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PORZELLANIKON 2

Nachdem wir im Porzellanikon die ersten zwei Häuser besichtigt hatten, wie auf Ingrids-Welt: Deutschland - Bayern - Das Porzellanikon in Selb - Seite 1 der ersten Seite zum Thema schon beschrieben, gingen wir weiter.

Im Haus 3 ist die Austtellung rund um das Brennen, Glasieren, Kapseldrehen, Gießen, Drehen und Modellieren untergebracht. Hier befinden sich auch zwei große Rundöfen, die man betreten kann und in denen es nette Effekte gibt. So hängt in einem ein blau beleuchtetes Gespenst. Auch ein eckiger Kammerofen aus dem 18. Jahhundert ist zu bewundern und Filme zeigen Menschen bei der Arbeit.

Das wichtigste Brennmaterial für die Porzellanherstellung im 18. Jahrhundert war das überall verfügbare Holz. Während der Industrialisierung im 19. Jahrhindert stieg der Bedarf dann rapide an und man konnte ihn nicht mehr befriedigen. So wurde Holz dann nach und nach durch Steinkohle und Braunkohle ersetzt. Für den Glattbrand in einem der großen Rundöfen waren 25 Tonnen Holz, 18 Tonnen Braunkohle oder 12 Tonnen Steinkohle notwendig.

Da das Feuer dieser Brennstoffe schmutzig war musste das Prozellan geschützt werden, es wurde in extra gebrannten passenden Behältern aus Schamotte, den sogenannten Kapseln, im Brennofen aufgestapelt. Auch diese Kapseln waren nicht unbegrenzt verwendbar und mussten immer wieder erneuert werden. Dadurch war das Brennen sehr inneffizient, für eine Tonne Porzellan mussten 10 Tonnen Kapselmaterial und Hilfsstoffe - Stützen und Stapelhilfen - zusätzlich erhitzt werden.

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es dann erste Versuche mit Gas, das keine Verunreinigungen errzeugt und mit dem sich die Brenndauer besser berechnen ließ. An der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dominierte Gas dann als Brennmaterial.

Einige Virinen zeigen Exponate mit Brennfehlern. Interessant fanden wir auch die farbigen Segerkegel - das sind kleine Prüfkörper zur Bestimmung der Brenntemperatur. Es gibt davon etliche Materialmischungen, welche alle einen genau definierten Schmelzpunkt haben. Der Brennmeister konnte damals durch ein Gucklock in der Ofentür mit einem Blick auf eine Reihe dieser teilweise verformten Prüfkörper die erreichte Temperatur im Brennofen feststellen.

Schon 1751 hatte ein Franzose die Idee, ein kontinuierliches Feuer zu entfachen, durch welches das Brenngut langsam hindurchgeführt wurde. Aber erst 10 Jahre später wurde die Idee umgesetzt und es enstanden Tunnelöfen. Der erste Pozellan-Tunnelofen mit dieser Technik wurde in Schlesien gebaut. Diese Öfen sparten nun Brennstoff und Personal und sie erzeugten eine gleichmäßigere Qualität. In den 1950er Jahren wurden in Europa die alten Rundöfen dann durch moderne gas- oder ölbeheizte Tunnelöfen ersetzt.

In der Austellung kann man am Ende durch ein Modell so eines Tunnelofens hindurchgehen. Die Kombination aus Gasbrenner und Tunnelofen reduzierte das Verhältnis von Porzellan zu Hilfsmaterial auf etwas 1 zu 1, die Effizienz hatte sich allein auf die gebrannten Massen verzehnfacht.







Haus 4

In Haus 4 befinden sich die Dauer- und Sonderausstellungsräume und auch die relativ neue Ausstellung über das Porzellinerleben. Während Kinderarbeit in den Manufakturen wie Meissen die Ausnahme bleibt, war sie in den Kaeramikfabriken in England lange Zeit normal. Ab 6 Jahren mussten die billigen Arbeitskräfte 60-70 Stunden wöchentlich den Facharbeitern zuarbeiten. So gering ihr Lohn auch war, so sicherte er den Familien das Überleben.

Erst spät wurde schrittweiese die Arbeitszeit reduziert und das Alter heraufgesetzt. Die Facharbeiter, vor allem Dreher und Maler, mussten im 18. Jahrhundert noch eine sieben Jahre lange Ausbildung machen, die sich bis 1950 in der Regel auf 3 Jahre verminderte.

Obwohl lange Lehrgeld gezahlt werden musste bestand der Reiz darin, nach der Lehre nach 2-3 Jahren mit Stücklohn bezahlt zu werden. In England hingegen wurden die Auzubildenden vor allem als billige Arbeitskräfte angesehen und behandelt.

