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WHALE WATCHING

Die Gewässer rund um die Azoren sind außergewöhnlich artenreich und bieten Lebensraum für zahlreiche Meeresbewohner. Sobald man mit einem Boot herausfährt oder auf eine Fähre steigt sind auch Delfine häufige Begleiter. Mit etwas Glück sieht man dann die flinken Tiere in der Bugwelle auftauchen, mehr dazu auf der Seite Im Meer.

Die Azoren sind weltweit bekannt für ihre guten Walbeobachtungen, insbesondere auf den Inseln São Miguel, São Jorge, Pico und Faial. Natürlich wollten wir unbedingt auch einmal mit einem Boot rausfahren und unser Glück versuchen. Eine Garantie gibt es in freier Natur natürlich nie, aber hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, bei einer Fahrt mindestens 2 verschiedene Arten von Meeressäugern zu sehen.

Dabei wird der Skipper von Land aus unterstützt. Man nennt die Posten dort Vigias, das ist portugiesisch für Beobachter oder Wächter. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Organisation von Waltouren, obwohl moderne Technik verfügbar wäre.

Viele Vigias sind Nachfahren der alten Walfänger, die bis in die 1980er Jahre aktiv waren. Sie verfügen über langjährige Erfahrung in der Sichtung von Meeressäugern. Heute arbeiten sie für die Walbeobachtungs-Unternehmen um die Touranbieter zu unterstützen und die Kapitäne zu den gesichteten Meeressäugern zu leiten. Und das nur mit leistungsstarken Fernrohren oder Teleskopen und Funkgerät oder Handy zur Kommunikation mit den Booten.

Mit ihrtem Gerät scannen die Posten stundenlang das Meer vom Land aus. Sobald sie eine Fontäne, Rückenflosse oder Bewegung entdecken, melden sie die Position an das Tourboot per Funk. Dabei arbeiten alle Veranstalter zusammen. Die Methode ist schneller und schonender als Radar oder Echolot, das Wale stören kann. Außerdem wird so die historische Praxis des Walfangs mit dem modernem Naturschutz verbunden, also eine Art kultureller Umkehr, die so für alle Beteiligten lohnenswert ist.

Wir wollten unbedingt hier in Pico eine Waltour machen, leider war das Wetter sehr unbeständig und auf Regen im Schlauchboot hatten wir keine Lust. Daher beschlossen wir, als der Wetterbericht gerade eine gemäßigte Periode anzeigte, spontan in den Süden nach Lajas do Pico zu fahren, um am Nachmittag noch einen Platz auf einem der Boote zu bekommen.

Es gibt hier mehere Anbieter. Zuerst haben wir bei Espaço Talassa gefragt, das war der erste nachhaltige Walbeobachtungsanbieter auf Pico mit Fokus auf Forschung und Bildung. Doch die waren komplett ausgebucht. Da alle Anbieter hier so ungefähr das gleiche Angebot haben, hatten wir direkt nebenan noch Glück und erwischten zwei freie Plätze.

So wurden wir Kunde von Bela vista whale and Dolphin watching.

Die Leute dort waren sehr nett und wir bekamen sogar einen Last minute Sonderpreis von 50,00 Euro pro Person. Wasserdichte Kleidung und Schwimmweste bekommt man vor dem Start, ebenso eine kurze Einweisung. Die Betreiberfamilie schnitzt auch wunderbare Dinge aus Walknochen und Lavasteinen, die im kleinen Geschäft verkauft werden. Ausserdem betreiben sie ein kleines Hotel in der Gasse hinter der Hafenfront direkt in der Altstadt.









Sichtungen

Da sich außer uns nur noch eine kleine Gruppe und zwei weitere Einzelpersonen angemeldet hatten durften wir sogar als erste auf das Zodiac. Das Sitzen auf einem Zodiac beim Whalewatching auf den Azoren ist ein ganz besonderes Erlebnis: intensiv, dynamisch und mit unmittelbarem Kontakt zur Natur. Die schnellen und wendigen Schlauchboote mit festem Rumpf untendrunter sind hier für Meeresausflüge sehr beliebt. Außenbordmotoren mit 250 bis 350 PS treiben die Boote bei Bedarf mit 35 Knoten (fast 65 km/h) über das Wasser - ganz so schnell sind wir aber nicht gefahren.

Die beiden anderen Einzelgäste hatten Angst vor Seekrankheit und Rückenbelastung und wollten lieber hinten sitzen. So kamen wir in den Genuß von Plätzen in der ersten Reihe.

An diesem Tag war das Meer besonders ruhig, leider ohne Sonne, und hier wurde man zwar etwas mehr durchgeschüttelt, hatte aber einen wunderbaren Blick ohne Vordermann. Dabei sitzt man auf einem kleinen Sattelsitz und hält sich an einem davor aufragendem Griff fest - wei ein Rodeoreiter. Nur wenige Zentimeter über der Oberfläche wird man hier vorn nicht nass gespritzt und konnte seine Beine auch mal nach vorne ausstrecken.

