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NONNENMATTWEIHER

Wenn wir an den herbstlichen Schwarzwald denken und gleichzeitig an "Kanadische Momente", dann fällt uns auf Anhieb der Nonnenmattweiher bei Neuenweg in der Gemeinde Kleines Wiesental im Landkreis Lörrach ein.

Hier kamen wir vorbei auf dem Weg von Menzenschwand in Richtung Blauen, unterwegs mit dem Auto auf der L 131. Wir hatten den See auf Google Maps entdeckt und spontan beschlossen, dort einen Spaziergang zu machen. Am Abend wollten wir unsere Ferienwohnung in Müllheim erreichen.

Der Tag war sonnig und schön, die Landschaft im Hochschwarzwald wunderschön. Für einen Ausflug auf Gipfel des nahen Belchen hatten wir leider zu wenig Zeit. Wir konnten ihn aber unterwegs sehen, denn er überragt die gesamte Region.

Ziemlich früh, noch vor Mittag, kamen wir an. Nur zwei Autos standen auf dem Parkplatz und wir wanderten bei schönstem Wetter los, einmal rund um den See. Das Restaurant Fischerhütte am Wegrand hatte noch nicht geöffnet und am Wegrand grasten einige Ziegen in einem Gehege, sie lagen malerisch auf abgesägten Baumstümpfen. Auch einige Eichelhäher konnten wir entdecken und Greifvögel zogen am Himmel ihre Kreise.

Am Seeufer angekommen waren wir sofort begeistert, hier erinnerte uns wirklich vieles an unseren Kanada-Urlaub im Herbst. Der See liegt in einem ovalen Kessel der ringsum von steilen, waldigen Bergen umgebenen ist. Die bunten Bäume spiegelten sich im Wasser, am Ufer standen Bänke zum Genießen und Ausruhen.

Rund um den mit einem kurzen Damm in einer Schlucht aufgestauten See befindet sich das gleichnamige Naturschutzgebiet mit einer Größe von rund 70 ha. Der Name Nonnenmattweiher geht auf die früher gebräuchliche Bezeichnung für zur Mast vorgesehene Kühe, sogenannte Nonnen, zurück. Sie weideten früher auf den Matten oder Wiesen rundum.

Der See liegt ca. 915 m ü. NHN und ist fast 325 m lang, 200 m breit und bis zu 7 m tief. Er wird vom westlich am Heubronner Hang entspringenden Weiherbach gefüllt, von diesem ostwärts durchlaufen und über den Klemmbach, die Belchenwiese und die Kleine Wiese zur Wiese entwässert.

Eigentlich ist der See ursprünglich als Karsee durch einen Gletscher in der Eiszeit entstanden, war aber wohl schon im Mittelalter verlandet und von einem Hochmoor eingenommen. Der Aufstau als Mühlenweiher für die weiter tabwärts liegenden Mühlen im Jahre 1758 sollte am Anfang auch der Forellen- und Karpfenzucht dienen. Da aber mit dem Aufstau das überflutete Moor am Grund abriss und infolge von Gärungsprozessen aufschwamm war ein Befischen hier nicht möglich.

Am 1. März 1922 hielt der vom Regen durchgeweichte Damm dem Wasserdruck nicht mehr stand und die Flut verwüstete die Ufer bis weit hinab ins Kleine Wiesental. Es gab Verwüstungen, beschädigte Häuser in Heubronn und besonders in Bürchau. Das Seebecken lag danach trocken bis zur Wiedererrichtung des Damms im Juni 1934. Das Gewässer wurde noch 2 Meter höher als vorher aufgestaut, das Moor schwamm dadurch noch großflächiger auf.

Bis heute bildet es eine schwimmende Torfinsel, ein Phänomen, das man auch im Huzenbacher See im Nordschwarzwald und im Kleinen Arbersee im Böhmerwald findet. Im Juli 2018 brach ein 35 Quadratmeter großes Stück dieser Torfinsel ab und trieb auf den Ablauf des Weihers zu, den es zu verstopfen drohte. Im Oktober wurde das abgebrochene Stück gerettet, indem es wieder an die Torfinsel gezogen und mit dieser verbunden wurde.








Am Seeufer

In den Sommermonaten ist der Nonnenmattweiher als Naturidyll wie als Badesee ein beliebtes Ausflugsziel, dann darf man hier im Weiher auch baden und es ist sehr voll hier. Die nördliche Hälfte des Sees ist zum Baden durch eine Barriere aus schwimmenden Baumstämmen von dem Südteil mit der Torfinsel abgegrenzt.

Die einmalige schwimmende Torfinsel darf aber nicht betreten werden, sie weist die Vegetation von Flach- und Übergangsmooren auf. Um und auf dem See haben sich zahlreiche seltene Pflanzen angesiedelt, es gibt hier die Quendelblättrige Kreuzblume und Arnika. Sie stehen in Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Der Weiher und seine Umgebung konnte sich 50 Jahre lang weitgehend ungestört entwickeln und die Natur dankte es. Es entstand ein Ort, der Naturfreunde anzog. Der Wald hatte sich rundum ungestört ausgedehnt und die Bäume wurzelten bis unmittelbar an die Ufer, Äste hingen weit über der Wasseroberfläche.

Dann kam der Sturm Lothar, ein Jahrhundertsturm. Die Folgen kann man im Nordschwarzwald auf dem Lotharpfad sehen. Doch hier am Nonnenmattweiher fiel kein Baum, wie durch ein Wunder wurden die Baumriesen verschont.

An Pfingsten 2004 geschah dann das Unglaubliche: Zahllose Bäume wurden Opfer von Kettensägen. Denn der See solle Licht bekommen, das Wasser sollte nicht länger durch herab fallendes Laub "verschmutzt" werden. Naturfreunde versuchten noch während der Fällaktion dagegen vorzugehen, doch der Schwarzwaldverein und das Regierungspräsidium reagierten erst, nachdem alles vorbei war.

Der Schaden war angerichtet, danach gab es noch einige weitere Aktionen die den Naturschutz unterwanderten. Wegen einer Langlaufloipe mussten Bäume weichen und der Wald wurde ausgedünnt um ihn wieder zu beweiden. Und immer wieder gibt es Ärger um Hunde, die trotz ausdrücklichen Verbotes unangeleint auf dem Gelände herumstreifen und von ihren Besitzern nicht daran gehindert werden, im See zu baden.

Von den Problemen bekamen wir an diesem sonnigen Herbsttag nicht viel mit, es waren nur wenige Spaziergänger hier unterwegs. Auf unserer Tour rund um den See wurde aber schon deutlich, dass der Schutz dieses einzigartigen Refugiums und seine touristische Nutzung ein stetiger Balanceakt bleiben wird.

Die bunten Blätter bildeten eine schöne Kulisse und wir versuchten einige Vögel mit dem Telepbjektiv abzulichten. Im klaren Wasser am Zufluss schwammen einige Forellen bis nah an das Ufer.

Danach gingen wir zum Parkplatz zurück, die Außengastronomie in der Fischerhütte hatte sich nach Öffnung um 11:00 Uhr in der Zwischenzeit schon gut mit Besuchern gefüllt. Wir hätten hier keinen Platz mehr bekommen, aber wir hatten bei dem schönen Wetter ja spontan noch einen Abstecher auf den Blauen geplant. Die Fahrt über Badenweiler hoch auf den Gipfel dauerte vom Nonnenmattweiher aus ca. 45 Minuten.








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