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WEG NACH BOLNISI

Nach dem Besuch der Höhlenstadt Wardisa verließen wir am Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück im schönen Vardzia Resort, das Tal in Richtung Bolnisi. Unsere nächste Unterkunft war das Hotel Deutsche Mühle. Am Morgen hatte sich der Rauch der Buschfeuer, die noch am Tag zuvor auf den Hügeln zu sehen waren, verzogen. Wir folgten der Straße, vorbei an schönen Felsformationen, Ruinen und der beeindruckenden Festung Chertwisi. Direkt unterhalb mündet die Nebenstrecke auf die Haupstrasse Nummer 11, die von Achalziche nach Achalkalaki führt.

Die ersten Kilometer führen durch ein enges Tal mit dem wild rauschenden Fluss Paravani auf der rechten Seite. Die Hühgel hier sind sehr wasserreich, überall gibt es Quellen und kleine Wasserfälle rauschen silbern glänzend in Tal. Hier sahen wir viele Greifvögel. An einer Stelle diente einst ein alter, ausrangierter Eisenbahnwaggon als Brücke. Man hatte ihn einfach ohne Fenster quer über das Flussbett gelegt. Eigentlich eine gute Idee. leider ist er inzwischen ziemlich verrostet und der Holzboden fehlt teilweise, so dass man ihn als Brücke nicht mehr wirklich nutzen kann.

In Achalkalaki, was auf Deutsch so viel wie Neustadt bedeutet, haben wir dann getankt. Die Stadt liegt 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt und man sieht viele LKWs mit Waren. Die Bewohner hier sind größtenteils Armenier. Wir folgten der Straße in südlicher Richtung und kamen am Dorf Kulalisi vorbei. Die Landschaft ändert sich, man fährt durch eine karge Hochebnene, vorbei am Umspurbahnhof der ehemaligen Bahnstrecke Tiflis-Achalkalaki. Hier erfolgte der Wechsel zwischen der westeuropäischen Normalspur mit 1.435 mm und der russischen Breitspur mit 1.520 mm. Unsere weitere Fahrstrecke Ninotsminda-Tsalka führt zu einem großen Teil entlang der Bahnstrecke.

Die Stadt Ninotsminda liegt auf einer Hochebene, die sich südwestlich des bis 3.300 m hohen Samsara-Gebirgszuges des Kleinen Kaukasus erstreckt. Bei unserem Besuch im September war das Gras hier braun und die Felder weitgehend abgeerntet, im Frühling und Sommer wirkt die Region sicher viel freundlicher. Etwa 20 Kilometer südwestlich von Ninozminda befindet sich das Dreiländereck Georgiens mit Armenien und der Türkei.





Die Hochebene

Wir sind durch Ninotsminda nur durchgefahren. In der Region siedelten ab den 1840er-Jahren Angehörige der Religionsgemeinschaft der Duchoborzen, eine aus Russland stammende, von der russisch-orthodoxen Kirche abweichende christliche Religionsgemeinschaft. Auffallend im Ortsbild sind die vielen Storchennester auf Masten und Dächern im Ort. Im September waren sie verlassen, aber zur richtigen Jahreszeit im Sommer sicher einen Besuch wert. Es gibt wenige, sehr einfache Unterkünfte in der Region. In den Ortschaften wird der Verkehr überall durch heftige Querschwellen aus Asphalt eingebremst.

Das Tetrizqaro-Plateau ist karg, riesige Schafherden mit Hirten sind hier unterwegs, die sich auch von Dränglern und Rasern nicht beeindrucken lassen. Auch Kühe sieht man überall, ebenso zahlreich sind die Greifvögel, meist Weihen, aber auch Adler und Falken, die in der Region auf den abgerteten Feldern sitzen. Die sind aber ziemlich scheu, sobald ein Auto anhält heben sie ab. Nur dank Teleobjektiv konnten wir einige erwischen.

Die Hochebene ist karg, es gibt kaum Bäume und die die Dörfer sind nüchtern. Wir beobachten am Wegrand, wie hier aus Kuhdung eine Art Ziegel zusammenpresst und getrocknet wird. Als Brennmaterial im kalten Winter unentbehrlich da Holz fehlt. Wir fühlten uns hier zeitweise nach Indien vesetzt.

Die Straße führt nun in nordöstlicher Richtung über die Ebene, vorbei an kleinen Dörfern, vielen Hirten mit ihren Tieren, mit blauen oder orangen Plastikplanen geschützte Hirtenlager und zwei großen Seen: zuerst der kleine Saghamo Lake und dann der Paravanoi Lake. An dessen Ufer liegt das gleichnamige Dorf und das Kloster Poka St. Ninos. Bei Tbeti wurde das Tsalka Reservoir aufgestaut. Die Eisenbahn ist immer noch sichtbar und die Straße ist teilweise hier in einem sehr schlechten Zustand. Es wurde gerade repariert, aber wir quläten uns einige Kilometer durch Baustellen und über Frostaufbrücke und Schlaglöcher.