Der überdachte Steuerstand ist hinten in der Mitte, der Guide steht auf dem Bootsrand danebenund hält sich an den Streben der Überdachung fest, die Gäste auf den Einzelsitzen oder Bänken schauen nach vorne. Wir waren happy, die Fahrt mit einem Zodiac macht riesig Spaß. Nach ein paar Stunden ist es allerdings recht anstrengend und danach waren wir für den Rest des Tages glücklich, aber fix und fertig.

Hätte es an diesem Tag mehr Wellen gegeben, wären wir nicht ganz nach vorne gegangen. Denn Rücken oder Knie werden hier durch die harten Stöße beim Aufprall auf die Wellenkämme besonders beansprucht. Der Fahrtwind ließ mir die Tränen übers Gesicht laufen, das war am Anfang etwas unangenehm. Unsere Smartphones hatten wir mit entsprechenden Trageriemen gesichert, auch für die Brille ist ein Sicherungsband eine gute Idee.

Wir hatten Glück und sahen an diesem Tag ziemlich viele Meeresschildkröten, die Quallen fressend an der ruhigen Oberfläche trieben. Ein kleiner, dunkler Schatten in den Wellen, dann ein kurzer Moment, in dem sie abtauchen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) ist die häufigste Meeresschildkröte rund um die Azoren. Das Zodiac hat zwei Mal kurz angehalten, an den anderen sind wir dann nur vorbei gefahren.

Ab und zu trieb auch eine blau-violetter Blase vorbei, vom Wind getrieben auf der Wasseroberfläche. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine schimmernde, zartviolette Qualle, doch die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) ist in Wahrheit eine Kolonie aus spezialisierten Einzelwesen, die zusammen wie ein Organismus agieren. Die langen Tentakel von diesem Staatsquallentier können mit ihren Nesselzellen schmerzhafte, brennende Verletzungen verursachen. Auch Gelbschnabel-Sturmtaucher sahen wir auf der Wasseroberfläche oder im Flug.

Hier, mitten im Atlantik, fällt der Meeresboden wenige Kilometer vor der Küste auf über 1.000 Meter ab. Das ist ein ideales Jagdrevier für diesen größten Zahnwal der Erde: der Pottwal (Physeter macrocephalus) lebt hier teilweise rund ums Jahr. Auch wir hatten Glück und sahen an diesem Tag eine Mutter mit Kalb.

Pottwale tauchen bis zu 2.000 Meter tief, auf der Suche nach Riesen-Kalmaren. Wenn das Tier nach über einer Stunde wieder an die Oberfläche kommt, dann taucht der tonnenschwere Körper plötzlich auf, grau und schroff, die Haut zerfurcht wie uraltes Lavagestein. Die Spotter an Land sehen den Blas und informieren die Kapitäne. Dann geht es mit hoher Geschwindigkeit zu dieser Stelle, denn nach dem Tauchgang muss sich der Wal über eine Viertelstunde erholen und Luft holen, damit das Blut wieder mit Sauerstoff angereichert wird. So hat man gute Chancen, die still treibenden Tiere zu erreichen. Ihr Abschied zur nächsten Tauchfahrt ist ikonisch: die Fluke, die sich langsam hebt, einen Wasserfall herabregnen läßt und dann senkrecht im Wasser verschwindet. Ein Traum für jeden Fotografen.

Wir sahen auch eine große Gruppe von Rundkopf-Delfinen (Grampus griseus), auch Risso-Delfine genannt. Sie wirken mit ihren großen Körpern und den oft hellen, vernarbten Rücken fast wie kleine Geisterwale. Ihre Haut ist im Laufe ihres Lebens von Narben durch Kämpfe mit Beutetieren, vorwiegend kleinere Kalmare, oder soziale Interaktionen gezeichnet und jedes Tier trägt eine ganz eigene Karte seiner Erfahrungen. Sie sind ruhiger und weniger verspielt als andere Delfinarten, schwimmen oft in kleineren Gruppen umher. Doch als sie sich uns zeigten, war das eindrucksvoll: einige senkrechte Sprünge, kräftige Rücken und das ziemlich dicht am Boot. Rundkopf-Delfine sind scheuer als Große Tümmler und die Begegnung mit ihnen fühlt sich deshalb fast ein wenig wie ein Zufallsgeschenk an.

Nach 3 Stunden waren wir dann müde wieder zurück am Hafen. Im Geschäft bekamen wir dann noch Kaffee, Tee, Saft, Plätzchen und sogar einen lokalen Schnaps angeboten und plauderten noch etwas mit den Besitzern. Es gab auch einen Zettel, auf dem angekreuzt war welche Arten wir bei dieser Fahrt gesehen hatten.

Fazit: Ein toller Ausflug auf der Meeresoberfläche, den wir auf Faial dann ein paar Tage später noch einmal mit einem größeren Boot wiederholt haben.











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