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FROHNAUER HAMMER

Technisches Museum Frohnauer Hammer

Nach dem Besuch im Markus Röling Stolln fuhren wir nur ganz kurz die Straße entlang und waren schon an der nächsten Sehenswürdigkeit. Der Frohnauer Hammer ist ein historisches Hammerwerk in Frohnau, heute ein Ortsteil von Annaberg-Buchholz. Hier parkten wir auf dem offiziellen Parkplatz am Flüsschen Sehma direkt neben dem Museum und mussten noch eine Weile bis zur nächsten Führung waren. So schauten wir uns noch den Freiformschmiedehammer Baujahr 1918 und die schönen Nachbarhäuser an.

Zu unserem Erstaunen kamen dann zwei Männer an die Kasse, aber keine weiteren Besucher. Wahrscheinlich weil auf der Annaberger KÄT, dem größten Volksfest in Sachsen, gerade Familientag war. So hatten wir die beiden für einen Eintrittspreis von 5,00 Euro pro Person uns alleine und sie führten uns ins Innere.

Im Jahr 1907 wurde der Frohnauer Hammer das erste technische Denkmal Sachsens und es ist Deutschlands ältestes Schmiedemuseum. Der Frohnauer Hammer geht auf eine im 15. Jahrhundert erwähnte Getreidemühle zurück, dann wurde nicht weit entfernt Silber entdeckt. Um 1590 kam die Mühle zum Stillstand und verfiel. Ab 1611 wurde sie als Flachs-Ölmühle mit angegliederter Scherenschleiferei genutzt. Bereits 1616 existierten Planungen, die Mühle zu einem Eisenhammer umzubauen aber dieser Umbau begann erst 1621.

Wegen der Münzverschlechterungen infolge des Dreißigjährigen Krieges übernahm Kurfürst Johann Georg I. die Mühle und ließ sie zu einem Silberhammer umbauen, die arbeitete aber nur 2 Jahre lang. Der Rückbau zur Mühle war zu unrentabel, so dass der Kurfürst den Hammer 1629 an einen Scherenschmied verkaufte der aber wirtschaftlich wenig Glück hatte und durch die Kriegswirren bereits 1631 wieder aufgab.

Seit 1632 arbeitete der Hammer dann als Kupferhammer, bis sein neuer Besitzer die Anlage 1642 wegen der Nöte des noch immer andauernden Dreißigjährigen Krieges verließ. Danach stand der Hammer nur zwanzig Jahre nach seinem Umbau wieder still.

Erst 1657 wurde er wiederbelebt, als der neue Eigentümer, ein Annaberger Kaufmann namens Gottfried Rubner, ihn zu einem Zain-, Zeug- und Schaufelhammer umbauen ließ. Denn der wirtschaftliche Aufschwungs nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte einen wachsenden Eisenbedarf.

Der Eisenhammer erlebte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts seine Blütezeit. Er entwickelte sich zu einem wichtigen Bergbauzulieferer im Raum Annaberg und versorgte die Bergleute mit Schlägel, Eisen und anderem Gezähe. Aber auch landwirtschaftliche Geräte und Kunstschmiedearbeiten wurden hier gefertigt, von denen man im Museum noch einige bewundern kann.

Am 6. Februar 1692 brannte der Hammer dann bis auf die Grundmauern nieder. Dem damaligen Schmied ging es aber so gut, dass er die Anlage gleich wieder aufbauen konnte. Beim Wiederaufbau entstand aus dem ehemaligen kleinen Wohnhaus das repräsentative barocke Hammerherrenhaus im Fachwerkstil.

Im Jahr 1904 wurde der Hammer dann wegen der veralteten Anlagen stillgelegt, seitdem kümmerten sich Heimatfreunde und Museen um den Erhalt des Hammers. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Hammerwerken im Erzgebirge stand in Frohnau kein Hochofen, das Roheisen wurde angeliefert.

Von den einst zahlreichen sächsischen Hammerwerken sind neben diesem Frohnauer Hammer nur der Eisenhammer Dorfchemnitz, der Althammer der Saigerhütte Grünthal und das Freibergsdorfer Hammerwerk noch voll funktionsfähig erhalten.







Rundgang

1925 konnten die drei Schwanzhämmer wieder in Funktion vorgeführt werden. Die Welle aus einem ganzen Baumstamm wird hier von einem oberschlächtigen Wasserrad angetrieben. Nach mehr als 50 Jahren wurde sie im Jahr 2014 erneuert, die alte Welle stammte aus dem Jahr 1958. Die Hämmer selbst haben Gewichte von 100, 200 und 250 kg. Sie entwickeln eine Schlagkraft von bis zu 12 Tonnen.

Auch wir kamen in den Genuß einer Vorführung, das Wasser wurde auf das Mühlrad gelassen und der Krach im Inneren war bei der Aktivierung des Hammers gewaltig. Dabei wird bei Vorführungen nur der kleine Hammer in Betrieb gesetzt, was schon eindrucksvoll genug ist. Zapfen auf der Welle drücken das Ende des Hammerstiels herunter, der Hammerkopf geht nach oben. Die Welle dreht sich weiter, der Zapfen gibt das Ende frei und der Hammerkopf fällt herunter. Mit der Wassermenge auf dem Rad wird die Schlagfrequenz verändert, durch Verschieben des Hebelpunktes in der Hammerführung wird die Schlaghöhe angepasst. Mittelalterlicher Maschinenbau vom Feinsten.

Gut erhalten sind hier auch zwei riesige Blasebälge, die durch ein weiteres Wasserrad angetrieben werden und welche die Feuer zum Glühen des Halbzeugs angefacht haben. Zum Halten und Tragen der Werkstücke hängen dutzende verschiedener großer Zangen bereit, je nach Zweck und Größe des Endproduktes unterschiedlich geformt.

Weiter geht die Führung in ein Nebengebäude, in dem eine wasserradbetriebene Freihanddrehmaschine sowie eine Bohrspindel besichtigt werden kann. Zum Museumskomplex gehören aber neben der Hammerschmiede auch Räume mit Ausstellung zu den kunstvollen Schmiedeerzeugnissen, die wir alleine durchstreifen konnten während unsere Führer draussen warteten.

Wir dachten schon, die Führung wäre zu Ende, so es kam noch was. Zusammen überquerten wir die Straße und dort wurde eine Tür aufgeschlossen. Dahinter verbirgt sich eine Volkskunst-Galerie und ein riesiger mechanischer Heimatberg. Hier bekamen wir dann noch einmal an Hand dieser Modell-Darstellung alles erklärt, was den Bergbau in der Region ausmachte. Auf verschiedenen Ebenen eines aufgeschnittenen Bergwerks und in kleinen Dioramen an der Oberfläche wird das Handwerk auch in Bewegung gezeigt.

Nach einer guten halben Stunde Führung waren wir aber immer noch nicht am Ende, denn nun besuchten wie eine Klöppelstube über der Gaststätte Fohnauer Hammer in dem im Jahr 1697 fertiggestellten Herrenhaus.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewannen Klöppeln und Bortenwirken wirtschaftliche Bedeutung in Annaberg-Buchholz, vor allem durch die Unternehmerin Barbara Uthmann. Hier in den Wohnräumen der ehemaligen Hammermeisterfamilie Martin erklärt und zeigte uns eine Klöpplerin die traditionelle Technik des erzgebirgischen Spitzenklöppelns. Sie konnte in atemberaubenden Geschwindigkeit Klöppelspitzen herstellen.








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