Viele schöne Motive boten sich zu dieser Jahreszeit unterwegs nicht, wenn man Bilder vom Sommer sieht, dann möchte man unbedingt zu einer anderen Jahreszeit noch einmal durch diese weite Landschaft fahren.



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Abkürzung

Die Hochebene endet an einem Gebirgszug und hier standen wir vor einer Entscheidung: Die Karte zeigte eine Abkürzung nach Bolnisi, 56 Kilometer durch die Berge in Richtung Süden mit einer Fahrzeit von 1,5 Stunden. Vorher hatte ich recherchiert, dass dort noch eine interessante alte Festung namens Shamsvilde auf dem Weg liegt. Goolgle Maps folgt als Route weiter der Hauptstrasse bis Koda, von dort erreicht man nach 80 Kilometern ebenfalls Bolnisi bei gleicher Fahrzeit.

Wenn wir aber Hauptstrassen und LKW-Verkehr meiden können, dann sind wir immer für die Abkürzungen auf Nebenstrecken, auch wenn sie mehr Zeit kosten. Schließlich hatten wir ja auch nicht umsonst ein Allradfahrzeug, also bogen wir ab in Richtung Süden auf die Straße zur Kleinstadt Tetrizqaro, dem Verwaltungszentrum der gleichnamigen Munizipalität.

Wie gewünscht herrschte hier wenig Verkehr, nur einige Schafherden auf der Straße stoppten unsere Fahrt. Hier befindet man sich in den östlichen Ausläufern des Trialeti-Gebirges, dessen höchster namenloser Gipfel eine Höhe von 2.250 m über dem Meeresspiegel erreicht.

Kurz hinter Tetrizqaro im Dorf Samshvilde haben wir uns dann ziemlich verfahren. Trotz Navi bogen wir zwei mal falsch ab und landeten in engen Gassen, durch die kaum ein Auto passt. Genau genommen ist dies eine bäuerliche Streusiedlung, und zwischen den Häusern liegen Felder, Wiesen, Gärten und Nebengebäude. Die Wege hier sind von Steinmauern oder Hecken eingefasst, Gegenverkehr kann nur selten ausweichen. Da muss man bei jeder Abzeigung so lange weiterfahren, bis man entweder erneut abbiegen oder wenden kann. Den Dorfplatz mit Brunnen haben wir bestimmt drei Mal passiert, die Bewohner beobachteten interessiert, wie wir immer wieder lachend und winkend an ihnen vorbei fuhren. Sie ernteten gerade Früchte oder sassen vor dem Haus. Nach einer Weile Kurverei hatten wir dann endlich die richtige Zufahrt, die Shamshvilde Fortress Road gefunden.

Leider war es schon ziemlich spät und die Straße wurde immer schlechter. Das Fort besteht aus Ruinen und zum Rumklettern braucht man ja auch noch einiges an Zeit. Selbst unser Nissan Pathfinder drohte auf der schlechten Zufahrt aufzusetzen, daher beschlossen wir umzukehren und das Fort nicht zu besuchen. Das war schwieriger als gedacht, unten im Video ist das Wendemanöver auf der engen Straße zu sehen. Und die Strasse sieht mal wieder total harmlos aus.

Ein Bekannter war schon mal da und seine Aufnahmen kann man gar nicht toppen. Die tollen Bilder von Jürgen findet Ihr in seiner Galerie: Travel4pictures - Samshvilde Castle.

Unsere Entscheidung zum Abbruch sollte sich noch als sehr weise herausstellen. Den Weg aus dem Dorf in Richtung Bolnisi fanden wir auf Anhieb, dann nach wenigen Kilometern hinter dem Dorf Dagheti wurde die Straße dann richtig schlecht. Eher ein felsiger Feldweg bergab, aber mit einer wunderbaren Aussicht. Die Sonne stand spät am Nachmittag schon recht tief und hier oben waren wir ganz alleine. Mit einem normalen Auto ist die Strecke nicht zu schaffen, selbst mit Allrad braucht man Erfahrung und Zeit.

Doch für uns hat sich die Fahrt gelohnt, trotzdem waren wir froh als, wir unten im Tal über einer Brücke den Fluss Chrami passierten. Von hier aus waren es dann nur noch 8 Kilometer bis zum Hotel Deutsche Mühle in Bolnisi, wo wir am späten Nachmittag nach einem langen, anstrengenden Fahrtag ankamen.




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