keller lange gelagert, in den man surch ein Glasfenster schauen kann. Dort entstand ein Gärprozess, den man "Mauken" nennt, danach mussten die noch vorhandenen Luftbläschen durch Schlagen und Kneten entfernt werden.

Die hier ausgestellten Maschinen arbeiten zum größten Teil noch und sind sehr beeindruckend: Backenbrecher, Trommelmühle, Quirl, Magnetabschneider, Holzkammerfilterpressen, Zwillingsmenbranpumpen, Pochwerk, Masseknetmaschine und Sprühtrockner kann man hier bewundern.

In einem eigenen Raum befindet sich dann die Dampfmaschine, auch diese wird mit Strom in Bewegung versetzt und man kann erleben wie sie mit viel Krach zum Leben erwacht. Hergestellt in Esslingen mit maximal 250 PS war sie von 1925 bis 1991 in der Ziegelfabrik Merkl in Waldsassen im Einsatz. Zur Schonung der Maschine in der staubigen Porzellanfabrik wurde hier penibel auf Sauberkeit geachtet. Der Raum war am Boden extra gekachelt und bei Betrieb stets verschlossen, nur der Maschinenführer durfte sich hier aufhalten, damit von außen kein Staub in den Raum kam.

Das aus Porzellan nicht nur Geschirr hergestellt wird zeigt eindrucksvoll die Austellung über technische Keramik im Obergeschoß von Haus 1. Selb ist das erste Museum in Europa, das sich der Hochleistungskeramik widmet. Ob mannshohe Mischbehälter für die chemische Industrie, Tauchformen für Latexhandschuhe, Elektroisolatoren und Kondensatoren oder modernste Produkte für den Bereich der Biomedizin wie künstliche Gelenke: all dies ist hier ausgestellt und auf informativen Tafeln beschrieben. So lernt man, dass Keramische Klingen Diamanten schneiden können. Besonders beeindruckt hat uns der Wasserfilter Bauart Berkefeld, in dem Wasser in einem Porzellanbehälter durch eine Filterkerze aus gebranntem Kieselgur sickert und so ohne weiteren Energieaufwand entkeimt wird - schon bei der Choleraepidemie 1892 in Hamburg.





Haus 2

Um das Haus 2 zu erreichen, geht man über den Hof und hier befinden sich weitere Dampfmaschinen. Aber nicht nur die Exponate sind sehenswert, der ganze Raum hier im älötesten Maschinenhaus aus dem Jahr 1896 ist dekoriert, als ob die Maschinenführer gerade eine Pause machen. Schön ist auch der gekachelte schwarz-weiße Fußboden.

In einem Nebenraum ist hier der nachträglich eingebaute Zweiflammenrohr-Kessel von 1928 enthalten. Große Teile des Zubehörs mussten ersetzt werden und konnten zusammen mit der Dampfmaschine als Ensemble bei der Firma Ceram Tec in Markdrewitz abgebbaut und hierher versetzt werden. Verwendet wurde er noch bis 1970, mit diesem Kessel kann aber heute kein Dampf mehr erzeugt werden.

Die benachbarte Dampfmaschine kam noch bis 1985 zum Einsatz und hat 450-500 PS mit 150 U/min. Die Betriebstemperatur lag bei 280-300°C.

Wie es weiter geht im Museum, erfahrt Ihr auf der zweiten Seite.





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