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AUTOFAHREN IN GEORGIEN

Alle warnen davor: Autofahren in Georgien sollte man besser lassen. Der Verkehr ist fürchterlich, die Georgier sind Raser und rücksichtslose Fahrer und überhaupt: geht gar nicht.

Man bewegt sich als Tourist entweder in einer Reisegruppe (nicht unser Ding) oder mietet ein Auto mit Fahrer. Eine andere Möglichkeit, die auch wesentlich preiswerter ist, sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Größere Strecken legt man mit dem Zug oder Bus zurück.

Das verbreitetste Transportmittel in Georgien und dem Kaukasus ist die Marschrutka, ein Minibus mit 12-14 Plätzen. Damit kommt man zwar überall hin, aber es ist eng und die Landschaft kann man dann durch verschmierte Scheiben bewundern. Im Sommer herrscht dann brüllende Hitze, eine Klimaanlage gibt es nicht immer, nur offene Fenster, die den Staub hereinlassen. Dafür zahlt man pro Strecke meist nur wenige Lari pro Person.

Als Fotografen möchten wir überall anhalten und auch kleine Seitenstraßen erkunden können, den Fotorucksack jederzeit greifbar auf der Rückbank. Daher kam nur ein Leihwagen in Frage. Zugegeben, etwas Mut und Erfahrung gehört zum Fahren in Georgien schon dazu. Und uns war schnell klar, dass wir hier ein vernünftiges Allradfahreug mit Untersetzung und Bodenfreiheit brauchten. Nicht nur in den Bergen auf schlechten Strecken, auch um die normalen Straßen mit Schlaglöchern ohne Stress bewältigen zu können.

Das anscheinend unberechenbare Verhalten vieler Verkehrsteilnehmer macht den Verkehr in Georgien für europäischen Fahrer schon gewöhnungsbedürftig. Eine entsprechend defensive Fahrweise ist angesagt. Aber man hat sich relativ schnell daran gewöhnt. Wichtig ist immer sehr vorrausschauend zu fahren und stets mit allem zu rechnen: Schweinen und Kühen auf der Fahrbahn, überholendem Gegenverkehr und vor allem mit plötzlich irgendwo anhaltenden anderen Fahrern - natürlich ohne Blinkeranküngigung. Wenn jemand genervt von einem langsamen LKW oder Traktor zu optimistisch überholt - locker bleiben. Etwas vom Gas gehen und mit einer leichten Lenkbewegung aus einer zweispurigen eine dreispurige Straße machen - schon ist die Situation entschärft. In solchen Momenten sollte man nicht auf seinem Recht beharren...

Verkehrsregeln gibt es, sie werden aber von vielen eher als Empfehlung verstanden. Zebrastreifen und durchgezogene Linien sind oft nur eine Art Fahrbahndekoration. Fußgänger beim Überqueren der Straße wirken sehr schreckhaft und beeilen sich sichtlich, die Fahrbahn so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Das alles gibt einem als Tourist auch eine gewisse Freiheit, denn man kann ebenso überall problemlos an den unmöglichsten Stellen überholen und anhalten, die anderen Verkehrsteilnehmer kennen das schon. Auch Parken in zweiter Reihe oder zu schnelles Fahren scheint selbstverständlich. Mit der Polizei hatten wir keinen Kontakt, obwohl alle anderen beim Erscheinen eines rot und blau blinkenden Polizeiwagens abrupt ordentlicher fuhren. Allerdings wird von der Polizei zumindest auf das Beachten von Überholverbotsschildern und roten Ampeln geachtet.

Obwohl Georgien nicht viel größer als Bayern ist, sollte man die Reisezeiten nicht unterschätzen. Die Hauptstraßen sind gut ausgebaut, aber dim Gebirge kommt man nur langsam voran und auf Nebenstraßen muss man schon mal eine Zeit lang hinter einer Schafherde fahren. Das Land hat in den letzten Jahren einen regelrechten Wirtschaftsaufschwung erlebt und die Infrastruktur des Landes wird zur Zeit überall ausgebaut. Daher ist auch mit längeren Baustellen zu rechnen, so wie auf dem Weg von Mestia nach Ushguli. Die schlechteste von uns befahrene Strecke führte zum Okatse Canyon, die schlechteste Hauptstraße im Südwesten über den Goderzi Pass.




