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SCHLOSS PILLNITZ

Im Grunde war unser Aufenthalt in Pillnitz für uns eine ziemliche Enttäuschung. Wir hatten uns extra für 4 Nächte im Schlosshotel Pillnitz direkt auf dem Schlossgelände einquartiert, um in den wunderschönen Parkanlagen spazieren zu gehen. Mit der Schlösserlandkarte Sachsen hatten wir hier freien Eintritt in Schloss und Park.

Pilnitz kann nichts dafür, aber in der Woche vor unserer Ankunft gab es einen Herbststurm namens Ignatz und in Folge war die gesamte Parkanlage auch eine Woche danach noch immer gesperrt. Nicht mal ins Palmenhaus kamen wir rein. Auf 660 Quadratmetern hätten wir hier exotische Pflanzen aus Südafrika, Australien und Neuseeland entdecken können. Darunter auch die 250-jährige Kamelie, die in den Wintermonaten durch ein fahrbares Glashaus geschützt ist. Im Winter zieht der beleuchtete Christmas Garden Dresden zahlreiche Besucher an.

Damit hatten wir nicht gerechnet und konnten so nur am Elbufer und im nahen Weinberg spazieren gehen und waren entsprechend enttäuscht und etwas frustiert. Na ja, dafür waren wir dann an einem Tag noch spontan in Meißen und auf der Albrechtsburg, das war eigentlich gar nicht geplant.

Womit wir ebenfalls nicht gerechnet hatten war die Tatsache, das man im Schloss Pillnitz nicht fotografieren darf. Das hat uns den Aufenthalt doch ein wenig vermiest, in allen anderen Schlössern war das möglich - oder man musste eine kleine Fotogebühr zahlen, wie zum Beispiel in Augustusburg. Dort bekam man einen Sticker für auf die Jacke und durfte dann fotografieren. Nicht so in Pillnitz. Da wir die Kamera offen umhängen hatten, wurden wir stets vom Personal misstrauisch beäugt und verfolgt.

Anfang des 18. Jahrhunderts schenkte August der Starke Schloss Pillnitz seiner Geliebten, der Gräfin Cosel. Nachdem er ihrer überdrüssig wurde, wurde sie auf die Burg Stolpen verbannt, die wir am Sturmtag besucht hatten.

Danach ließ der Kurfürst dieses beeindruckende Berg- und das Wasserpalais errichten. 1721 wurde am Elbufer das Wasserpalais in Form von drei getrennten Pavillons fertiggestellt. Im Jahre 1722 verband man die beiden Seitenpavillons durch Gänge mit dem Mittelpavillon. Die elegant geschwungene Schlosstreppe wurde 1724 als grandiose Schiffstreppe bis zur Elbe hinunter verlängert, hier kann man am Abend schön sitzen und den Sonnenuntergang auf der Elbe beobachten und sich fühlen, als säße man in Venedig am Canale Grande. Die gegenüber dem Wasserpalais gelegene 900 Meter lange und 10,5 Hektar große Pillnitzer Elbinsel ist seit 1924 ein Naturschutzgebiet. Hier sind noch Reste eines Auwaldes, wie er ursprünglich im ganzen Elbtal verbreitet war.

In den Jahren 1723/1724 entstand das Bergpalais als Spiegelbild zum Wasserpalais, dazwischen lag der Lustgarten und südlich das alte Schloss. Die Treppe wurde als Anlegestelle für die aus Dresden eintreffenden Gondeln fertiggestellt.

Kurz nach Fertigstellung der gesamten Anlage fand 1791 eine Fürstenzusammenkunft statt, deren Ergebnis als Pillnitzer Deklaration in die Weltgeschichte einging.

In diesem Lustschloss, das malerisch im Elbtal mit seinen Weinbergen liegt, residierte im Sommer der sächsische Hof. Die Architektur vereint barockes und fernöstliches und gilt als hervorragendes Beispiel für die Chinamode des 18. Jahrhunderts. Wir waren natürlich zu unterschiedlichen Tageszeiten und Lichtstimmungen vor Ort.






Im Neuen Palais

Sehr interessant ist das Innere des Schlossmuseums, Eintrittskarten bekommt man in der Alten Wache. Nachdem 1818 das Renaissanceschloss durch ein Feuer zerstört wurde, entstand an dessen Stelle das Neue Palais. Das Museum ist von April bis Oktober geöffnet, in den übrigen Monaten hat es Winterpause.

Im Inneren sieht man als Besucher Dresdens einzigen klassizistischen Kuppelbau. Sechs freistehende korinthische Säulen auf jeder Seite des quadratischen Raumes tragen die kassettierte Hängekuppel und Carl Christian Vogel von Vogelstein bemalte die Wände. Auserdem bemalte er auch im Jahr 1829 die einschiffige Katholische Hofkapelle mit einem Marienzyklus al fresco.

