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| Am Leuchttum | Miradouro do Ribeiro Seco |
Auf der Fahrt entlang der Küste auf der Insel Faial führte uns der Weg nach einem Besuch verschiedener Punkte an der Nordküste auch in das kleine, geschichtsträchtige Dorf Ribeirinha, im Nordosten der Insel gelegen. Die Gemeinde wurde im Jahr 1666 gegründet und hat heute um die 450 Einwohner. Schon bei der Anfahrt spürt man, dass dies kein Ort wie jeder andere ist. Die Straßen sind heute ruhig und die Landschaft rundum grün und friedlich. Aber von den den beiden Erdbeben von 1926 und 1998 hat sich der kleine Ort bis heute noch nicht erholt, nur ein Teil wurde wieder aufgebaut.
Infotafeln erinnerten hier an das letzte schwere Erdbeben am 9. Juli 1998, das Ribeirinha nahezu vollständig zerstörte. Das Epizentrum lag etwa fünf Kilometer vor der Küste, mit einer Stärke von 6,2 auf der Richterskala. Auf Faial forderte dieses acht Menschenleben und mehr als 500 Häuser stürzten ein.
Erhalten blieb hier damals nur der kleine Fischereihafen Porto da Boca da Ribeira mit einer kleinen Seemannskapelle. Im Ortskern steht noch die Heilig-Geist-Kapelle Império do Divino Espírito Santo da Ribeirinha, in deren Fassade die Jahreszahl 1955 das Jahr der Erbauung angibt.
Die dreischiffige Pfarrkirche Igreja de São Mateus wurde 1934 eingeweiht, nachdem der 1666 errichtete Vorgängerbau schon einmal im Jahr 1926 bei einem Erdbeben zerstört worden war. Die neuere Kirche hielt diesem heftigen Beben leider auch nicht komplett stand, ebenso wenig wie viele Häuser in der Umgebung. Man kann es kaum fassen, wie gewaltig diese Kräfte gewesen sein mussten, die eine solide gebaute Kirche mit dicken Mauern in Sekunden zu einer Ruine machten.
Über 80% der Gebäude in Ribeirinha wurden damals beschädigt oder unbewohnbar, Menschen wurden verletzt, Häuser verloren. Das war ein tiefer Einschnitt in das Leben der Inselbewohner, die heute teilweise noch in Wohncontainern leben müssen.
Unser erster Halt war die Igreja de São Mateus da Ribeirinha, oder genauer gesagt das, was von ihr noch übrig ist. Die Ruine steht still und erhaben auf einer Anhöhe, umgeben von Palmen, Hortensien und altem Gemäuer und ist natürlich auch ein Anziehungspunkt für Touristen geworden. Direkt nebenan liegt der Friedhof.
Die Vordertür ist verschlossen, aber geht man um die Ecke, dann steht man plötzlich vor einem halben Kirchenschiff ohne Dach. Man erahnt die Intensität des ehemaligen religiösen Lebens, mittlerweile ist der Ort von Unkraut und Brombeeren überwuchert. Der zentrale Glockenturm steht noch, aber an den Flanken sind deutliche Risse erkennbar. In dem stehengebliebenen Teil der Fassade zeigt ein Loch, wo früher die Glocke gehangen hat. Es ist ein seltsam erhabener Ort, irgendwie malerisch schön und traurig zugleich.
In hohlen Baum davor brüteten Vögel und auf einer Tafel steht, dass längerfristig ein Wiederaufbau geplant ist.
Auf der Landzunge findet man auch den 1919 erbauten Leuchtturm Farol da Ribeirinha, 3000 m² Land wurden für den Bau des Leuchtturms erworben. Am 1. November 1919 wurde er in Betrieb genommen. Das Gebäude bestand aus einem quadratischen, gemauerten Turm, der mit weißen Ziegeln verkleidet war. Die angrenzenden einstöckigen Räume dienten als Unterkunft für die Leuchtturmwärter und als Lager für Materialien.
Die Zufahrt zum Leuchtturm beginnt etwas unterhalb der oben beschriebenen Kirchenruine. Eine gröstenteils asphaltierte Straße führt durch den Wald einen Hügel hinauf, danach vorbei an weiten Wiesen mit freundlichen Kühen und endet am Leuchtturm. Wir hatten keine Probleme direkt bis an das Gelände zu fahren, es waren außer uns sonst nur ein Paar mit Motorroller und ein Bauer auf seinem Trecker hier unterwegs.
Wenn man aus dem Wald kommt und die freiere Fläche an der Küste erreicht, dann taucht auf einem kleinen Hügel dann der Leuchtturm auf, oder besser: das, was von ihm geblieben ist denn, er wurde damals ebenfalls beim Erdbeben sehr schwer beschädigt. Noch steht der Turm selbst, aber die Risse, die sich durch das Gemäuer ziehen, sprechen Bände. Der Wohnbereich der Leuchtturmwärter ist ebenfalls eingestürzt, Fenster fehlen und das Dach liegt unten. An der Umfassungsmauer finden sich noch einige alte Wasserbecken für die große Wäsche mit integriertem Waschbrett aus Stein.
Der quadratische weiße Turm ist gut 20m hoch und sein Licht erstrahlte hier 142 Meter über dem Meeresspiegel, das Lichtsignal war 29 Seemeilen weit zu sehen. Nach dem Beben gelang es, die Laterne und das optische Gerät wenige Tage später zu bergen und das fehlende Licht wurde durch eine einfache, mit Solarstrom betriebene ML-300-Laterne auf einen fünf Meter hohen metallenen Pfahl, ersetzt. Mit einer Halogenglühlampe ausgestattet hat man nun einen Leuchtturm 4.Ordnung mit festem weißem Licht und einer Leuchtweite von 13 Meilen bei durchschnittlichem Wetter und 7 Meilen bei Nebel.
Trotz des schlimmen Erdbebens steht der Farol da Ribeirinha noch hier, trotzig gegen Wind, Wetter und Zeit. Selbstverstänlich ist es wegen Einsturzgefahr verboten, das Gelände zu betreten. Aber man kann rundum gehen und hat von hier aus einen schönen Blick auf den Atlantik. Möwen und Seeschwalben kommen vorbei und Schiffe kämpfen weit unterthalb der Steilküste gegen die Wellen.
Heute steht der alte Leuchtturm als Mahnmal da und thront, von weitem sichtbar, an der Klippe. Wir haben ihn von anderen Aussichtspunkten aus gesehen und auch vom Meer aus während einer Waltour. Ein stiller Zeuge für die Kraft der Natur und die Zerbrechlichkeit menschlicher Werke.
Auf dem Weg in Richtung Praia do Almoxarife und weiter nach Horta hielten wir noch am Miradouro do Ribeiro Seco, einem der schönen Aussichtspunkte an der Ostküste, der im April 2010 eingeweiht wurde. Er liegt etwas erhöht, und man hat von dort einen spektakulären Blick über das grüne Tal des Ribeira Seca bis hinunter zum Atlantik und rüber zum stillgelegten Leuchtturm.
Das tiefe Blau des Meeres, das satte Grün der Felder und das Braun der Erdschichten in den Schluchten - und davor war malerisch ein Pferd angebunden, das uns misstrauisch musterte. Ein lebendiges Kontrastprogramm zu den verher besichtigten Ruinen. Natur, die immer weiter wächst, auch nach Zerstörung.
Eine Bucht weiter nördlich vom schönsten Strand auf der Insel Faial, der Praia do Almoxarife, liegt die kleinere Praia dos Ingleses. Hier geht es noch etwas ursprünglicher und ruhiger zu.
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