Unser Leihwagen

Unser Leihwagen war ein Nissan Pathfinder mit viel Schnickschnack wie Rückfahrkamera, elektrischem Schiebedach und zugelassen zuletzt in New York State. Daher standen Meilen auf dem Tacho und Grad Farenheit auf der Klimaanlage. Das aus den USA importierte Fahrzeug hatte schon 107.000 Meilen runter, einige Dinge funktionierten nicht mehr so ganz perfekt. Die Klimaanlage hatte z.B. nur 3 Stufen: Minimum 60°F lieferte eiskalt, 61°F neutral, ab 62°F aufwärts wurde geheizt.

Laut Mietvertrag sollte man dem Vermieter alle festgestellten Mängel mitteilen. Da kamen bei uns schon ein paar zusammen: Scheiben-Wisch-Wasserbehälter leck, Bremspedalweg lang und weich (beim zweiten Drauftreten bremste es gut), Licht vorne links ausgefallen, Hinterreifen auf 0,3mm Profil runter, Inspektions-Warnleuchte ständig an - das alles berührte den Fahrer, der das Fahrzeug am letzten Tag wieder abholte, nicht wirklich. Er wunderte sich wohl nur, was ich an dem Top-Auto alles zu meckern hatte.

Im Grunde beschreibt das ganz gut die örtlichen Zustände. Alles was rollt fährt hier solange, bis es wirklich auseinanderfällt. Man muss halt vorsichtig und defensiv fahren, weil man nie weiß, mit welcher Überraschung die anderen gleich um die Ecke kommen. Die Aufmerksamkeit der Polizei wurde von unserem Ein-Auge jedenfalls nicht geweckt.

Auf jeden Fall überzeugt haben die Allradeigenschaften des Pathfinder. Zuschaltbarer Allradantrieb, Automatik, Wahlweise Untersetzung und Sperren - alles drin und zuverlässig. Steile Geröll-Zufahrten zu Sehenswürdigkeiten wie die Kirche Gergetis Sameba hoch über Stepanzminda, die ansonsten eigentlich nur von den lokalen 4WD-Taxis bewältigt werden, schaffte Michael dank einiger Erfahrung damit routiniert und sicher.

Die gemeinste Macke an diesem Wagen war die Tankanzeige. Gleich nach der Übernahme am ersten Tag sind wir an eine Tankstelle, da die Anzeige nur 1/4 anzeigte. Beim Tanken schaltete die Pumpe aber nach 6 Litern wieder ab. Daraus schlossen wir, dass die Anzeige einen Defekt hätte und der Wagen vollgetankt sei. Ein blöder Fehler. In Wirklichkeit war der Tankstutzen oder der Tank nicht mehr original und dies führte beim Tanken zu einem Rückstau. Folglich schaltete die Pumpe ganz schnell ab. Im Tank war aber noch jede Menge Luft. Also mußte Michael bei jedem Tanken dem Tankwart - in Georgien tankt man nicht selbst - beibringen, daß die Zapfpistolenautomatik nicht funktionieren würde. Mit etwas holprigem Russisch: "Njet automatika" klappte das auch fast immer - einige wollten es dennoch erstmal ausprobieren. Aber bis auf einen haben auch alle den Tank mit viel Gefühl ganz voll bekommen.

Aufgrund dieser Fehleinschätzung am ersten Tag hatten wir am dritten Tag eine üble Panne. Mehr zu diesem Abenteuer auf der Seite Aussicht mit Panne



Unterwegs

Wir waren 3,5 Wochen in Georgien und sind quer durch das Land gefahren. In dieser Zeit haben wir einige Regionen nicht geschafft und die letzten drei Tage war das Wetter schlecht, aber gerade das ist ein Grund unbedingt nochmal wieder zu kommen.

