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FLORA

Die Wahner Heide ist ein Eldorado für seltene Arten. Geschaffen hat sie der Mensch, denn das Gelände ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Würde man sie sich selbst überlassen, dann wäre der einzigartige Kulturraum und seine Artenvielfalt bedroht. Der Mensch muss also eingreifen, zur Not auch mit Panzern oder Wasserbüffeln.

Dieses besondere Fleckchen Erde hat natürlich auch eine lange Geschichte und die beginnt schon sehr früh. Die letzte Eiszeit trieb grosse Landmassen aus dem Norden vor sich her. Orkanartige Winde wehten aus den Flächen vor den Gletschern alle nährstoffreichen Sedimente aus und treiben sie in Richtung Süden. Über blieben hier dann nur noch karge Sandflächen, auf denen sich später eine dünne Humusschicht bildete und noch später ein Laubwald. Die angewehten Sande bildeten Dünen und hier herrscht trotz ausreichender Niederschläge Wassermangel, weil das Wasser schnell versickert. Kein Ackerland und auch für Weidehaltung wenig geeignet, daher wurde die Region lange ignoriert.

Erst im Mittelalter, als die Bevölkerung wächst und man neuen Lebensraum sucht, wird damit begonnen, das karge Land auszubeuten. Durch Brandrodung soll der Boden fruchtbar gemacht werden. Das funktionierte nur kurze Zeit, dann sind die Böden wieder ausgelaugt. Die Bauern tragen die dünne Humusschicht ab und verwenden sie an anderen Orten als Dünger. Am Ende bleiben nur noch sandige Böden über, die endgültig nicht mehr genutzt werden können.

Die Arten, die hier aber noch überleben konnten, sind hochgradige Spezialisten für diese sandigen Flächen. So wie die Besenheide, die blühend im späten Sommer die Landschaft verzaubert. Dieser anspruchslose Zwergstrauch kann nur auf nährstoffarmen Böden, auf denen keine andere Pflanze eine Chance hat, existieren. Die ausgedehntesten Felder finden sich im Süden vom Fliegenberg bis hin zum Saalbachhügel und im nördlichen Geisterbusch. Während die Besenheide eher die trockenen und die Glockenheide eher die feuchten Gebiete anzeigt, gibt es hier auch besondere Standorte auf denen sie zuweilen auch durcheinander wachsen.

Eine Heide besteht nicht nur aus vom Menschen unberührten Lebensräumen, sondern sie ist auch eine vom Menschen traditionell genutzte Kulturlandschaft. Die Wahner Heide ist also ein sehr spezieller Naturraum, der durch die Menschen erst geschaffen wurde.

Ab 1817 wurde die Heide vom preußischen Militär als Artillerieschießplatz zu Manöver- und Übungszwecken genutzt. Militärische Übungen mit Panzer- und sonstigen Fahrzeugen halfen dabei, der Ausdehnung von Wald- und Buschfläche entgegen zu wirken. Eine im Naturschutzsinne durchaus nützliche Maßnahme. Auf der anderen Seite war damit aber auch vielfach der Verlust wertvoller Biotope verbunden, denn der Übungsbetrieb verursachte ökologische Schäden und hatte Entwässerung und Zuschüttung von Feuchtgebieten zur Folge. Große Flächen wurden für die Kasernen verbraucht und versiegelt. Das militärische Sperrgebiet bewirkte aber auch, dass sich in weiten Teilen der Heide die Natur ungestört entwickeln konnte.

Für die Erhaltung muss heute nach Abzug der Panzer wieder der Mensch sorgen und zwar, indem er hier Tiere weiden lässt. Genau so wird es in der Lüneburger Heide seit Generationen mit den Heidschnucken gemacht. Die Vegetation ist darauf angewiesen, dass sie beweidet wird. Sonst verbreiten sich Gehölze wie Brombeeren, Pappeln, Weiden oder Eichen sehr schnell und überwuchern die Heideflächen.

