| Weltreisen | Deutschland | Rheinland-Pfalz | Pfalz Historisches | Site-Map | HOME |

| Nebengebäude |

VILLA RUSTICA

Durch einen Hinweis, den wir im Zimmer vom Hotel Ketschauer Hof in Deidesheim fanden, wurden wir auf die Ausgrabungen Villa Rustica im benachbarten Wachenheim aufmerksam. Das wollten wir uns ansehen und machten uns gleich noch vor dem Frühstück auf den Weg, denn die Sonne schien gerade so schön.

Die Anlage befindet sich direkt an der Bundesstraße 271 zwischen Wachenheim und Friedelsheim, es gibt dort ausgeschilderte Parkplätze für Besucher.

Die Anlage ist etwas Besonderes und kostet keinen Eintritt. Im Jahr 1980 wurden bei der Rebflurbereinigung alte Mauerreste entdeckt. Die Fläche wurde aus der Bewirtschaftung herausgenommen und von der öffentlichen Hand angekauft. Mit Mitteln des Landes, des Landkreises sowie der Verbandsgemeinde und Stadt Wachenheim konnten große Teile der Grundmauern restauriert werden und sind heute als Freilichtmuseum zugänglich. Man kann sich frei auf dem grünen Gelände bewegen und sich die Reste eines römischen Gutshofes des 1.-5. Jahhunderts ansehen.

Vor knapp 2000 Jahren wussten schon die Römer das angenehme Klima und die anderen Vorzüge der Pfalz zu schätzen und ließen sich vor allem an der heutigen Weinstraße nieder. Solche Hofanlagen, die Villae Rusticae genannt wurden, spielten bei ihnen eine wichtige Rolle: Sie waren das Rückgrat der Lebensmittelversorgung im Römischen Reich. Von den Landgütern aus wurden riesige Ländereien verwaltet und bewirtschaftet.

Zuerst einmal hat man eine gute Übersicht von einem kleinen Aussichtshügel über das Freilichtmuseum, hier verschafft man sich einen Überblick über das Gelände. Die Größe und die Anordnung der Gebäude aufgrund der nachgemauerten Grundrisse sind gut erkennbar. Über dem westlichen Teil des Hauptgebäudes mit Keller und Badetrakt wurde ein Schutzdach errichtet. Auf dem Gelände gibt es eine Bank zum Ausruhen und es werden Pflanzen gezeigt, die hier schon zur Römerzeit angebaut wurden.

Man braucht einige Zeit um sich die hier aufgestellten, sehr interessanten Schilder durchzulesen. Gut verständlich erkären die Schautafeln mit vielen Informationen zum Beispiel welches Gebäude wie genutzt wurde und welche Eigenheiten es hatte. Konzipiert und ausgeführt wurde die Beschilderung von Prof. Dr. Helmut Bernhard vom Landesamt für Archäologische Denkmalpflege Speyer.

Der Beginn der römischen Besiedlung ist um 20 n. Chr. nachgewiesen, zunächst mit einigen Gebäuderesten in Holzbauweise. Die Anlage wurde dann sukzessive immer mehr erweitert, die heute sichtbare rekonstruierte Substanz gehört größtenteils zur bereits weit entwickelten Anlage des 3. Jahrhunderts nach Christus.

Eine Landkarte mit römischen Siedlungen zeigt auch gut den Unterschied zum Mittelalter. Im römischen Reich konnte die ländliche Oberschicht auf seinen Landgütern die Sicherheit einer Zentralgewalt mit Militärstützpunkten genießen. Befestigungen und Soldaten gab es auf den Gutshöfen nicht, später brauchten die Besitzenden im Kampf jeder gegen jeden eine Burg auf beinahe jedem Hügel.

Im 5. Jahrhundert fiel das Hauptgebäude einem Brand zum Opfer. Die Anlage blieb aber bis weit in das 5. Jahrhundert in verringertem Umfang weiterhin besiedelt, im Bereich des Speicherbaus wurden die Besitzer bestattet. Die Steinsarkophage sind ebenfalls vor Ort ausgestellt und unten auf den Fotos zu sehen.

Die 1,5 Hektar große Anlage beherrscht das Haupt- oder Herrenhaus, dem eine U-förmige, dreiseitige Portikus vorgelagert war. Die Fassadenfront hatte eine Gesamtlänge von 65 Metern. Es gab eine repräsentative Empfangshalle und die Wohnfläche betrug etwa 2.150 m².

Rund um einen Innenhof oder eine Halle lagen zwei größere Wohnräume und rückwärtig schloss sich ein längerer Korridor an. Neben dem Hauptgebäude befand sich ein 12x4 Meter grosser Keller mit sechs Fensternischen und neun Rundbogennischen.

Dahinter, an der Nordwestecke des Gebäudes lag ein Badetrakt, vermutlich das Bad des Besitzers. Es wurde anfangs vom Hauptgebäude aus beheizt, mit der Anlage des Kellers wurde südlich ein Heizkanal hinzugefügt. Erhalten ist auch eine steinerne Rinne, über die das Wasser aus dem Bad wieder abgeleitet wurde.

In einer späteren Bauphase wurde ein zweites Bad angebaut, das vermutlich vom Gesinde genutzt wurde. Die Auslagerung solcher Gebäudeteile, die durch Heizanlagen mit Feuergefahr, Lärm- und Geruchsbelästigung verbunden waren, ist häufiger an römischen Villen zu beobachten.






Nebengebäude

Neben dem Hauptgebäude kann man auch die Reste einiger Nebengebäude erkennen, sie wurden vorwiegend östlich und nördlich des Hauptgebäudes ausgegraben. Ein großer Wirtschaftsbau östlich der Anlage diente größtenteils als Stall, im nördlichen Gebäudeteil befand sich ein kleiner Wohntrakt, der über eine Kanalheizung verfügte. Nordwestlich davon und östlich des heutigen Eingangsbereiches befand sich ein größerer Speicherbau, der einen älteren Räucherofen sowie eine Getreidedarre überlagerte.

Ein weiteres Nebengebäude befand sich nordwestlich des Hauptgebäudes, es liegt heute noch unter den Reben und wurde nicht ausgegraben. Die Lage mehrerer Anbauten an das Hauptgebäude und einer Tenne sind im Freigelände mit Steinplatten markiert. Zwischen diesen Gebäuden findet man auch einen Brunnen, einen Ofen und einen Kalkbrennofen. Was man hier heute erkennen kann ist alles rekonstruiert.

Nach unserem Besuch fuhren wir dann weiter zur Wachtenburg, die hoch über Wachenheim liegt und von der Villa Rustica aus zu sehen ist.

Unten ist ein Video eingebunden, das bisher unveröffentlichte Fotos der spektakulären Entdeckung des heutigen Kulturdenkmals Villa rustica Wachenheim und seiner Fundstücke zeigt, produziert von WeinKunstPfalz 2016.






Videos zum Thema

Google Map zum Thema

Villa Rustica

| Weltreisen | Deutschland | Rheinland-Pfalz | Pfalz Historisches | Site-Map | HOME |

| Datenschutz | Impressum |