In Georgien herrscht Rechtsverkehr und es gelten die europäischen Verkehrszeichen. Geschwindigkeitsbeschränkungen: 60 km/h im Ortsgebiet und 80 km/h auf Landstraßen. Die ersten Autobahnkilometer sind fertiggestellt, von Tbilisi bis ca. 10 Kilometer hinter Gori rollt der Verkehr jetzt vierspurig, hier sind 110 km/h erlaubt. Der weitere Ausbau von Schnellstraßen bis Batumi und Poti ist in Arbeit. Zu beachten ist das absolute Alkoholverbot am Steuer, es gelten 0,0 Promille! Seit 2010 müssen auf den Vordersitzen die Sicherheitsgurte angelegt werden.

In Georgien gibt es viele Autos aus aller Welt und in sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand. Vom dicken neuen SUV bis zum stinkenden Lada aus den Siebzigern, der seine Abgase völlig ohne Katalysator verströmt, ist auf Georgiens Straßen so ziemlich alles unterwegs. Feinstaub ist kein Thema. Defekte Lampen, fehlende Stoßstangen, in Schläglöchern abgerissene Frontspoiler, Risse auf der Frontscheibe - all das hält das Auto doch nicht vom Fahren ab. Man sieht viele sehr alte russische LKW hier und Mercedes ist DAS Auto und Statussymbol für alle, die es sich leisten können.

Deutsches ist sehr beliebt in Georgien, man sieht auch viele Lieferwagen mit deutscher Beschriftung. Wenn viele deutsche Firmen wüssten, dass ihre verkauften Transporter hier noch mit dem Logo und der kompletten Anschrift herum fahren. Wir haben schon alles gesehen, von "Malermeister Schmitz" über "Naturnahe Aquarien" und "Sanitärhaus Meier" bis zum alten Lieferfahrzeug von Edeka. Sogar ein alter "Intourist" Bus ist uns einmal entgegen gekommen. Für die georgischen Käufer sind die originalen Beschriftungen ein Qualitätsmerkmal - außerdem ist eine neu Lackierung nicht umsonst zu haben. Was beim PKW der Mercedes-Benz oder der Opel Astra ist beim Kleintransporter der Ford Transit. Da stimmt für die Georgier die Qualität ebeso wie die Ersatzteilversorgung.

Nicht zu verschweigen ist der Unterschied zwischen dem Fahren in Tbilisi oder anderen Städten und dem Fahren über Land. Am schlimmsten ist der Straßenzustand innerhalb von kleinen Ortschaften. Am Straßenrand wird viel verkauft, meist Obst und Gemüse. Oft dienen Autohaube und Kofferraum als Präsentationsfläche.

Aus Tbilisi sind wir an einem Sonntag am Morgen raus gefahren, wenn sich der Verkehr in Grenzen hält. Leider kamen wir aus Signaghi an einem Samstagnachmittag zurück und mussten zum Hotel Lighthouse Old City. Diese Fahrt war Horror, dicht an dicht fuhren die Autos hier, aus einer zweispurigen Einbahnstrasse wurde ruck-zuck eine dreispurige gemacht. Es gab Staus und wir haben uns in den engen und steilen Gassen des armenischen Viertels verfahren. Danach waren wir dann froh, als wir den Wagen abgeben konnten. Das machen wir nächstes Mal weiter außerhalb der City oder an einem Sonntag.

Tankstellen gibt es überall, mit vielen unterschiedlichen Namen. Es gibt alte, verlassene Bruchbuden und ein paar Kilometer später folgt so etwas Super-Modernes wie die Wissol Tankstelle bei Gori, unten auf einem Foto zu sehen. Manchmal stehen drei moderne Konkurrenten direkt nebeneinander. Fast alle haben Kreditkarten genommen, einmal mussten wir 100 Lari in Bar bezahlen. Also immer genug Bargeld für 2 Tankfüllungen parat halten - wie überall auf der Welt.

Natürlich sind die Georgier selbst sehr neugierig, wie die Touristen ihre Fahrweise beurteilen. Wir fanden es nicht besonders schlimm, und die Georgier trumpfen gern auf: "Wir fahren doch prima, ihr müsstet euch mal in Armenien und Aserbeidschan umschauen, dort fahren sie wirklich wie die Verrückten! Wir hier halten wenigstens an einer roten Ampel!"



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