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MÜNZENBERG

Wer einen schönen Blick auf den Schlossberg, auf die Stadt Quedlinburg und das Harzer Vorland haben möchte, der sollte den Münzenberg besuchen. Eine markante Erhebung mit zahlreichen kleinen und farbenfrohen Häusern. Hier kann man auch Ferienwohnungen buchen, aber eine Zufahrt mit dem Gepäck direkt vor das Ziel ist hier kaum zu haben.

Denn der 153 Meter hohe Münzenberg war früher eines der ärmsten Wohnviertel der Stadt. Während unten herrschaftliche Fachwerkäuser mit üppigen Verzeirungen stehen, drängen sich auf diesem Hügel 65 meist zweistöckigen Fachwerkhäuser.

Um auf den Münzenberg zu gelangen, gibt es vier Möglichkeiten. Erstens kann man die Schultreppe über 107 Stufen von der Stadt aus besteigen, es ist die bekannteste und der am meisten beschriebene Aufgang. Eine weitere Möglichkeit den Münzenberg zu erobern ist die Wassertreppe mit 88 Stufen. Sie diente in den Zeiten, in denen der Brunnen verfallen war, zum Heraufholen von Wasser. Die Frauen mussten diesen schweren Weg täglich gehen. Die dritte Aufstiegsmöglichkeit ist ein Fußweg mit nur 21 Stufen und zum Schluss ist es möglich auf der Westseite mit dem Auto auf den Berg zu gelangen.

Der Bereich um den Münzenberg war nach den festgestellten archäologischen Funden bereits seit dem 5. Jahrtausend vor Beginn unserer Zeitrechnung besiedelt. 1968 konnten bei Erdarbeiten umfangreiche Funde gemacht werden, die eine Nutzung des Bereichs im 10. bis ins 12. Jahrhundert belegen. In den 1950er Jahren war bei Verlegung erster Wasserleitungen ein Steinsarg mit Kopfnische gefunden worden. Spätere Arbeiten führten zum Fund einer in die Felsen gehauende Grabgrube und weiterer mittelalterlicher Körperbestattungen.

Im südöstlichen Teil befindet sich ein rechteckiger Häuserblock, der das Gebiet einer ehemaligen Klosterkirche umschließt. Denn der Grund des Entstehens der Siedlung auf dem Münzenberg war eine Stiftung und Gründung eines Benediktinerinnenklosters.

Im Jahre 986 stiftete Mathilde, die Schwester des verstorbenen Kaisers Otto II. und Äbtissin des auf dem Quedlinburger Schloßberges befindlichen Reichsstiftes, ein Kloster für Benediktinerinnen auf dem Münzenberg. Das Kloster wurde im Jahr 995 fertiggestellt und 1015 durch einen Blitzschlag teilweise wieder zerstört. Der Wiederaufbau wurde 1017 abgeschlossen. Der Bau der Klosterkirche St. Marien erfolgte als eine an den byzantinischen Stil angelehnte dreischiffige Pfeilerbasilika. Sie gehört damit zu den drei großen romanischen Kirchenbauwerken in Quedlinburg.

Bestand hatte dieses Kloster bis zum Bauernkrieg beziehungsweise zur Reformation, die in Quedlinburg im Jahr 1539 eingeführt wurde. Das Kloster wurde aufgegeben und der Kirchenschatz in die Stiftskirche überführt. Danach stand das Kloster einige Jahrzehnte leer, verfiel und wurde zum Teil als Steinbruch genutzt.

Etwa ab 1580 wurde der Münzenberg von Handwerkern, fahrenden Leuten und Musikern besiedelt, den Armen wurde die Ansiedlung nur hier erlaubt. Weil diese Leute nicht den gängigen bürgerlichen Gewerken angehörten waren die Quedlinburger nicht sehr erbaut über die neue Nachbarschaft und lange Zeit war "Münzenberger" hier qusi ein Schimpfwort.

Die neuen Bewohner des Münzenbergs errichteten inmitten der Ruinen der Klosteranlage planlos ihre kleinen Fachwerkhäuser auf dem Bergplateau. Dabei wurde das ehemalige Klostergelände fast bis zur Unkenntlichkeit zersiedelt. Für die Bauten wurde Baumaterial der eingestürzten Gebäude genutzt und erhalten gebliebene Mauern in die neuen Häuser einbezogen.

Die dichte Bauweise und eine mangelhafte Wasserversorgung führten zwischen 1600 und 1699 zu einigen Großbränden auf dem Münzenberg. Erst im 19. Jahrhundert wurde an das Münzenberger Rathaus ein Feuerwehrhaus angebaut. Schwierig war die Wasserversorgung. Über lange Zeit wurde das Wasser mit Eimern vom Mühlgraben geholt, der unterhalb des Berges verläuft. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgte die Wasserversorgung dann mit Pumpen. Nach der politischen Wende des Jahres 1989 wurde die historische Bausubstanz weitgehend saniert und est in den Jahren 1993 bis 1995 wurde die Siedlung an die zentrale Wasser- und Abwasserversorgung angeschlossen.

Auf Privatinitiative wurden die erhaltenen Teile der Klosterkirche erschlossen und im Jahr 2006 wurde die Anlage als Treuhandstiftung "Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg" in die Deutsche Stiftung Denkmalschutz eingebracht und durch einen Museumsverein betrieben. Das Museum ist kostenlos zu besichtigen, nur nicht, als wir dort unterwegs waren, da hatte es zu. Trotz ihrer kleineren Dimensionen gehört die Klosterkirche mit der Stiftskirche St. Servatii auf dem Schlossberg und St. Wiperti zu den wichtigsten ottonischen Gebäuden der Stadt.










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