Die Porzelliner zahlten auch mit ihrer Gesundheit, denn die Arbeit war schwer, die Verletzungsgefahr durch Maschinen groß und man atmete viel Staub und Rauch ein. Speziell in der Schleiferei, so nach dem Brand Fehlstellen und die Bodenränder von Geschirr plan geschliffen wurden, war die Luft voll mit feinstem Staub. Durch die Quarzstäube entszündete sich das Lungengewebe, diese Krankheit namens Silikose wurde 1929 als Berufskrankheit anerkannt. Durch den Einbau von Absauganlagen und bessere Ruftreinigung sank die Erkrankungsrate deutlich. Seit den 1970er Jahren stellt die Krankheit keine ernste Gefahr mehr dar. Die Porzellanmaler waren durch die Verwendung von Quecksilber und Blei gefährdet.

In der Ausstellung gibt es einige Einrichtungsgegenstände, die zeigen, wie die Menschen damals zu Hause gelebt haben. Dazu eine Menge interessanter Informationen zur Arbeit im Akkord, den Lebensbedingungen, die Pozelliner-Orte und dem ersten bezahlten Urlaub. Dazu die kulturellen Organisationsformen der neuen Arbeiterklasse wie Gewerkschaften, Parteien und das Vereinswesen.

Man erfährt auch, dass einem Arbeiter für das Ausräumen des heißen Ofens im Jahr 1952 in der Fabrik in Arzberg bei 40-70 Grad 3 Liter Bier zustanden und ab 71 Grad ganze 6 Liter, dazu gestaffelte Prämien in Geld. Natürlich hatten die Arbeiter so ihre Kniffe, damit das Thermometer ein paar Grad mehr anzeigt.






Haus 5 und 6

In Haus 5 ist die Malerei, der Kontor, die Schlosserei, die Erdenmacherei, die Steindruckschnellpresse, die Weiße Oase und eine Ausstellung namens "Glanzlichter" zu besichtigen.

Erst die Glasur verleiht einem Porzellan seinen besonderen Glanz und macht es weniger anfällig für Schmutz und Kratzer. Das Glasieren ist so alt wie das Porzellan selbst, schon 1709 gelang es Johann Friedrich Böttger eine gute Porzellanglasur herzustellen, das dem asiatischen Vorbild nahe kam.

Töpfer-, Steingut- und Weichporzellanglasuren waren bleihaltig, die Herstellung ohne Bleizugabe gelang erst im Jahr 1870. Hartporzellan hat immer eine bleifreie Glasur und wurde als Gesundheitsgeschirr für die einfachen Leute verkauft, um deren Bleibelastung zu reduzieren.

Ein Austellungsraum widmet sich der Glasurmalerei, hier kann man Farbmuuster und einen Arbeitsplatz sehen. Auch die verschiedenen Stadien von bemalten Figuren sind in Vitrinen ausgestellt. Man lernt viel über die Vorbilder der chinesischen Porzellanmalerei, die hier gerne wegen ihrer dekorativen Elemente kopiert wurden. Verloren ging dabei allerdings die fernöstliche Symbolik, die den Pflanzen und Tieren auch eine bestimmte Bedeutung zusprach. In Vitrinen stehen Exponate zum Thema Blumenmalerei, Klassizismus, Unterglasurstaffage, Goldmalerei oder Fonds.

Ein durchaus beeindruckender Raum widmet sich ganz dem Werk von Helmut Drexler, einem Porzellanmaler und -designer, der neue, einzigartige Dekortechniken entwickelt hat. Seine Arbeiten kombinieren handwerkliches Geschick mit technischen Experimenten und Innovationen. Klassische gegenständliche Motive der Porzellanmalerei, wie Blumen oder Figuren, wichen in seinen Arbeiten zunehmend abstrakten Motiven, die die von ihm entwickelte Farbgestaltung samt Formenspiel hervorhoben. Die schönsten Werke sind hier zu bewundern, auch wenn sie nicht jeden Geschmack treffen sind sie doch sehr beeindruckend.

Dann folgt in der Ausstellung noch noch die Erdenmacherei, die Schlosserei und eine Steindruckschnellpresse. Damit wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts Abziehbilder für die Dekoration von einfachem Porzellan gedruckt. Diese Abziehbilder wurden vor dem Glasieren in den Lack des Porzellanrohlings gedrückt. Damit konnte man mehrere tausend Stücke pro Tag dekorieren.

Als letzte Station auf dem Rundgang kann man sich das Rosenthal Museum im Haus 6 ansehen. Es dokumentiert die Produkt- und Designgeschichte der Rosenthal AG, einem Hersteller von Porzellan- und anderen Haushaltswaren. Hier stand auch der Prototyp "Form E" von unserem Mokkaservice Bettina 3256 von 1957. Und hier fanden wir auch die geerbte Figur "Die Hockende", die wir nie leiden konnten. Wir haben sie immer nur "Trulla" genannt und längst verkauft. Andere Exponate in diesem Raum haben uns da wesentlich besser gefallen.





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