Hier in der Wahner Heide gibt es einen Mix aus tierschen Landschaftspflegern. Etwa 300 Tiere weiden in den Sommermonaten vor allem in der nördlichen Wahner Heide. Die Glanrinder fressen Gräser und Kräuter, während Ziegen Spezialisten für dornige Invasoren wie Brombeeren sind. Dazu gibt es auch Wasserbüffel, die in den feuchten Gebieten die Seggen fressen und den Boden auftrampeln. Damit schaffen sie immer wieder neue Biotope. Davon profitiert die ganze Lebensgemeinschaft der Kleingewässer wie Libellen, Molche oder Frösche und auch viele Pflanzen.







Botanische Besonderheiten

Bereits 1931 erhielt die Heide den Status eines Naturschutzgebietes. Im Rahmen der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie wurde sie in den Natura 2000 Katalog aufgenommen. Die Besonderheit der Wahner Heide besteht in einem sehr kleinräumigen Wechsel aus sehr trockenen und sehr feuchten Biotopen.

Alleine über 700 bedrohte Arten gibt es heute hier, die meisten sind aber eher unscheinbar und für den Laien schwer zu erkennen. Der älteste Baum der Wahner Heide ist die 1000-jährige Boxhohn-Eiche zwischen Altenrath und Rösrath. Wald gibt es hier auch und im Mai hört man oft einen Kuckuck rufen, ebenso rufen vielerorts die hungrigen jungen Spechte schrill aus ihren Höhlen. An vielen Stellen stehen noch Eichen- und Buchen-Wälder, so wie die Bauernwälder früherer Zeiten. Darin ließen die Bauern ihr Vieh grasen, wodurch der Wald immer licht gehalten wurde, da neue Baumtriebe und Eicheln sofort gefressen wurden. Das Militär sorgte dafür, dass diese Wälder überdauerten, da sie diese als Biwakplatz oder als getarnte Stellflächen für Fahrzeuge nutzten. Den ältesten Buchenwald der Heide mit über 200 Jahre alten Bäumen findet man noch am südlichen Heiderand auf dem Güldenberg.

Zu den besonders schützenwerten Wäldern gehören die Moor- oder Bruchwälder - die imposantesten finden sich in der Scheuerbachsenke. Bruch bedeutet sumpfiges Gebiet, das heißt diese Wälder entstehen dort, wo der Grundwasserspiegel bis dicht unter die Oberfläche reicht, also in Bodensenken oder an Bachläufen. Ähnlich wie im Worringer Bruch, den ich auf dieser Seite vorgestellt habe. Diese Waldgesellschaft ist europaweit gefährdet und wird daher besonders geschützt.

In den zahlreichen Stillgewässsern wachsen neben dem Breitblättrigen Rohrkolben, Flatterbinse und Gewöhnliche Teichsimse sowie der seltene und sehr besondere Wasserschlauch. Die wurzellose Pflanze mit gelben Blüten schwimmt im Wasser und ist wie der Sonnentau auf Fleischfang. Ihre untergetauchten Blätter haben kleine Bläschen, an deren Kopf winzige Borsten sitzen. Bei Berührung lösen sie einen Sog aus, der die Beute ins Innere zieht.

In den Sommermonaten verwandelt sich die Wahner Heide an manchen Stellen in ein Blütenmeer. Einen gelben Blütenteppich auf den ngewässern bilden die seltene Seekanne und die Teichmummel, die auch Teichrose heißt. Gelb auf dem Land blüht das Echten Labkraut und die gelbe Moorlilie, eine bundesweit gefährdete Pflanzenart, die Blume des Jahres 2011 wurde. Einen schönen Kontrast zum Gelb bildet die Heidenelke und das dunkle Lila des wohlriechenden Feld-Thymians.

Schöne Gräser kann man hier auch bestaunen, so wie das in moorigen Gebieten wachsende Schmalblättrige Wollgras. Die blendend weißen Schöpfe, die Fruchtstände und keine Blüten sind, gaben ihm den Namen. Die trockenen Heidegebiete sind ein wahres ideales Gebiet für verschiedene Gräser. Auf den Dünen mit offenen Sandflächen, wo der Niederschlag schnell versickert, behauptet sich das Silbergras. An sehr feuchten Stellen wiederum wie an der Befeuerung der Querlandebahn kann man den Sonnentau finden - die Pflanze ist viel kleiner und unscheinbarer als sie auf schönen Nahaufnahmen wirkt.








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