Die Dauerausstellung "Vom Spielschloss zur Sommerresidenz" enthält neben einer Wettiner-Ahnengalerie mit Grafiken und Büsten sächsischer Herrscher auch Gebrauchsgegenstände des sächsischen Hofes. Die moderne Ausstellung erzählt in mehreren Räumen von der Geschichte der Anlage und über das höfische Leben in Schloss und Park von Pillnitz und es gibt eine Ausstellung über die botanische Sammelleidenschaft Friedrich Augusts des Gerechten.

Ganz besonders beeindruckend ist die Königliche Hofküche im Keller, sowas haben wir bisher in keinem anderen Schloss gesehen. Ich hätte ja gerne ein paar Fotos davon gemacht, habe mich aber natürlich an das Fotografierverbot gehalten. Da wir fast alleine hier unten unterwegs waren, wurden wir die ganze Zeit von einem Museumwärter verfolgt, der im Hintergund immer aufpasste, dass wir ja nichts kaputt machen oder fotografieren.

Diese Königliche Hofküche musste täglich sowohl die Königsfamilie als auch den Hofstaat mit den Bediensteten versogen, das waren mindestens 70 Personen. Um die Abläufe zu optimieren, wurde schon damals streng nach Tätigkeiten strukturiert: Hier kann man die Bratseite, die Mundseite, die Backseite, eine Spickkammer, das Fleischgewölbe, die Eisgrube und die Verwaltung in der Küchenschreiberei besichtigen. In jedem Küchenbereich gab es einen verantwortlichen Koch mit seinem Personal. Insgesamt arbeiteten hier gleichzeitig 27 Angestellte, alle koordiniert vom Küchenmeister und seiner Schreiberei. In mehreren Räumen gibt es große Grills für Wild umd mehrere Herde, die mit Öfen kombiniert sind und für die unterschiedlichen Zubereitungsmethoden verschiedene Temperaturzonen bieten. Zum Schutz vor Kälte oder Ausrutschen standen die Köche an den Herden und an den dazwischen liegeneden Zubereitungstischen auf Holzrosten, nicht direkt auf dem Kellerboden.

Bei dem Brand des alten Renaissanceschlosses im Jahr 1818 ging ein Großteil des Kücheninventars verloren, sodass die Hofküche neu eingerichtet werden musste. Das Königshaus dankte im Jahr 1918 ab und die Räume wurden anderweitig genutzt. Die Raumstruktur und fast das gesamte Inventar waren 2000 zu Beginn der Rekonstruktion zerstört oder verloren, seit 2003 sind die Arbeiten abgeschlossen und alles erstrahlt hier wieder im alten Glanz. Schriftliche Quellen, Bilder und bauarchäologische Spuren halfen bei der Wiederherstellung. Jetzt fehlen hier nur noch die Gerüche und die Betriebsamkeit.

Die Möbel und Teile der Kochmaschinen sind alle historisch korrekte Nachbauten, die Ausstattungsstücke Ankäufe. So stammt das hier ausgestellte Küchenkupfer vom sächsischen Hof. Bemerkenswert sind die Flutmarken der Elbefluten an den Küchengewölben. So gab es von 1800 bis 1900 sicher über ein Dutzend Fluten, die oft bis zur Decke in der Küche standen, im 20. Jarhundert waren es nur drei. In den ersten 20 Jahren des 21. Jahrhunders waren es schon wieder zwei - ordenliche geschichtliche Aufzeichnungen sind doch hilfreicher als das Generationengedächnis, welches doch nur 3 Generationen zurück reicht.





Berg- und Wasserpalais

Im Bergpalais befindet sich das Kunstgewerbemuseum. Zu den Schwerpunkten der Sammlung zählen sächsisches Kunsthandwerk, insbesondere Glas, Möbel und Zinn. Aber auch Lackarbeiten und Textilien. Das Kunstgewerbemuseum Dresden ist eine der ältesten Sammlungen ihrer Art. Das Bergpalais empfängt die Besucher nach dem Eingang mit einem im Stil des Japonismus gestalteten, sehr beeindruckenden Hauptsaal. Hier durfte ich auf Nachfrage ebenfalls fotografieren.

Im Westflügel und im Obergeschoss zeigt eine Dauerausstellung die Entwicklung des Kunsthandwerks vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis hin zum zeitgenössischen Design.

Im Wasserpalais bilden normalerweise sächsisches und europäisches Kunsthandwerk des 17. und 18. Jahrhunderts den Schwerpunkt der Ausstellung. Bei unserem besuch gab es hier eine Sonderausstellung über Plauener Spitze. Da wir noch nicht in Plauen waren, fanden wir das ganz interessant und hier durfte man auch fotografieren, wir haben extra nachgefragt. War ja auch nicht so viel zu sehen wie im Schlossmuseum. Aber hier ging es von der technischen Entwicklung schnell weiter von klassischen Motiven zu Stoffen mit Spitze als Ausdruck in Mode und Kunst. Aber die Kunstschule in Plauen war bezüglich stilistischer Entwicklungen offenbar so modern orientiert, daß sie den Nazis zuwider war. Die ganze Entwicklung wurde als entartet disqualifiziert und künstlerisch führende Professoren entlassen.




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